Klassik am Fluss

18. Juli 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Kein Volksfest mit Schlagermusik, keine  Superparty  mit  dröhnenden Bässen, nicht mal einen Bierausschank gab es gestern Abend, am17. Juni, auf der Ziegelwiese. Dafür Händels „Wassermusik“, einfach per Lautsprecher vom mdr eingespielt. Trotzdem kamen um die hundert Leute, man plauderte, lagerte im Gras, kostete vom mitgebrachten Picknick und ließ sich umspülen von der Musik. So ähnlich ging es, einem zeitgenössischen Zeitungsbericht zufolge, auch zu bei der Uraufführung der „Wassermusik“ an jenem Mittwoch vor 300 Jahren, als König Georg I. eine Lustfahrt auf der Themse unternahm, begleitet von einem Schiff voller Musiker, welche die zweite Suite spielten. Dass sie später ein Welthit der Klassik werden sollte, konnte der König natürlich nicht wissen. Immerhin war er so begeistert, dass er einige Stücke schon während der Fahrt mehrmals wiederholen ließ.

Eine schöne Idee des halleschen Stadtmarketings, an dieses große Ereignis der Musikgeschichte mit solch einer kleinen Veranstaltung am Wasser zu erinnern . Bitte öfters sowas – es braucht dazu ja nicht immer ein 300. Jubiläum! Denn es war eine der seltenen Gelegenheiten zur Kontemplation: Statt aufs Smartphone schaute man einfach mal auf den Fluss, zählte sieben  Schwimmer (bekleidet und unbekleidet) und zwei Sportboote, die – fast im Takt der Musik – ihre Ruder durchs Wasser zogen. Oder sah durchs  zarte Grün der Buchen den weißen Wolkenschiffen hinterher, die durchs Blau des Himmels zogen – ganz kurz war auch die wehende Lockenperücke Händels dabei.

Eva Scherf

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