AWO in Sachsen-Anhalt: Situation der Tafeln ist dringender sozialpolitischer Weckruf zur konsequenten Armutsbekämpfung!

27. April 2022 | Soziales | 3 Kommentare

Der AWO Landesverband Sachsen-Anhalt teilt in einer aktuellen Pressemitteilung einen dringenden sozialpolitischen Weckruf. Es geht um die Tafeln im Land, deren Situation immer prekärer wird.

In der Pressemitteilung heißt es: Die Tafeln in Sachsen-Anhalt erleben derzeit ihre größte Herausforderung. Während die Nutzerzahlen unter anderem durch zunehmende Altersarmut, Corona-Folgen, Kriegsflucht und Preiserhöhungen in fast allen Lebensbereichen eklatant steigen, verknappen sich die verfügbaren Waren für die Verteilung. Die Betriebs- und Logistikkosten der Tafeln schnellen in die Höhe. Die Folge: Die Ausgabemengen müssen pro Person eingeschränkt werden, in Extremfällen müssen Ausgabestopps erfolgen. Hochengagierte Ehrenamtliche gelangen an ihre Grenzen und geben dennoch unermüdlich weiter ihr Bestes, um den Menschen vor Ort zu helfen.

Barbara Höckmann, Vorsitzende des Präsidiums des AWO Landesverbandes Sachsen-Anhalt e.V., erklärt dazu: „Armutsbekämpfung ist Sache des Staates. Die Tatsache, dass die Tafeln überrannt werden, macht uns nicht erst jetzt das gesamte Ausmaß sozialer Schieflagen deutlich. Die Nutzung der Tafeln wird für immer mehr Menschen statt einer Ausnahme zur Regel. Hinzu kommen die Menschen, die aufgrund der katastrophalen Situation in der Ukraine Schutz bei uns suchen. Wir sind in einer absoluten Ausnahmesituation sich überlagernder Krisen in der Gesellschaft, die enormen sozialen Sprengstoff beinhalten. Dem muss politisch entschlossen und schnell begegnet werden. Wir sehen die sich verschärfende soziale Lage mit großer Sorge und fordern die Situation von Menschen am Existenzminimum schnellstens in den Fokus zu nehmen. Das derzeitige Niveau der Grundsicherung reicht bei weitem nicht aus. Die Einmalzahlungen des zuletzt beschlossenen Entlastungspaketes werden die andauernden Notlagen nicht auffangen können. Die Regelsätze für Empfänger*innen von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe sowie Grundsicherung im Alter, die ein menschenwürdiges Existenzminimum gewährleisten sollen, müssen endlich weiter dauerhaft angehoben werden und den Entwicklungen Rechnung tragen. Alleinstehende Erwachsene erhielten zuletzt ab dem 1. Januar 2022 drei Euro mehr im Monat, Kinder von 0-13 Jahren zwei Euro mehr im Monat, das sind sieben Cent mehr am Tag. Mit mehr Würde für den Einzelnen und mehr gesellschaftlicher Teilhabe hat das wenig zu tun. Der soziale Zusammenhalt aller Menschen ist neu zu organisieren. Das ist klarer Auftrag an die Sozialpolitik. Armutsrisiken sind besser abzusichern, soziale Ungleichheiten sind abzubauen. Daran wird sich die Umsetzung der Vorhaben des Koalitionsvertrages, wie das Bürgergeld und Einführung der Kindergrundsicherung, messen lassen müssen.“

Die Tafeln sammeln, getragen von Ehrenamtlichen, überschüssige Lebensmittel und verteilen sie an Menschen in Not. Gleichzeitig schaffen sie Raum für Begegnung und Austausch, geben Halt und sorgen für soziale Netzwerke, bieten Chancen. Sie sind keine staatliche Hilfestruktur. Sie entbinden den Staat nicht von seinen Pflichten. Dennoch leisten sie unbürokratisch zivilgesellschaftliche Hilfe im Sinne einer Zusatzunterstützung. Die AWO Kreisverbände Harz, Bitterfeld und Salzland sind Träger der Tafeln in Quedlinburg, Halberstadt, Wernigerode, Bitterfeld, Schönebeck, Staßfurt und Hecklingen mit verschiedenen Ausgabestellen. Derzeit werden an diesen Standorten 5100 Menschen unterstützt. Die Tafeln leben von Engagement und Spenden.

Wir bitten hiermit für alle 35 Tafeln in Sachsen-Anhalt dringend um Geldspenden:

Tafel Sachsen-Anhalt e.V.
Harzsparkasse
BIC: NOLADE21HRZ
IBAN: DE97 8105 2000 0901 0455 00

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