Mit Schellenberger und Schellenbaum: Vize-Landesarchäologe Dr. Alfred Reichenberger in Ruhestand verabschiedet

19. Februar 2024 | Kultur | Keine Kommentare

Wie bringt man einen konservativen Landtagspräsidenten dazu, gemeinsam mit dem Ziegelröder Spielmannszug vollen Herzens ein traditionelles Bergarbeiterlied zu intonieren? Der Schlüssel dazu ist der scheidende stellvertretende Landesarchäologe, Pressesprecher und langjährige „Linke und Rechte Hand“ des weitaus bekannteren Landesarchäologen Prof. Harald Meller.  Lange Zeit hat Dr. Alfred Reichenberger, promovierter Archäologe, Wissenschaftler und Menschenkenner und -freund  in zweiter Reihe, immer im Hintergrund, die Geschicke des Landesmuseums mit zarter Hand, Freundlichkeit  und einer beeindruckenden Kenntnis nicht nur der Archäologie und Geschichte gelenkt. Am 29. Februar ist Alfred Reichenbergers offizieller letzter Arbeitstag. Heute, am  19. Februar 2024 wurde er im Landesmuseum für Vorgeschichte mit einem Festakt verabschiedet. Versteht sich von selbst, dass sein langjähriger Freund, Vertrauter und Wegbegleiter Harald Meller Lobeshymnen auf ihn sang, und betonte, wie oft die beiden sich ergänzt hätten, aufeinander vertrauten, und oft ganz ähnlich dachten- wie Spin-gekoppelte Teilchen im Universum. Das eine agierend, das andere im Hintergrund.  Kultur-Staasminister Reiner Robra war erschienen, hielt eine entsprechende Laudatio, und rühmte Reichenbergers Fähigkeiten, immer angemessen in der Politik die Belange der Kultur anzusprechen. Innerhalb der Grenzen der demokratischen Parteien und Verbände hat Reichenberger immer wieder vermittelt, Kontakte geknüpft, und dabei – so berichteten es  auch viele Mitarbeiter – einen fröhlichen, freundlichen Ausgleich geschaffen. Ein staatsmännischer Diplomat, allerdings auch mit Hintergrund: Als eine von vielen Anekdoten berichtet Landesrchäologe Meller, wie er Reichenberger im Büro bei der Pausenlektüre erwischt habe: Ovid im Originaltext, ohne Hilfsübersetzung. Reichenbergers Liebe galt dem Latein. Die weit über das rein fachliche Archäologische hinausgehenden Kenntnisse haben ihn denn auch in Stande gesetzt, neben seinem Job als Pressesprecher und Stellvertretender Direktor „ganz nebenbei“ drei Ausstellungen zu kuratieren: Im Laufe der Jahre waren dies Ringe der Macht, Alchemie und  (und wohl least: die Ausstellung „MAGIE – DAS SCHICKSAL ZWINGEN“) . Sie wird am 1. März eröffnet und geht bis zum bis 13. Oktober 2024.  Die Gäste und Presevertreter hatten zur Feierstunde die Gelegenheit, erste Einblicke in die Inszenierung zu werfen. Ein finsterer Stahlkäfig  mit Vodoo-Puppen, darüber die pinkfarbene Leuchtschrift „DER SCHLAF DER VERNUNFT GEBIERT UNGEHEUER“. Welch ein Menetekel in unseren Zeiten. In Rosa Barbie-Colorit waren Redner und Publikum getaucht, während im Basement die Ausstellungshandwerker hörbar dem Finish entgegen werkelten.

Wenn nun heute ein  Staatsminister Robra, Landtagspräsident Schellenberger und der Ziegelrodaer Spielmanszug einen harmonischen Abschied mit dem Steigerlied intonierten, so steht das ganz praktisch für das Wirken von Alfred Reichenberger.

 

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