Frauenhaus Halle im Porträt

20. April 2016 | Soziales | 3 Kommentare

Wo kann sich eine Frau hinwenden, wenn sie beispielsweise unter häuslicher Gewalt zu leiden hat? Dafür gibt es unter anderem das Frauenhaus in Halle. hallespektrum.de hat es näher beleuchtet.

Das hallische Frauenhaus existiert seit 1991. Der Ort ist aus Gründen der Sicherheit nicht bekannt. Wer jedoch Hilfe sucht, kann sich telefonisch melden. Die Nummer 0345 4441414 ist 24 stundenlang besetzt. Weiterhin gibt es auch eine Beratungsstelle in der Schopenhauerstraße 4. Die telefonische oder persönliche Beratung erfolgt auf Wunsch auch anonym.

Momentan stehen im Frauenhaus acht Zimmer zur Verfügung, zusätzlich gibt es ein Notzimmer für die Nacht. An den Außenwänden gibt es einen Übersteigschuss und das Haus ist durch eine Kameraanlage geschützt. Letztes Jahr haben 64 Frauen und 62 Kinder die Hilfe vom Frauenhaus benötigt. Davon waren 12 Frauen und 15 Kinder mit Migrationshintergrund. Diese brauchen eine verstärkte Betreuung, da manche schlecht Deutsch sprechen. Sodass die Dolmetscher unterstützen müssen. Es gibt auch Sprachmittler aus Leipzig, die helfend zur Seite stehen.

Angesicht der Tatsache, dass so viele Frauen Hilfe benötigen, müsste man davon ausgehen, dass es viele gibt, die im Frauenhaus tätig sind. Letztendlich wird die Arbeit dort von drei Frauen getragen.

Die Frauen, die dort hinkommen, tun dies aus verschiedenen Gründen. Nicht immer ist es häusliche Gewalt, es kann Stalking sein, Zwangsprostitution oder Nachbarn, die Probleme bereiten, manchmal auch ein aufdringlicher Exfreund. Die Frauen, die dann Schutz suchen, erhalten, neben einem Wohnraum, auch sozialpädagogische Hilfe. Einmal im Monat gibt es auch eine kostenlose und anonyme Rechtsberatung. Im Frauenhaus werden Frauen unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen Schichten geholfen. Es wird kein Unterschied gemacht, egal ob man Kinder hat, Studentin ist, oder Rentnerin. Ein Drittel der Hilfesuchenden ist zwischen 18 und 26 Jahren alt.

Wer jedoch ein Suchtproblem oder eine psychische Erkrankung hat, erhält zwar eine schnelle Hilfe, wird aber weitervermittelt, da das Frauenhaus nicht die Kapazitäten, wie andere Stellen hat. Deshalb gibt es Kooperationen mit vielen Anderen. Auch hat das Frauenhaus bundesweit Kontakt mit anderen Frauenhäusern.

Doch wie kommt es erst dazu, dass Frauen sich in das Schutzhaus retten müssen? Meist fängt es erst mit kleinen verbalen Erniedrigungen an. Es steigert sich in soziale oder ökonomische Gewalt. Den Frauen wird vorgeschrieben, mit wem sie Umgang pflegen dürfen und dürfen nicht frei über ihr Geld entscheiden, dazu kommen physische, psychische und sexuelle Gewalt. Die meisten brechen erst aus, wenn es zu einer Eskalation kommt. Dann nehmen sie die Kinder und flüchten manchmal mitten in der Nacht, im Nachthemd, zum Frauenhaus. Andere suchen erst eine telefonische Beratung und versuchen ihre Flucht zu planen. Im Frauenhaus angekommen erhalten nicht nur sie, sondern auch die Kinder eine Betreuung. Viele Frauen schaffen es ein neues Leben anzufangen. Aber oftmals ist es ein beschwerlicher Weg. Deshalb wird von Anfang an geraten, sofort das Jugendamt zu benachrichtigen. Aus dem einfachen Grund, da der Mann sich sonst in die Opferrolle drängt und sonst womöglich später das Sorgerecht für die Kinder erhält. Dazu kommen natürlich noch Familiengerichte und etliche weitere bürokratische Hürden. Dabei ist sie nicht alleine. Die Mitarbeiterinnen aus dem Frauenhaus stehen tatkräftig zur Seite. Manchen Partnern kommt jedoch in den Sinn, dass sie womöglich einen Fehler begangen haben, und versuchen sich zu entschuldigen. Manche Frauen gehen dann auch zu ihrem Mann wieder zurück, wobei jedoch meist der Kreislauf wieder von vorne beginnt. Deshalb erhalten sie einen Sicherheitsplan, denn das Ziel des Frauenhauses ist Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei wird versucht auch den Kindern zu helfen. Diese leben später die Konflikte der Eltern aus. Später könnten sie selber zu Opfern oder Tätern werden. Deshalb werden sie auch beraten, damit sich die Beziehungsmuster nicht fortsetzen.

Der Aufenthalt im Frauenhaus kostet 5 Euro pro Nacht und die Kinder zahlen 1 Euro. Frauen die nicht aus Halle kommen, zahlen 23,51 Euro und Kinder 11,76 Euro. Meistens übernimmt das Jobcenter die Kosten. Die Studentinnen und Azubinen müssen selber zahlen, weswegen dann viele überschuldet sind. Wer für die Migrantinnen ohne Aufenthalt, zahlt, ist auch nicht klar. Dort steht man in Diskussionen mit dem Land.

Weiterhin gibt es auch ein Flüchtlingsfrauenhaus. Dieses nimmt Frauen aus ganz Sachsen-Anhalt auf. Der Ort ist ebenfalls nicht bekannt, aber es verfügt nicht über eine Kameraanlage oder einen Übersteigschutz.

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