Halle-Verkehr(t) – Mängelmeldesystem für Rad-verkehr in Halle

1. November 2017 | Umwelt + Verkehr | 3 Kommentare
Für die Stadt Halle/Saale gibt es bisher kein offizielles Register über Mängelstellen, Gefahrenstellen und Behinderungen des Radverkehrs und des Fußverkehrs. Die Stadtverwaltung plantnach aktuellem Kenntnisstand auch keine Bereitstellung von technischen und personellen Ressourcen für diese Aufgabe. Im bestehenden Bürgerportal “Sag’s uns einfach” können akute Probleme angesprochen werden, darunter sind auch häufig Themen des Radverkehrs und des Fußverkehrs. Die Klärung der angesprochenen Themen innerhalb der Stadtverwaltung erfolgt meist schnell, und in Fällen mit geringem Aufwand gibt es oft erfreulich schnelle Lösungen (Beispiel Grünschnitt oder zerstörte Lichtsignalanlage). Größere und langfristigere Aufgaben oder kontroverse Themen passen jedoch nicht oder nur sehr begrenzt in so ein Bürgerportal, und ein Austausch von Argumenten oder eine Dokumentation von Problemen ist ebenfalls nicht deren Aufgabe.

Screenshot von Halle-verkehrt.de

Für eine ausführliche Dokumentation anhand von Bildern, Texten und Maßangaben wurde jetzt die Webseite halle-verkehrt.de Verkehr und Verkehrtes in Halle/Saale aufgesetzt, begleitet vom Tweet @HalleVerkehrt (twitter.com/HalleVerkehrt). Es werden dabei einige der vielen unzureichenden Radverkehrsanlagen in Halle dokumentiert. Bewertungsmaßstab ist einerseits die alltägliche persönliche Erfahrung und die Unfallsituation (soweit bekannt), andererseits die StVO und die technischen Regelwerke. Das wichtigste Regelwerk stellen dabei die

Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA 2010) dar, die für alle Verkehrssituationen des Radverkehrs Lösungen anbieten und bei Straßenbauplanungen in Sachsen-Anhalt Gesetz sind. Definiert sind dort z. B. Breitenangaben für Radwege und die erforderlichen Sicherheitsabstände. Für eine Reihe von Straßen, wie z. B. der Ludwig-Wucherer-Straße, liegt bereits eine ausführliche Fotodokumentation von Unzulänglichkeiten und Risikostellen vor.
Ein erster Erfolg ist die Ausweisung eines Sicherheitsstreifens neben dem Radweg an der Paracelsusstraße. Derartige Abstände fehlen noch an vielen Radwegen, immer wieder werden durch das Öffnen von Autotüren schwere Unfälle verursacht. Die Webseite wird in ehrenamtlicher Tätigkeit gepflegt und ist auf Unterstützung angewiesen. Daher sei sie allen ans Herz gelegt, die sich für den Radverkehr in Halle interessieren. Besonders wünschenswert wäre es auch, wenn die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung die Seite nutzen würden und zum Anlass nehmen, Radverkehr in Halle sicherer und attraktiver zu gestalten.
Der ADFC will durch die Einbindung eines Mängelmeldesystems die Sensibilität für die Anliegen des Radverkehrs erhöhen und auf die vielen ungelösten Probleme in Halles Straßen hinweisen. Der Mängelmelder erschöpft sich aber nicht nur in Kritik, sondern bietet Lösungsvorschläge an und lässt Raum für Diskussionen. Es sollen auch die positiven Beispiele dargestellt werden um damit ein Feedback geben, wie der Radverkehr der Zukunft aussehen könnte. Die klare Zielstellung ist, dass man sich in Halle schnell, sicher und bequem mit dem Fahrrad und zu Fuß
fortbewegen kann. Gerade in einer Stadt mit schmalen Straßen, sehr kurzen Strecken und ohne hohe Berge besteht noch sehr großes Potential für die ökologisch und ökonomisch sinnvollsten Verkehrsmittel.

Über den ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit mehr als 165.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Der Regionalverband Halle (Saale) hat derzeit ca. 270 Mitglieder. Er bietet diesen die Möglichkeit, sich aktiv für eine umweltfreundliche Verkehrspolitik einzusetzen und bietet Radtouren in Mitteldeutschland an.
Print Friendly, PDF & Email
3 Kommentare

Kommentar schreiben