Kriminalität in Halle: Gewalttaten notieren deutlich schwächer, deutliches Plus im Online-Sektor

17. März 2022 | Soziales | Keine Kommentare

Vorstellung der Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2021 bezogen auf den Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Halle (Saale)

 

  • Weniger Fallzahlen insgesamt;
  • Steigerung der Aufklärungsquote auf über 53 %;
  • Anstieg der Straftaten im Internet;
  • Weiterhin hohes Niveau bei Waren- und Warenkreditbetrug;
  • Rückgang bei den Diebstahlsdelikten;
  • Weniger Delikte beim Wohnungseinbruchsdiebstahl

 

Die Polizeiinspektion Halle (Saale) ist territorial für die kreisfreie Stadt Halle (Saale), den Saalekreis, den Burgenlandkreis und den Landkreis Mansfeld-Südharz zuständig. Die folgende Betrachtung zur Polizeilichen Kriminalstatistik bezieht sich auf den gesamten Zuständigkeitsbereich und die von der Polizeiinspektion Halle (Saale) bearbeiteten Fälle.

 

Anzahl der Fälle

Im Jahr 2021 wurden im Bereich der Polizeiinspektion Halle (Saale) insgesamt 58.902 Straftaten registriert. Das sind 4.359 Fälle weniger als 2020. Das ist ein Rückgang von 6,89 Prozent.

 

Aufklärung

Die Aufklärungsquote lag bei 53,2%. Insgesamt konnten 31.316 Straftaten aufgeklärt werden. Im Jahr 2020 lag die Quote bei 52,1%.

Tatverdächtige

Zu den 31.316 geklärten Straftaten wurden insgesamt 19.389 Tatverdächtige ermittelt. Unter diesen waren 3.577 Nichtdeutsche. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag demnach bei 18,4 Prozent (2020: 17,9 Prozent).

Insgesamt wurden 2.175 Straftaten unter Beteiligung von Zuwanderern begangen. Im Jahr 2020 waren 2.295 Fälle zu verzeichnen. Das ist ein Rückgang um 120 Fälle.

Die Anzahl der Jungtatverdächtigen betrug 3.884. Diese Zahl umfasst alle ermittelten Tatverdächtige unter 21 Jahren.

Von den Jungtatverdächtigen wurden 69 zu den Intensivtätern gezählt (1,8%). Intensivstraftäter sind Menschen, welchen mehr als neun Einzeltaten im Berichtszeitraum angelastet werden. Diesen wurden 916 Straftaten zugeordnet. Sie haben somit einen Anteil von 16,3% aller erfassten Straftaten von Tatverdächtigen, welche unter 21Jahre alt waren.

Bei den Erwachsenen galten 270 Personen als Intensivtäter (1,7%). Deren Anteil an allen durch Erwachsene begangene Straftaten betrug 19,6%.

 

Betrachtung ausgewählter Deliktsbereiche

 

Straftaten gegen das Leben

Diese Straftaten nehmen einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität ein (0,04%). Im Jahr 2021 wurden insgesamt 27 Fälle erfasst. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 16 Fälle. In den 27 Verfahren wurde bei drei Fällen wegen Mordes und bei 4 Fällen wegen Totschlags ermittelt. In 20 Verfahren wurden die Ermittlungen wegen Fahrlässiger Tötung geführt.

 

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Mit 782 erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr 57 Fälle mehr registriert. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 1,3%. Es konnten 649 Fälle aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote liegt bei 83,0%. Die erhöhten Fallzahlen resultieren vor allem durch ein erhöhtes Fallaufkommen bei der Herstellung, Verbreitung und Besitz von Kinderpornographie. Durch ein amerikanisches Bundesgesetz sind Provider verpflichtet, derartige Feststellung an die halbstaatliche US-amerikanischen Organisation „NCMEC“ zu melden. Durch diese Organisation bekommt das Bundeskriminalamt die Sachverhalte mitgeteilt und leitet diese an die Polizeien der Bundesländer weiter. So wurden im letzten Jahr von der Polizeiinspektion Halle (Saale) 273 entsprechende Fälle bearbeitet, was eine Steigerung zum Vorjahr um 87 Fälle (+46,8%) bedeutet.

 

Rohheitsdelikte / Straftaten gegen die persönliche Freiheit

In dieser Straftatengruppe ist nach einer Zunahme im Jahr 2020 wieder ein Rückgang zu verzeichnen. Mit insgesamt 9.536 erfassten Fällen wurden 185 weniger als im Jahr 2020 (- 1,9 %) registriert. Mit einer Aufklärungsquote von 88,1 % konnten in diesem Deliktfeld sehr gute Ermittlungserfolge erzielt werden.

Ein deutlicher Rückgang zeigt sich bei den Körperverletzungsdelikten. 2021 wurden 6.082 Fälle erfasst und somit 454 weniger als im Jahr 2020. Die Aufklärungsquote betrug 89,1%.

Eine Steigerung ergibt sich bei den Nötigungen (2021: 774 Fälle, 2020: 708 Fälle) und bei den Bedrohungen (2021: 1.935 Fälle, 2020: 1.714 Fälle).

Die Anzahl der registrierten Raubdelikte bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Im Jahr 2021 wurden 399 Fälle erfasst (2020: 392). Die Aufklärungsquote lag 2021 bei 70,7%.

Beispielgebend führten gemeinsame Ermittlungen mehrerer Polizeidienststellen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen zur Aufklärung einer Serie von Raubüberfällen auf Supermärkte. So konnte am 14.01.2021 ein 48-jähriger Mann aus Sachsen nach einer Raubstraftat in Bernburg festgenommen werden. Die Straftatenserie begann am 29.04.2020 in Schafstädt. Es folgten mehrere Ereignisse im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Halle (Saale), so in Bad Lauchstädt, Merseburg, Hettstedt, Wettin-Löbejün, Braunsbedra, Teuchern und Naumburg. Der Mann erschien jeweils zur Schließzeit der Supermärkte, war maskiert und bedrohte die Angestellten mit einem Messer oder einer Pistole. Mehrfach trug er auffällige Faschingsperücken und täuschte einen ausländischen Akzent vor.

In einem anderen Fall fand in den frühen Morgenstunden des 11.08.2021 ein schwerer Raub an einer Tankstelle der Raststätte „Osterfeld“ an der Bundesautobahn 9 statt. Hier bedrohte ein Mann die Angestellten und forderte die Herausgabe von Bargeld. Mit dem Geld konnte der Mann flüchten. Bei den eingesetzten Ermittlungen konnte noch am gleichen Tag das Fluchtauto in Weißenfels festgestellt werden. Wegen des hohen Ermittlungsdrucks stellte sich noch in Abendstunden ein 25-Jähriger Weißenfelser bei der Polizei und wurde festgenommen.

Am 02.11.2021 forderte ein 20-jähriger Mann unter Vorhalt eines Messers in einer Tankstelle in Günthersdorf Bargeld. Nach Erhalt der Beute flüchtete er. Die Flucht endete in einem nahegelegenen Kino. Durch die umgehend eingesetzten polizeilichen Maßnahmen konnte der Mann dort gestellt und festgenommen werden.

Diebstahlsdelikte

Mit 34,5% stellen die Diebstahlsdelikte einen Großteil der Gesamtkriminalität dar. Im Vergleich zum Vorjahr gingen 2021 die registrierten Fälle in diesem Bereich um 2.795 zurück. Demnach wurden 20.334 Fälle gezählt. Davon konnten 5.390 Fälle aufgeklärt werden.  

Analog hierzu verläuft die Entwicklung bei den Delikten des Diebstahls im besonders schweren Fall. Die Statistik verzeichnet einen Rückgang auf 12.077 Fälle. Im Vergleich zu 2020 sind das 1.299 Straftaten weniger (-9,71%). Die Aufklärung betrug 15,2 % (entspricht 1.840 Fälle).

 

Fallentwicklungen im Vergleich zu 2020 aus dem Bereich des besonders schweren Diebstahls:

  • Diebstahl im besonders schweren Fall von Kraftwagen: -43 Fälle, -20.7 %;
  • Einbruchsdiebstahl an/aus Kraftfahrzeugen: +99 Fälle, +8,7%;
  • Einbruchsdiebstahl in/aus Rohbauten/Baustellen: -56 Fälle, -11,9%;
  • Einbruchsdiebstahl von/ aus Automaten: -58 Fälle, -30,5%;
  • Einbruchsdiebstahl in/aus Boden- und Kellerräumen: +8 Fälle, +0,3%;
  • Fahrraddiebstahl: -719 Fälle, -17,9

 

Ein besonders sensibler Bereich ist der Wohnungseinbruchdiebstahl. Im Jahr 2021 erfasste die Polizeiinspektion Halle (Saale) im gesamten Zuständigkeitsbereich insgesamt 642 Fälle, das sind 140 Fälle weniger als 2020. Die Zahlen sind seit 2018 weiter rückläufig. Über diesen Zeitraum wird ein Rückgang um 37,54% verzeichnet.

Im Jahr 2021 sind allein 357 Fälle im Versuchsstadium stecken geblieben. Dies bedeutet grundsätzlich, dass in 55,6% der Fälle die Täter nicht erfolgreich waren. Zur Verhinderung von Einbrüchen stellen mechanische Sicherheitsvorrichtungen nach wie vor den besten Schutz dar. Die Polizei bietet hierfür objektive, neutrale und gebührenfreie Beratungsangebote an. Die Experten in den Polizeilichen Beratungsstellen führen unter anderem Schwachstellenanalysen bei Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie bei kommunalen, privaten und gewerblichen Objekten durch. Die Beratung umfasst den kompletten Einbruchsschutz und bietet sich zudem für die Planungsphase bei Neubauten an. Auch zum Schutz von Wertbehältnissen, Fahrzeugen und Fahrrädern beraten wir Sie gern. Sprechen Sie dazu Ihre örtliche Polizeidienststelle an!

 

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Bei dieser Deliktgruppe wurde in der Gesamtbetrachtung ebenfalls ein Rückgang registriert. Im Jahr 2020 gab es einen Anstieg auf 9.875 Fälle. Im letzten Jahr erholte sich die Zahl wieder leicht auf 9.340 bekannte Fälle. In diesem Bereich lag die Aufklärungsquote bei 52,6% (4.910 Fälle). Der Anteil an der Gesamtkriminalität betrug 15,9%.

Der Waren- und Kreditbetrug stellt hierbei den Schwerpunkt dar. Hier wurden 2021 insgesamt 3.003 Fälle erfasst, was einen Rückgang zum Vorjahr um 9,4% (310 Fälle) bedeutet.

 

Tatmittel „Internet“

Im Jahr 2021 wurde bei 5.602 Straftaten das Internet als Tatmittel genutzt. Das bedeutet eine Steigerung von 478 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Von den 5.602 Straftaten fallen 3.721 Fälle in den Deliktsbereich des Betrugs.

Insgesamt fallen 1.971 Fälle auf den Bereich Cybercrime. Das ist eine Steigerung zum Vorjahr um 10,5% (188 Fälle). Die Aufklärung ist in diesem Bereich eine große Herausforderung an die Ermittler. In 26,7% der Fälle konnten Tatverdächtige bekannt gemacht werden.

Sonstige Straftatbestände

Unter den „Sonstigen Straftatbeständen“ werden in der PKS Deliktgruppen wie Sachbeschädigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Hausfriedensbruch oder ehrverletzende Delikte (z.B. Beleidigungen) erfasst.

Im Jahr 2021 wurden dazu 14.122 Fälle registriert. Dies stellt ein Rückgang um 576 Delikte zu 2020 dar. Der Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 24,0%.

Nachfolgend sollen ausgewählte Straftatbestände betrachtet werden:

Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte

Bei diesem Delikt wurden im Jahr 2021 insgesamt 310 Fälle im Zuständigkeitsbereich gezählt. Das sind 43 Fälle mehr als im Vorjahr, somit ein Anstieg um 16,1%.

Sachbeschädigung durch Graffiti / Vandalismus

Im Jahr 2021 erfasste die Polizeiinspektion Halle (Saale) 7.068 Sachbeschädigungen. Das sind 471 weniger als 2020. Von diesen 7.068 Fällen ereigneten sich 1.625 auf öffentlichen Straßen Wegen und Plätzen. Ein Schwerpunkt bildet hierbei weiterhin die Sachbeschädigung durch Graffiti. Es wurden 1.551 Fälle angezeigt. Das ist zum Vorjahr ein Rückgang um 383 Fälle. Bei der Sachbeschädigung insgesamt lag die Aufklärungsquote bei 30,4%. Das ist ein Anstieg um 1,8% zu 2020.

 

Rauschgiftdelikte

In diesem Bereich liegt die Zahl der erfassten Fälle bei 3.781. Dies bedeutet einen Anstieg um 1,0% zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag bei 94,3% (2020: 93,4%).

Die allgemeinen Verstöße gegen das BtMG, die sogenannten „Konsumentendelikte“, bildeten mit 3091 erfassten Fällen im Jahr 2021 in diesem Deliktbereich den größten Anteil. 440 Fälle des unerlaubten Handels mit Betäubungsmittel wurden 2021 registriert, wobei 404 Taten (91,8%) aufgeklärt werden konnten.

Ausgehend von den bekanntgewordenen Fällen, handelte es sich bei den am häufigsten konsumierten illegalen Drogen um Cannabisprodukte. Im Jahr 2021 wurden 1.637 allgemeine Verstöße mit Cannabis erfasst und damit 192 Fälle mehr als 2020.

Die allgemeinen Verstöße mit Methamphetaminen (z.B. Crystal) sind im Vergleich zum Vorjahr um 15,8% zurückgegangen. Im Jahr 2020 wurden 1.049 und im Jahr 2021 insgesamt 883 derartige Verstöße registriert. Beim unerlaubten Handel/Schmuggel mit Methamphetaminen wurden 2021 insgesamt 105 Verstöße erfasst und somit 24 weniger (-18,6%) als im Jahr 2020 (129 Verstöße).

Betrachtet man den Anteil der gesamten Delikte nach Drogenarten, so fallen im Jahr 2021 insgesamt 1.911 Fälle auf Cannabisprodukte (50,5%) und 1.015 Fälle auf Methamphetamine (32,5 %), davon 934 Fälle auf Crystal (29,5%). Kokain (74 Fälle) und Heroin (73 Fälle) spielen bei den bekannt gewordenen Delikten eine untergeordnete Rolle.

  

Beispiele für Ermittlungserfolge in diesem Zusammenhang

Im Zuge umfangreicher polizeilicher Ermittlungen konnten die Polizei letztes Jahr mehrfach größere Mengen an Betäubungsmitteln sicherstellen.

So wurden am 16.07.2021 zehn Objekte wie Wohnungen und Garagen im Stadtgebiet von Halle (Saale) durchsucht. Dabei wurden ca. 10 kg Cannabis, um die 4 kg Kokain, etwa 2 kg Crystal und über 10.000 Euro Bargeld aufgefunden. Außerdem konnten umfangreiche Beweismittel und eine scharfe Schusswaffe sowie Munition sichergestellt werden. Im Zuge der Ermittlungen wurden zwei Hallenser im Alter von 30 und 34 Jahren festgenommen. Die Täter handelten organisiert im großen Stil mit Drogen wie Crystal, Kokain oder Cannabis.

Am 20.07.2021 konnten auf einem Parkplatz in Sangerhausen zwei Männer aus Niedersachsen, im Alter von 38 und 39 Jahren, festgenommen werden, die dort die Übergabe größerer Mengen illegaler Drogen verabredet hatten. Bei der Festnahme fanden die Ermittler bei den Männern ca. 10 Kilogramm Cannabis und 200 Gramm Kokain auf. Im Zuge dessen wurde anschließend auch ein 24-Jähriger Hettstedter festgenommen, der im Zusammenhang mit den Ermittlungen stand. Vorausgegangen waren mehrwöchige intensive Ermittlungen.

In einem weiteren Verfahren wegen des Verdachts des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln fand am 04.10.2021 in Halle (Saale) die Durchsuchung einer Wohnung statt. Dort konnten ca. ein Kilogramm Marihuana aufgefunden werden. Weiterhin wurden Bargeld und wertintensive Münzen sichergestellt. Allein das Bargeld und die Münzen umfassten einen Wert von ca. 250.000 Euro. Ein 43-jähriger Hallenser wurde in diesem Zusammenhang festgenommen.

Opfer einer Straftat

Insgesamt wurden 11.385 Menschen als Opfer einer Straftat registriert. Davon waren 6.770 männlich und 4.615 weiblich.

Von den Betroffenen waren 8.443 Erwachsene, 975 Heranwachsende, 1.029 Jugendliche und 938 Kinder.

Die gesamte Polizeistatistik für Halle findet man hier als PDF: PKS 2021 – PI Halle (Saale) – Statistische Darstellung

 

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