Hendrik allein unter Förstern

18. September 2019 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Der Stadtverband DIE LINKE.Halle und das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg luden letzte Woche zur Diskusionsveranstaltung „Stadtwald in unserer Zeit“ in das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der MLU (Domplatz 4, 06108 Halle) ein. Moderiert hat die Veranstaltung der Oberbürgermeisterkandidat Hendrik Lange.

Hendrik Lange moderierte die Stadtwalddiskussion

In seinem Einführungsvortrag beklagte Prof. Köpf, ausgehend vom im Moment festgestellten Waldsterben 2.0, die massiven politischen Fehlentscheidungen in der Forstpolitik der letzten Jahre: Zuwendungen wurden gekürzt, die Forstwirtschaft wurde extensiviert und Förster werden zu Schreibtischarbeitern, die heute die zehnfache Fläche mehr als früher zu betreuen haben. „Waldpflege im SUV“, nannte das der Vortragende. Er fragte sich, ob das nicht schon als Zerschlagen der Forstwirtschaft zu bezeichnen ist.

Halle sollte sich einen eigenen Forstbetrieb haben

Was den Stadtwald betrifft, stellte Prof. Köpf, die Frage in den Raum, wieviel Wildnis man sich im Stadtwald leisten kann. Natürlich ist der Stadtwald zur Erholung da, auch wichtig für die Wasserwirtschaft und als Rückzugsgebiet für Pflanzen und Tiere. Aber ein Stadtwald muß nach seiner Meinung betreut werden. Dazu gehören auch Kontrolle und Aufsicht gegen Vandalismus und Vermüllung. Ein Dienstleister, die Forstaufgaben im Stadtwald leistet, sollte genaue Vorgaben erhalten. Besser wäre: Eine Stadt wie Halle sollte sich einen eigenen Forstbetrieb (wieder-) einrichten.

Hendrik Lange meinte dazu: Das könnte man im Stadtrat gerne prüfen lassen.

Waldoption

Reinhard Mosandl und die Waldoption

Reinhard Mosandl, Prof. für Waldbau aus München, gab ein Statement zur Waldoption ab und rechnete vor, dass wir die 20 Gigatonnen CO2, die wir momentan weltweit zuviel in die Atmosphäre blasen, über Erhalt von Waldflächen, Wiederaufforstung und Sanierung, Agroforstwirtschaft und Aufforstung arider Gebiete zum Teilen kompensieren könnten. Dies wäre der Bundesregierung auch bereits vorgelegt worden. Aber Förster haben keine Lobby, meinte Mosandl bedauernd, auch hätte es wohl einen damaligen Umweltminister der Grünen gegeben, der keinen „Ablaßhandel“ über Aufforstung gewollt hätte. Mosandl war aufgrund seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse wie Köpf der Meinung, dass ein bewirtschafteter Wald kohlenstoffökologischer wäre als ein Wald, der sich selbst überlassen wird. Die deutsche Forstwirtschaft könnte Exportschlager werden, schloss Mosandl.

Bäume sterben, aber der Wald zum Glück (noch) nicht

Der Hallesche Forstamtsleiter Hartung bestätigte, dass der Forsteinrichter selbstverständlich Instruktionen durch den Besitzer (die Bürger der Stadt Halle) erhält. Es sollte die Frage gestellt werden: Wie möchten die Bürger der Stadt den Stadtwald haben? Das könnte auch durch eine Umfrage geklärt werden.

Die anschließende Diskussion verlief angeregt und daraus möchten wir nur herausgreifen, dass sich alle einig waren, dass angesichts selbst des Sterbens der Buchen der Wald dringend klimabedingt umgebaut werden muß. Da sollte es auch keine Denktabus bezüglich nicht heimischer Arten geben, wobei südeuropäische Arten den überseeischen vozuziehen wären. Der Naturschutzbeirat beklagte, dass seine Vorschläge bei der Stadtverwaltung auf genauso taube Ohren stießen, wie die Vorschläge der Förster bezüglich der Waldoption bei der Bundesregierung. Vielleicht sollte sich der Stadtrat Gedanken über eine Forstkonzeption für den Stadtwald machen.

Am Ende wollen wir den Gedanken von Prof. Mosandl aufgreifen, dass wir am Beginn eines Holzzeitalters stehen könnten. Wir sollten auch mehr mit Holz bauen, was klimaneutraler wäre, genug Holz dafür wäre vorhanden.

Text und Fotos: ToK

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