OB-Wahl 2019: Nachgefragt bei Hendrik Lange

3. Oktober 2019 | Nachrichten, Politik | 6 Kommentare

HalleSpektrum hat den Halleschen OB-Kandidaten 11 Fragen gestellt und sie um eine Antwort gebeten. Diese Antworten, die wir in den nächsten Tagen veröffentlichen, bieten vor der OB-Wahl am 13. Oktober noch mal die Möglichkeit, die Positionen und Gedanken der Kandidaten zu vergleichen. Heute: Hendrik Lange (für SPD | DIE LINKE | DIE GRÜNEN).

1. Wie stellen Sie sich Halle in 20 Jahren vor? Welche Zukunft hat die  Stadt in Sachsen-Anhalt? Haben Sie eine Vision? In welche Richtung  soll es nach Ihren Vorstellungen gehen (sozial, kulturell, finanziell)?

Hendrik Lange: Die Kinderarmut ist deutlich gesunken. Zudem sind unsere Schulen und KiTas im besten Zustand und wir haben an jeder Schule Sozialarbeiter. Halle ist Vorbild bei der Verkehrswende: der Anteil des Radverkehrs beträgt mindestens 50 %, denn Radfahrer*innen und Fußgänger*innen können sich schnell und sicher durch die Stadt bewegen und unser ÖPNV ist in 20 Jahren umlagefinanziert oder kostenlos. Und wir haben eine akzeptierte Lösung für eine autofreie Altstadt gefunden. Das macht die Innenstadt lebendig. Alle Stadtteile sind gut miteinander verknüpft und wir haben ein Radwegenetz, das Stadt und Umland verbindet.

Die Wirtschaft haben wir durch eine hallesche Lösung der Unternehmensnachfolge und intensive Pflege der Unternehmen sowie die Unterstützung von StartUps gut entwickelt. In Halle gibt es somit gut bezahlte Arbeitsplätze. Stadtpolitik wird transparent und demokratisch gestaltet.

Halle ist das Kulturzentrum und die grünste Stadt des Landes. Die Hochschul- und Wissenschaftslandschaft ist weiter ausgebaut. Jede*r kann mit Gigabitgeschwindigkeit ins Internet. Kunst und Kultur, die Schönheit der Stadt und das positive Lebensgefühl in der Stadt locken viele Touristen an.

Halle hat einen eigenen Nachhaltigkeitsmanager und wir versorgen uns mit 100% Ökostrom. Dazu beziehen wir die frischen Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Backwaren nur noch von lokalen Unternehmen aus Halle und dem Saalekreis.

2. Halle muß massiv Schulden abbauen. Wenn nicht mehr Einnahmen generiert werden können, muß gespart werden. Welches sind die Felder, in denen Sie Sparpotential sehen.

HL: Wir können nicht streichen was die Stadt lebendig und attraktiv macht, nur eine lebendige Stadt lockt Unternehmen und Studierende an. Vereine, Kunst und Kultur sowie der Sport sind für uns Einwohner*innen wichtige Ankerpunkte. Als Stadt müssen wir mit dem Land und Bund in Verhandlung treten und für eine Ausfinazierung der Kommunen kämpfen!

3. Durch Kriege und Klimakatastrophen und die weitere Ausbeutung unseres Planeten wird es weltweit mehr Flüchtlinge geben. Ist Halle dem gewachsen? Wie wollen Sie in Zukunft damit umgehen?

HL: Friedens- und Klimapolitik ist eine bedeutende Aufgabe der Kommunen und ich möchte ein solidarisches Halle, welches Menschen die vor Krieg und Vertreibung fliehen unterstützt. Wir können auch in der Kommune viel tun. Faire Beschaffung ist da ein Stichwort. Aber auch unser Beitrag gegen den Klimawandel ist relevant.

4. Welche Rolle spielt für Sie die Kultur, wenn man davon ausgeht, daß ein Volk ohne Kultur ein barbarisches Volk wird?

HL: Eine Stadt lebt, wenn die Einwohner*innen ausreichend Gelegenheit zum Miteinander, sowie kulturellen Austausch und zahlreiche Kulturangebote haben.
Daher wird es einen Abbau unserer Kunst- und Kulturlandschaft mit mir nicht geben! Als Oberbürgermeister engagiere ich mich für eine Plaza-Kultur an öffentlichen Plätzen in Halle, mehr soziale Treffpunkte für alle Altersgruppen und eine Stärkung und Förderung der Vereinslandschaft durch Weiterbildungen für Engagierte und eine zentrale Anlaufstelle in der Verwaltung für Vereine und Ehrenamtliche.

5. Auf welche Weise können Konflikte gelöst werden, die mit der  Migration entstehen? Oder Konflikte wie am August-Bebel-Platz zwischen  Einwohnern und Jugendlichen, die sich hier ihren eigenen Jugendtreff  
geschaffen haben.
Also wie würden Sie als Stadtoberhaupt mit Konflikten umgehen?

HL: Konflikte wie am Bebelplatz oder beim Konsumieren von Alkohol an „Stammplätzen“ werden immer wieder auftreten. Ein allparteiliches Konfliktmanagement ist der richtige Ansatz, diese zu lösen. In einer Großstadt wie Halle muss es möglich sein, dass junge Menschen im öffentlichen Raum Treffpunkte finden und nutzen können. Wenn die Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, man mit Freundinnen und Freunden Zeit verbringen und den Sommer in der Stadt bei schönem Wetter genießen möchte, trifft man sich draußen. Berechtigte Interessen der Anwohner*innen müssen dabei ebenso berücksichtigt werden. Wenn es zu Konflikten kommt, ist die Stadt gefragt. Mein Ansatz ist, ein Miteinander zu ermöglichen, das für alle „Seiten“ akzeptabel ist. Ein kommunales Konfliktmanagement hat sich in vielen anderen Städten bereits etabliert.

6. Wird der HFC in den nächsten Jahren in die Bundesliga aufsteigen?

HL: Klar, mit mir als Oberbürgermeister sicher.

7. Der Amazonas-Wald brennt, ebenso die Arktis, die Gletscher schmelzen, der Permafrostboden taut – spielt das für die Kommunalpolitik der Stadt irgend eine Rolle? Wenn ja, welche?

HL: Klimaschutz wird auch durch die Kommunen gestaltet und Klimaschutzmaßnahmen werden direkt im Alltag der Menschen umgesetzt. Dabei ist es wichtig, die Menschen mitzunehmen und Anreize zu schaffen. Für mich ist eine klimafreundliche und nachhaltige Stadtentwicklung die Grundlage für eine generationengerechte Stadtentwicklung. Daher muss Halle mehr Ressourcen sparen und braucht Energiesicherheit mit 100% Ökostrom! Die Verkehrswende mit gut ausgebautem ÖPNV und guten Radwegen ist ein Beitrag zur Reduzierung von CO2. Außerdem möchte ich unseren Stadtwald so umbauen, dass er auch in Zukunft soviel CO2 wie möglich in Sauerstoff umwandelt.

8. Können Sie sich in Sachfragen eine Zusammenarbeit mit der AFD vorstellen? Welche wären das?

HL: Eine Zusammenarbeit mit der AfD wird es mit mir nicht geben. Die politische Auseinandersetzung ist notwendig und Sachfragen werde ich so klären, dass es im demokratischen Spektrum Mehrheiten geben wird.

9. Was muß getan werden, um ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern herzustellen?

Halle muss jetzt die Verkehrswende gestalten! In Halle Fahrrad zu fahren kann echt gefährlich sein. Schlechte oder nicht vorhandene Radwege machen den Weg zur Arbeit oder den Ausflug nicht selten zum Abenteuer.
Wir brauchen ein echtes Fahrradwege-Konzept zusammen mit dem Saalekreis. Für ein Rad- und Fußwegeprogramm muss mehr Geld investiert werden. Außerdem muss der Verkehrsraum fair aufgeteilt werden. Verkehrswende heißt auch die Randbezirke unserer Stadt mit besseren ÖPNV-Angeboten zu versorgen und flächendeckend in unserer Stadt barrierefreie Fußwege zu gestalten.

10. Welche Rolle spielt für Sie die Geschwindigkeit Ihres Internetanschlusses?

HL: Ohne Frage, Halle muss Gigabit-Stadt werden. Die Anpassung an moderne Wirtschaftsbedürfnisse und gesellschaftliche Entwicklungen darf Halle auch in der Digitalisierung nicht verschlafen.

11. Weshalb wollen Sie Oberbürgermeister werden? Ist doch Stress ohne Ende.

HL: Es geht mir um den sozialen Aufbruch in unserer Stadt und eine transparente, sowie gemeinschaftliche Gestaltung von Halle. Das ist meine Motivation, da spielt Stress keine Rolle.

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