Interview mit Dr. Detlef Wend zur Abwahlinitiative Bernd Wiegand
8. März 2021 | Politik | 3 KommentareZwei Sachen seien hier klar gestellt: Auch der Stadtrat hat sich nicht immer mit Ruhm bekleckert. Auch wir können besser werden. Niemand nimmt es den zuständigen Leuten übel, wenn bei einer so einmaligen Impfaktion wie der gegen Corona nicht gleich alles glatt läuft. Aber dieses organisierte Vordrängeln des sich selbst immer so selbstlos darstellenden Katastrophenmanagers, das ist einfach unredlich.
Hallesspektrum.de: Sie wollen Bürgern die weitere Entscheidung übertragen.
Wie würde ein Bürgerentscheid nach dem Kommunalverfassungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt zustande kommen?
Nach unserer Lesart muss zunächst ein Bürgerbegehren zustande kommen. Hierzu müssen mindestens 7500 Unterschriften von Bürgern aufgebracht werden (§ 26 Kommunalverfassungsgesetz LSA).
Ist das aus Ihrer Sicht das richtige Verfahren und falls ja, ist es unter Pandemiebedingungen realistisch?
Detlef Wend : Einen Bürgerentscheid sehe ich nur als letztes Mittel und er muss aus der Bürgerschaft kommen. Wenn man als Stadtrat eine Abstimmung verliert, sollte man nicht gleich mit einem Bürgerentscheid um die Ecke kommen.
Detlef Wend : Ein Abwahlantrag wird erst im Stadtrat verhandelt wenn 37 Stadträte unterschrieben haben (2/3). Vorher taucht er erst gar nicht auf der Tagesordnung auf. Ich sehe eine Chance diese 37 Stimmen zu finden. Die 42 Stimmen zur Zustimmung zu bekommen (3/4), das ist eine deutlich größere Hürde.
Wenn die Abwahl schief ginge, würde OB Wiegand gestärkt aus der Sache hervorgehen.
Detlef Wend : Seltsames Demokratieverständnis, wenn man Anträge nur einbringt bei absoluter Sicherheit sie zu gewinnen. Klar es gibt einige Stimmen, die dem OB gerne abwählen würden, aber Sorge haben, dass wenn es nicht klappt, er uns eine lange Nase zeigt. Dafür habe ich wenig Verständnis, denn verhöhnen, tut er uns sowieso schon die ganze Zeit. Wer das wahre Gesicht von Bernd Wiegand kennt, sollte unterschreiben, denn schon ein eingebrachter Abwahlantrag ist ein deutliches politisches Signal, auch wenn er nicht die nötige Mehrheit findet.
Hallesspektrum.de: Erscheint es Ihnen angesichts der hohen Hürden eines Abwahlverfahrens nicht realistischer, dass ein durch den Stadtrat oder das Landesverwaltungsamt ausgesprochenes Verbot der Amtsausübung zustande kommt?
Detlef Wend : Wenn es funktioniert, ja!
Hallesspektrum.de: Sollte es am Mittwoch in der Stadtratssitzung zu einem Antrag auf Verbot der Amtsausübung bis zur Klärung der Impfaffäre kommen, werden Sie diesem dann zustimmen?
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„Zu seinem Amtsantritt habe ich nicht zu den primären „Wiegandablehnern“ gehört. Auch die ersten juristischen Schritte gegen ihn habe ich eher kritisch gesehen.“
Gut. Aber der OB sollte zu diesem Stadtrat Vertrauen haben? Aktion und Reaktion. Wenn der Stadtrat rechtliche Fehler macht, dann ist das ein Problem des Stadtrates und ich finde es sehr eigenartig, denjenigen anzuklagen, der auf die Rechtsverstöße aufmerksam macht.
Auch bei Herrn Wend ist Selbstreflexion wohl keine Stärke. Immerhin ist er so ehrlich/naiv die Sachen unverblümt zu äußern:
„Zu seinem Amtsantritt habe ich nicht zu den primären „Wiegandablehnern“ gehört.“
„Der OB versucht, wo es geht, den Stadtrat außen vor zu lassen. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Legal versucht er mit dem Verwaltungsrecht uns zu knüppeln, sprich in Widerspruch zu unseren Beschlüssen zu gehen. Das gelingt ihm teilweise gut.“
„Dafür habe ich wenig Verständnis, denn verhöhnen, tut er uns sowieso schon die ganze Zeit. Wer das wahre Gesicht von Bernd Wiegand kennt, sollte unterschreiben, denn schon ein eingebrachter Abwahlantrag ist ein deutliches politisches Signal, auch wenn er nicht die nötige Mehrheit findet.“
Immerhin macht er keinen Hehl daraus worum es ihn geht, natürlich nicht um die Sache, es geht nur darum den OB kalt zu stellen.
„Irgendwann müssen wir den Konflikt abarbeiten und wieder zur regulären Tagesordnung zurück kehren.“
Es liegt alleine am Stadtrat genau das zu tun. Der Stadtrat hat es ganz alleine in der Hand diese Vendetta zu beenden. Der Stadtrat könnte sofort wieder einfach seinen Job machen, mit etwas Mühe vielleicht sogar richtig, so dass der OB nicht dauernd die Beschlüsse kassieren könnte. Es ist doch ein Armutszeugnis, wenn der OB den Stadtrat mit geltendem Recht „knüppeln“ kann. In jedem ernsthaften Job wäre es mehr als bedenklich, wenn man dauernd so krachend scheitern würde.
„Legal versucht er mit dem Verwaltungsrecht uns zu knüppeln, sprich in Widerspruch zu unseren Beschlüssen zu gehen. Das gelingt ihm teilweise gut.“
Der Konflikt zwischen besser Wissenden und schlechter Wissenden ist wohl so alt wie die Menschheit.