Kranken-Höchststand in Sachsen-Anhalt: Gesundheitsexperten besorgt über steigende Fehlzeiten

19. Oktober 2023 | Natur & Gesundheit | Ein Kommentar

Im ersten Halbjahr 2023 hat Sachsen-Anhalt in Deutschland einen neuen Negativ-Rekord aufgestellt, indem es den höchsten Krankenstand im Bundesvergleich verzeichnete. Mit einem Krankenstand von 7,7 Prozent führte das Land die Liste an, gefolgt von Thüringen mit 7,6 Prozent. Bundesweit lag der Durchschnitt bei 6,5 Prozent. Dies berichtete der neue AOK Fehlzeiten-Report für Sachsen-Anhalt.

Die Hauptursachen für die gestiegenen Fehlzeiten waren demnach erneut Atemwegserkrankungen, die für 25 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle verantwortlich waren, wenn auch etwas weniger als im Vorjahr (26,6 Prozent). Auf dem zweiten Platz standen Muskel- und Skeletterkrankungen mit einem Anteil von 13,3 Prozent, gegenüber 12 Prozent im Vorjahr. Auffällig war jedoch, dass der Trend zu höheren Krankenständen sich auch auf die Landkreise erstreckte. Die Landkreise Mansfeld-Südharz (8,3 Prozent), Börde (8,2 Prozent) und Salzlandkreis (8,1 Prozent) wiesen die höchsten Krankenstände auf, während die Städte Magdeburg (7,2 Prozent) und Halle/Saale (7,4 Prozent) sowie die Landkreise Altmarkkreis Salzwedel und Stendal (beide 7,4 Prozent) deutlich niedrigere Werte verzeichneten.

Besorgniserregend war ferner auch der Anstieg von Fehlzeiten bei der Arbeit aufgrund psychischer Erkrankungen. In Sachsen-Anhalt entfielen 5,5 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle auf Diagnosen im Bereich Psyche, im Vergleich zu 4,6 Prozent im Vorjahr. Über das letzte Jahrzehnt hinweg haben sich die beruflichen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in Sachsen-Anhalt um beeindruckende 78 Prozent erhöht. Diese Erkrankungen führten im Schnitt zu erheblich längeren Fehlzeiten von 28,9 Tagen pro Fall, während Atemwegserkrankungen im Durchschnitt nur 8,5 Tage beanspruchten.

Gesundheitsexperten fordern bereits seit längerem Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit der Arbeitnehmer, insbesondere angesichts der verstärkten Einführung von Homeoffice und mobiler Arbeit aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Covid-Pandemie. Die soziale Isolation und die Distanzierung vom Unternehmen können dabei nicht unterschätzt werden. Betriebliche Gesundheitsförderung gewinnt angesichts dieser Entwicklungen an Bedeutung.

Eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts (WIdO) ergab zudem, dass Unternehmen mit als zukunftsfähig eingeschätzten Beschäftigten gesündere Arbeitskräfte hatten. Es wurde festgestellt, dass Beschäftigte, die ihre Organisation oder ihren Betrieb als zukunftsfähig bewerteten, im Schnitt 11,6 Tage erkrankungsbedingt fehlten, verglichen mit 16,2 Tagen bei denen, die die Zukunftsfähigkeit negativer einschätzten. Dies unterstreicht die Bedeutung eines positiven Arbeitsumfelds und der mentalen Gesundheit für die Arbeitsproduktivität.

Print Friendly, PDF & Email
Ein Kommentar

Kommentar schreiben