Pollen statt Nektar

25. November 2019 | Natur & Gesundheit | 2 Kommentare

Man findet die gesuchte Pflanze, die zu den Hahnenfußgewächsen gehört, auf kalkhaltigen, nährstoffreichen Böden in Auwäldern und entlang von Bachläufen. Die mehrjährige krautige Staude mit blaugrünen, zwei- bis dreifach gefiederten Blättern wächst über 1m hoch. Die Blätter ähneln denen der Akelei. Die Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und enthalten einen gelben Farbstoff, der zum Färben von Wolle genutzt wurde. Die Form der Blätter ist für die Namensgebung der Pflanze verantwortlich. Blütezeit ist zwischen Mai und Juni, wenn der Frühling in den Sommer übergeht. Der doldenförmige Blütenstand sitzt oberhalb der aufrecht wachsenden Stängel. Die kompakte Rispe enthält zahlreiche federartige Blütenköpfe, die meist weiß bis rosa blühen. Die Staubblätter sind zahlreich und in einer Kugel büschelig angeordnet. Mit ihrer auffallenden Erscheinung übernehmen sie statt der Blütenhüllblätter die Funktion des Schauapparates. Dies ist einmalig in der heimischen Flora, findet sich aber auch bei Myrten, australischen Eukalyptuspflanzen und afrikanischen Akazien. Die Staubfäden sind verdickt. Die Pflanze bietet Pollen statt Nektar und sichert durch ihren attraktiven Schauapparat die Bestäubung durch Insekten. Sie ist eine wertvolle Bienenweide und wird von den fleißigen, nektarsuchenden Honigproduzenten gern besucht. Auch Schmetterlinge fliegen wortwörtlich auf diese Staude. Mit ihrer Wuchshöhe setzt die Pflanze mit ihren Doldenblüten einen attraktiven Akzent in der Wiesenlandschaft. Sie übersteht frostharte Winter. Im darauffolgenden Frühjahr treibt sie wieder neu und kräftig aus. Tee aus den Wurzeln bereitet soll bei Verstopfungen helfen. Welches Hahnenfußgewächs ist gesucht?

(H.J.Ferenz)

Auflösung des letzten Pflanzenrätsels („Glaubenskrieg um Grünzeug auf Pizza“): Eruca vesicaria ssp sativa, „Rucola“, Senfrauke.

Richtig, @Rati, bei der gesuchten Pflanze handelt es sich um Rucola bzw. der so genannten Senfrauke,Eruca vesicaria ssp. sativa. Man findet ihre schmackhaften Blätter leider nur selten im Supermarkt, weil sie rasch verwelken. Statt dessen werden die gezähnten Blätter von Diplotakis tenuifolia als „Rucola“ verkauft (oder auch Diplotaxis muralis, die Mauer-Doppelsame) die ähnlich aussehen. Die schmecken weniger aromatisch, haben allerdings auch eine deutliche Schärfe von den enthaltenen Senfölglykosiden. Der „nussige“ Geschmackshintergrund der echten Rucola fehlt ihr aber.  Die „echte“ Rucola kann man von der „falschen“ am besten an den Blüten unterscheiden: Eruca  sativa blüht niemals gelb, sondern weiß.

Ob man sie nun auf eine Pizza tut oder nicht, mag Glaubenssache bleiben. In Italien wird sie eher zu Pesto verarbeitet, und an dieser Stelle wollen wir ein kleines Rezept nicht verschweigen. Denn es eignet sich wunderbar als Soße für Pasta und dergleichen, wenn es mal sehr schnell gehen soll. Zunächst: Pesto ist die bezeichnung verschiedener kalt gerührte Soßen oder Pasten, bekannt sind neben dem „Pesto Genovese“ auf der Basis von Basilikum auch solche auf Basis von Tomaten usw. . Fast alle Sorten von Pesto enthalten Nüsse oder andere zerstoßene Kerne, wie etwa Pistazien, Käse und viel Olivenöl. Pesto kommt vom italienischen Wort „pestare“, was einfach nur „Mörsern“ bedeutet.  Man kann mit Fug und Recht beghaupten, dass diese Soßen eine der ältesten überlieferten Soßenrezepte überhaupt sind. Im Prinzip sind sie nichts anderes als das römische „Moretum“, von dem an anderer Stelle schon einmal die Rede war ( 1.-7. August 2016, mit Rezept). 

Das wie folgt beschrieben Rezept kann natürlich beliebig abgewandelt werden, hier werden Maronen (Esskastanien), Knoblauch, Parmesan, etwas Chilisoße  und Mozzarella verwendet. Über frische Spaghetti oder andere Formen von Pasta geben, sofort servieren und aufessen..

 

Dann war d noch die Frage nach dem Öl und der Fettsäure. „Rati“ hatte es auch genannt. Die Samen enthalten Erucasäure (von Eruca, Rauke). Das ist eine Fettsäure, die vom menschlichen Stoffwechsel schwer vertragen wird. Vom Verzehr wird abgeraten, weil es zu Leberschäden, pathologische Veränderung des Herzmuskels, Herzverfettung kommen kann. Allerdings ist sie auch Bestandteil von „Lorenzos Öl“, einem in der Wirksamkeit umstrittenen Heilmittel, das die seltene Fettstoffwechselkrankheit  Adrenoleukodystrophie lindern soll. Die Fettsäure kommt auch in den Samen vieler anderer Kreuzblüter vor, so auch in Raps. Deshalb wurde früher Rapsöl nicht in der Küche verwendet, wohl aber als Brennmittel in Öllampen. Heute ist Erucasäure aus dem so genannten „00-Raps“ herausgezüchtet wurden, weshalb das Öl heute als Lebensmittel angeboten wird.  (HW)

Erucasäure

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