Was ist los mit Mücken & Co.?
18. Juli 2017 | Umwelt + Verkehr | 10 Kommentare„Wo sind die Insekten hin? Wo sind sie geblieben? …“ Das fragen sich besorgt nicht nur Biologen, sondern irritiert auch mückenempfindliche Spaziergänger in den Halleschen Saaleauen, Biergartenbesucher und Autofahrer. Seit einiger Zeit bleiben offenbar die sommerlichen Insektenschwärme aus, die auf die Windschutzscheiben klatschten, den Autolack verunzierten und den Kühlergrill verstopften.
Die fettigen Insektenreste verschmierten die Frontscheiben, behinderten gefährlich die Sicht. Der Einsatz der Scheibenwaschanlage machte alles nur noch schlimmer. Autolacke litten unter den aggressiven Insektenkomponenten. Beim Aufschlag zerplatzen die Insekten und bilden einen schmierigen Film. Körperflüssigkeiten und Fett greifen den Lack an, brennen sich bei Sonneneinstrahlung ein. Harte Insektenskelettteile verursachen Mikroläsionen im schicken Metallic-Lack. Diverse Mittel zur Entfernung von Insektenresten wurden entwickelt und angepriesen. Sie sind inzwischen zu Ladenhütern geworden. Meine Insektengitter für Fenster und Balkon bleiben unbenutzt im Keller. Das Bundesumweltministerium bestätigte kürzlich den zahlenmäßigen Rückgang von Insektenpopulationen. Um bis zu 80% soll der Rückgang betragen. Das ist kein Zufall. Verantwortlich wird dafür insbesondere der exzessive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft gemacht.
Diese treffen offensichtlich auch harmlose Insekten. Bahnt sich hier schleichend eine Naturkatastrophe an? Insekten sind ja nicht nur lästige Mitbewohner unseres Planeten oder nur gefährliche Krankheitsüberträger. In der Mehrzahl sind sie elementare Glieder in unseren Ökosystemen. Sie sind für die Stoffkreisläufe in der Natur unentbehrlich. Nahrungsketten brechen ohne sie zusammen; denn vielen Tieren dienen Insekten als Nahrung.Das Ausbleiben der stechenden Blutsauger und die sauber bleibenden Windschutzscheiben sind kein Grund zur Freude. Sie sind ein Fanal für ein bedrohliches Umweltproblem.
(H.J. Ferenz)
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Wen in meiner Regentonne sich zu viel Getier entwickelt, hifft ein bisschen Kalk, der schade dem Garten ja nicht.
Und nächste Jahr ist das Geretz eh wieder da!
Aber ich glaube nicht, dass Katzen am Rückgang der Singvögel schuld sind. Es sind die Neonics.
P.S.
Und wieder passiert das, was man immer wieder als politischem Aktionismus der Bundesregierung feststellen kann: Kleingärtnern ist der Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln wie den Neonics verboten, wie auch von Glyphosat etc.
Die Agrarindustrie darf weiter spritzen. Komische Welt.
Die Folge: wir Verbraucher kaufen überteuertes, wirkungslos Zeug von „Bayer Garten“ und fressen entervt, weil die Biokultur im Garten doch nicht gelingen will, die Produkte von Monsanto.
Für die bei uns über der Tür ihr Jungen fütternden Rotschwänzchen gibt es noch genug anderes Getier, was durch die Luft fliegt. Ich kann ohne Mücken leben.
Das Problem ist die lange Verweilzeit in der Pflanze. Das Saatgut wird mit dem Zeug gebeizt, oder die Pflanze einmal gespritzt – das Gift verteilt sich dann in der ganzen Pflanze. Fängt sie an zu blühen, nehmen die Insekten das Zeug mit dem Pollen auf – Exitus.
Aber offenbar sind diese „Neonicotinoide“ wirklich viel grausamer.
Was mich nur wundert: jeglich Art von Pflanzenschutzmitteln wurden ja schon immer (in noch schlimmerer Intensität als jetzt) angewendet. Wieso gab es damals Mücken?
Neonicotinoide:
http://www.geo.de/magazine/geo-magazin/15815-rtkl-tatort-wiese-pestizide-und-das-ende-unserer-insekten
Was ist denn im Vergleich zum Vorjahr in der Landwirtschaft alles passiert?
Geduld!
Warte einfach noch ein paar Jahre ab, bis wirklich alle Insekten aus der Natur verschwunden sind. Bis dahin: Gute Fahrt !
Ich weiß ja nicht wann der Autor des o.g. Textes das letzte mal auf der Autobahn war. Bei mir als Vielfahrer sind die Insekten jedenfalls sehr üppig vertreten. Das ist kein bedrohliches Umweltproblem. Das ist ein Problem der Reinigung, so wie auch schon vor 5 Jahren oder wann auch immer.