Fortsetzung des „Z*-Barons“ in der Oper: Opernpremiere von „Manru“ am 19. März

23. Februar 2022 | Kultur | 3 Kommentare

»Manru« setzt dort ein, wo Johann Strauß‘ »Z*baron« aufhört: Saffi und Barinkay heiraten. Ignacy Jan Paderewskis einzige Oper erzählt die Geschichte von Ulana und Manru. Sie zeigt zwei Liebende aus verfeindeten Gesellschaften Jahre nach der Hochzeit. Die Beiden haben sich idealistisch über den Hass ihrer Ethnien hinweggesetzt und sind geflohen. Ihre Liebe überwindet Vorurteile. Doch ihr Aussteigerleben fordert seinen Tribut. Manru findet in der Ausgrenzung weder Glück noch innere Ruhe, Ulana zermürben die Labilität ihres Mannes, die ständigen Anfeindungen des Dorfes und die Härte ihrer Mutter.

Die Regisseurin Katharina Kastening sieht in dem Musikdrama »ein scharfsichtiges Stück über das Scheitern einer Utopie, die Entzauberung romantischer Liebesvorstellungen in einer gespaltenen Gesellschaft voller Hass und Häme: Was macht uns zu Feinden? Das ist für mich die zentrale und auch heute aktuelle Frage des Stücks.«

»Manru« ist ein Auftragswerk Ernst von Schuchs. Es wurde in deutscher Sprache komponiert und 1901 in Dresden uraufgeführt – im selben Jahr, in dem von Schuch auch mit Richard Strauss‘ »Feuersnot« ein Bekenntnis zur Oper der Gegenwart ablegte und einleitete, was wir heute als Dresdner Strauss-Tradition bewundern.
Nicht zuletzt die vielen Dresdner Exilpolen, die in dem Roma-Pariah das Symbol ihrer politisch unterdrückten Nation sahen, bereiteten »Manru« einen triumphalen Erfolg.


Der Librettist Alfred Nossig, sah in den Erumale eher eine Allegorie auf die Juden Europas. Er wollte mit dem Sujet und dem prominenten Komponisten Propaganda für den Zionismus machen und zeigen, dass die Assimilationsversuche im 19. Jahrhundert gescheitert waren, dass sie scheitern mussten und es keine Alternative zur Gründung eines jüdischen Staates in Palästina gab.

Paderewski wollte mit dem Werk eine neue Region, die Gegend von Zakopane, auf die Karte der Weltkultur setzen und den Beitrag Polens zu derselben in der Welt bekannt machen.
»Manru« wurde in vielen Städten Europas nachgespielt (Prag, Köln, Zürich, Budapest, London, Nizza, Monte Carlo, Bonn, Kiev), in Polen in polnischer Übersetzung (Lviv, Krakau, Warschau, Posen).
In den USA, sicherte sich die MET die 1902 aufwändig herausgebrachte Erstaufführung.
Um »Manru« aber wurde es außerhalb Polens still.

Am 19. März 2022 bringt die Oper Halle die Oper »Manru« des polnischen Komponisten, Pianisten und Staatsgründers Ignacy Jan Paderewski (1860-1941) erstmals nach 120 Jahren wieder in der deutschen (!) Originalsprache zur Aufführung.

DeutschlandRadio und MDR Kultur übertragen die Hallenser Erstaufführung bundesweit live, cpo veröffentlicht den Mitschnitt auf CD.

Im Zentrum von »Manru« steht eine Ehe in einer divers multiethnischen Gesellschaft, die an Fremdenfeindlichkeit, Hetze und ethnischen Vorurteilen zerbricht.
Ein internationales wissenschaftliches Symposion mit Referent*innen aus fünf Ländern beleuchtet am 18. und 19. März 2022 im Audimax der Martin-Luther-Universität Halle (Saale) interdisziplinär und allgemein verständlich für ein breites Publikum die vielen historischen, musikalischen und aktuellen Aspekte dieser hierzulande wenig bekannten Oper.

Die Konferenzsprache ist Deutsch. Die Konferenz wird von der Oper Halle, dem Aleksander-Brückner-Institut für Polenstudien an der Universität Halle (Saale) und dem Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Leipzig veranstaltet und vom Adam Mickiewicz-Institut Warschau unterstützt. Sie findet im Rahmen der „Bildungswochen gegen Rechts “ statt.


Der Eintritt ist frei.


Das Programm zum Symposium findet sich hier: Programm Symposium »Manru«

Besetzung:
Musikalische Leitung: Michael Wendeberg | Regie: Katharina Kastening | Bühne & Kostüme: Gideon Davey | Chorleitung: Johannes Köhler| Dramaturgie: Boris Kehrmann
Mit Thomas Mohr (Manru)| Ks. Romelia Lichtenstein (Ulana, Dorfmädchen) |Svitlana Slyvia (Hedwig, ihre Mutter)| Levent Bakirci (Urok, ein Zwerg)|Franziska Krötenheerdt (Aza, Zigeunerin)| Ky-Hyun Park (Oros, Anführer der Zigeuner)|Michael Zehe (Jagu, Zigeunergeiger) | Chor und Kinderchor der Oper Halle | Staatskapelle Halle

»Manru«
Lyrisches Drama in drei Akten von Ignacy Jan Paderewski
Libretto von Alfred Nossig nach Józef Ignacy Kraszewskis Roman Die Hütte am Ende des Dorf (1852)
Premiere am 19. März 2022 | 19:30 Uhr | Oper Halle

Weitere Vorstellungen am 27.3.2022 um 16:00 | 1.4., 22.4. und am 30.06. um jeweils 19:30 Uhr | 22.5.2022 um 18 Uhr.

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