Schon gewusst? Wem die Stunde leuchtet

20. Februar 2021 | Bildung und Wissenschaft, Nachrichten | Keine Kommentare

Zeitliche Abläufe versuchte der Mensch schon in prähistorischen Zeiten zu verstehen und zu nutzen. Um sie erfassen zu können, brauchte man Zeitmesseinrichtungen. Bauwerke wie die Sonnenobservatorien in Stonehenge und Pömmelte ermöglichten schon vor Jahrtausenden die präzise Bestimmung von Sonnenwende sowie Tag- und Nachtgleiche. 

Bald kam man darauf, im Tagesverlauf von der Sonne verursachte wandernde Schatten zur Zeitmessung zu verwenden. Nachts und bei bedecktem Himmel funktionieren solche Sonnenuhren naturgemäß nicht. Man erfand Sand- und Wasseruhren. Sanduhren sind zur Messung kurzer Zeitperioden geeignet. Sie sind wiederverwendbar. Bis in die Gegenwart haben sich Sanduhren z.B. als Eieruhr bewährt. Wasseruhren boten mehr Möglichkeiten. Im Mittelalter folgte der Tagesablauf in Klöstern i.d.R. einem bestimmtem Zeitschema. Zu seiner Regulation bewährten sich mechanische Uhren. Zum Antrieb  verwendete man Pendel, später auch Spiralfedern. Quarzuhren sind heute am Gebräuchlichsten. In ihnen oszilliert ein Quarzkristall mit einer Ungenauigkeit von 0,0001 Sekunden. Noch genauer sind Atomuhren. Sie beruhen auf den extrem gleichförmigen Eigenschwingungen von Atomen. Ihre Ungenauigkeit beträgt eine Hundertmillionstel Sekunde pro Tag.

Welche Stunde geschlagen hat, zeigte der Schattenwurf einer Sonnenuhr, das Geläut einer Kirchenuhr oder die Position der Zeiger auf einem Uhrenzifferblatt. Heute wird oft die Uhrzeit digital angezeigt. Vielen Kindern fällt es inzwischen schon schwer, die Uhrzeit auf einer Uhr mit Zeigern korrekt abzulesen. 

Noch mehr „Gehirnjogging“ verursacht das Ablesen der Uhrzeit auf einer Mengenlehreuhr. Eine derartige Uhr entwickelte der Erfinder und Ingenieur Dieter Binninger (1938-1991) 1975 im Auftrage des Berliner Senats. Diese sogenannte „Berliner Uhr“ benutzt Leuchtanzeigen zur Darstellung der Uhrzeit im 24 Stunden Format. Minuten und Stunden sind brennenden Leuchten zugeordnet. Die Uhrzeit erfährt man durch Addition und Multiplikation der Mengen der brennenden Leuchten. Die oberste Leuchtenreihe besteht aus 4 roten Lampen. Jede rote Lampe steht für 5 Stunden. Die 4 roten Leuchten in der zweiten Reihe stehen jeweils für 1 Stunde. Die dritte Reihe enthält 11 Leuchten, wobei jede für 5 Minuten steht. Zur besseren Verständlichkeit leuchtet jede 3. Leuchte in dieser Reihe Feld nicht gelb sondern rot, also nach 15 Minuten. In der 4.Reihe stellt jedes der vier Felder 1 Minute dar. Die in der Abbildung angezeigte Uhrzeit ergibt richtig abgelesen also 17.47 Uhr :

Reihe 1: 5 Stunden x 3 = 15

Reihe 2: 1 Stunde x 2

Reihe 3: 5 Minuten x 9 = 45

Reihe 4: 2 Minuten

Das die Uhr krönende, im 1 Sekundentakt blinkende Licht zeigt die Betriebsbereitschaft an. Diese Leuchtuhr stand einige Jahre am Kurfürstendamm in Berlin. Sie verbrauchte ziemlich viel Strom und große Mengen an Glühbirnen und fiel oft aus. Die hohen Unterhaltskosten wollte niemand mehr übernehmen.  Nach einiger Zeit veranlassten Unternehmer die Versetzung der Uhr in das Europa-Center, wo man sie wieder bestaunen kann. Heute würde man die Uhr kostengünstig mit stromsparenden und langlebigen LEDs ausstatten. Tüftler können sich im Internet einen Bausatz für ein Tischmodell kaufen und montieren. 

Die Berliner Uhr gibt es auch als App für Windows und Apple. Der Erfinder Dieter Binninger, Jahrgang 1938 , starb vor 30 Jahren am 5.März 1991. 

(H.J. Ferenz)

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