SPD-Mitglieder pflanzten 160 Eichen auf die Bischofswiese – Erinnerung an 160 Jahre Hallesche Sozialdemokratie

2. April 2023 | Politik | 2 Kommentare

Die Bischofswiese ist ein Waldstück in der Dölauer Heide. Eine Wiese ist sie schon lange nicht mehr, sie stammt aus einer Zeit, als die Dölauer Heide noch stark von Vieh beweidet wurde und dadurch eine Heidelandschaft war.  Das Gelände gehörte dem Magdeburger Bistum und erst seit der Säkularisation  betrieben weltliche Pächter die Fläche – die fortan immer noch „Bischöfe“ genannt wurde.  Erst ab dem 17. Jahrhundert erlangte die Heide – und damit auch die „Bischofswiese“ – waldlichen Charakter. Der „Bischof“ Christin Willhelm ließ hier erstmals Eichen pflanzen und errichtete dort auch ein Jagdhaus. Im 19. Jahrhundert wurde das Gelände zu einem beliebten Treffpunkt der halleschen Bevölkerung, wenn sie den Engen der Stadt entfliehen oder sich zu illegalen Treffen verabreden wollten. So wie zur Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze: hier versammelten sich die Halleschen Sozialdemokraten. Ob sich, ähnlich wie in Leipzig, vor 160 Jahren die SPD formell gründete, mag dahin gestellt bleiben. Als Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie gilt der 23. Mai 1863. An diesem Tag gründete sich in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) unter dem Vorsitz des Juristen Ferdinand Lassalle.

Seit jener Zeit gilt die Bischofswiese nicht nur LINKEN, sondern besonders Sozialdemokraten als „Heiliger Hain“. Für sie bedauerlich, dass jener Ort mit seinen alten Eichen, die möglicherweise schon zu Lasalles Zeiten gepflanzt wurden, einen doch eher morbiden Charme verströmt. Die ehrwürdigen Eichen sind in die Jahre gekommen, viele sind abgestorben, was nicht nur dem Klimawandel und den kargen Sandböden geschuldet ist, sondern wie die SPD bedürfen sie einer Verjüngung und Anpassung an die neue Zeit.

Für die Mitglieder des halleschen SPD Stadtverbandes war das anstehende 160. Jubiläum der Partei Anlass, hier mit Hacke und Spaten einzugreifen. Bestellt und bezahlt waren 160 junge Eichenheister, etwas mehr als einen Meter hoch. So traf man sich am gestrigen Samstag um 10.00 Uhr auf dem Parkplatz am „Waldkater“. Erschienen waren etwa 25 Mitglieder, unter ihnen Bundestagsabgeordneter und Stadtverbandsvorsitzender Dr. Karamba Diaby, Bürgermeister Egbert Geier, aber auch sozialdemokratisches Urgestein wie Rüdiger Fikentscher, ehemaliger Landesvorsitzender und Ex-Ex- Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler. Den Handkarren mit den Spaten zog Geschäftsführer Steffan Will über die regendurchweichten Wege zu den Bischofswiesen hinauf. Oben warteten schon Mitarbeiter des Forstamtes auf die Truppe. Selbstverständlich hatten sie schon vorgearbeitet, die Löcher im Waldboden waren gegraben, das knappe halbe Hektar Waldboden bereits gegen Wildverbiss eingezäunt. Karamba Diaby hob in seiner kurzen Ansprache die historische Bedeutung der Bischofswiese für die halleschen Sozialdemokraten sowie die Notwendigkeit, den Wald zu schützen, hervor. Auch Egbert Geier betonte, dass gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig für unsere Städte ist, ihren Wald die bewahren.  Beide sprachen dem Forstamt ihren besonderen Dank aus.

Nach einer kurzen Einweisung seitens des Försters, wie die Bäume einzupflanzen seien, war die Angelegenheit schnell erledigt: 160 Bäume waren in einer halben Stunde gesetzt, die Erde im Pflanzloch mit den Füßen zugestampft. In zehn Jahren wird man zu dicht stehende Bäume entfernen, in weiteren zehn Jahren wird noch einmal „dezimiert“.  Setzt voraus, dass Witterung und Klima den Plan erfüllen.

Gepflanzt wurden nicht wieder, die auch als „Deutsche Eiche“ bezeichneten Stileichen, sondern Traubeneichen (Quercus petraea) . Sie gelten als Trockenheits- und Hitzeresistenter  als Stieleichen.

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