„ZWEI an der SAALE 2021 – Jena / Halle“

27. September 2020 | Rezensionen | 8 Kommentare

Der hallesche Fotograf Peru John hat die Saalestadt verlassen und ist nach Bad Klosterlausnitz- wegen der Nähe zu Jena – gezogen. Das hatte mehr pragmatische Gründe. In Halle brachen durch Corona viele Arbeitsmöglichkeiten weg, die zwar auch in Jena derzeit noch fehlen. Aber wegen der Arbeit seiner Lebensgefährtin sei der Wohnort einfach praktischer, da mit kürzeren Wegen verbunden.

Halle und Jena haben jedoch viele Gemeinsamkeiten. Neben der Lage an der Saale und dem Vorhandensein einer Universität und eines Roten Turmes gehört im Jahre 2021 auch ein gemeinsamer Erotik-Kalender dazu. Seine Models brachte Peru John als Touristinnen mit und zeigte ihnen Jena. In Halle hatte er die Kalender seit 2003 herausgegeben und mit dem ihm eigenen Stil einen Kultstatus erreicht.

Peru John – der Name ist kein Künstlername – hat eine bewegten Lebenslauf: Er war Polytechnik-Lehrer in Leuna, reiste als Liedermacher 13 Jahre durch die Republik und war Leiter des Musikantenklubs in Halle-Neustadt. Bereits Anfang 1990 eröffnete er die erste unabhängigen Videothek und den ersten Erotikshop in der DDR. Vorausschauend suchte er Ende der 90er ein zweites Standbein, wurde freier Werbegrafiker und machte sein Hobby, fotografieren, zum Beruf. Nebenbei arbeitete er auch schriftstellerisch. Mehr als 20 Ausstellungen machte er über Halle, wobei er als Leiter der „Galerie im Hauptbahnhof“ bestens verknüpft war. Ebenso viele waren es im Akt-und Erotikbereich. Der „erotiCCalender“ diente vor allem dem Image. Geld verdiente er durch Auftragsarbeiten. Die Qualität seiner Arbeit wurde 2013 und 2014 durch die Deutsche Rock- und Popstiftung belegt, indem er für die Jahre mit dem Preis für das beste CD-Cover in Deutschland ausgezeichnet wurde. Die Zusammenarbeit eines Fotografen mit renommierten Malern bei Ausstellungen und den Kalendern ist eine Besonderheit. Auch die Unterstützung durch Hans-Dietrich Genscher oder Peter Sodann bei seinen Halle-Projekten war nicht alltäglich.

Bei seinen Hallenser Erotik-Kalendern ging es nie vordergründig um die Akte. Da war immer noch ein roter Faden eingewebt wie 2018 die Kneipentour oder 2019 der Selfie-Trend. Mit dem 2020er Thema „Masken“ landete er einen hellseherischen Volltreffer. Professionelle Models haben an seinen Projekten niemals mitgewirkt (Ausnahme Melanie Müller). Für 2021 nun der 18. ErotiCCalender unter dem Titel „ZWEI an der SAALE – Jena / Halle“, wobei abwechselnd beide Städte mit jeweils sechs Fotografien vertreten sind. Bei den Halle-Fotos (Marktplatz, Freyberg-Brauerei oder Universitätslöwen) handelt es sich um ältere Aufnahmen, während die Jena-Fotos (u.a. mit dem JenTower im Hintergrund) aktuell sind.

Die erotische Verbindung der beiden Saalestädte ist jedenfalls eine gelungene Idee und wird viele hallesche Sammler des Kalenders freuen. Vielleicht gibt es auch in Jena bald eine Sammlergemeinde. In Halle ist der Wandkalender (60×42 cm) in der Thalia-Buchhandlung (Marktplatz und Ha-Neu) sowie Galeria Kaufhof für 20 Euro erhältlich. Außerdem in der Merseburger Domgalerie (Tiefer Keller 3). Oder beim Fotografen selbst über: agentur@image-fabrik.de.

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