6. Januar: Dreikönigsfest
6. Januar 2020 | Kultur | 8 KommentareMit dem Fest „Epiphanie“ („Erscheinung des Herrn“) am 6. Januar (bzw. dem darauffolgenden Sonntag) endet die weihnachtliche Festzeit. Bei uns in Sachsen-Anhalt ist der 6. Januar als „Dreikönigstag“ ein Feiertag. Doch was wird an diesem Tag wo gefeiert?
Die Geschichte zum Dreikönigsfest steht nicht im Lukas-, sondern im Matthäusevangelium: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Von „Königen“ ist nicht die Rede, es handelte sich entweder um jüdische Gelehrte, die seit der Zeit des Exils in Babylon (ca. 600 J. v. Chr.) noch im Zweistromland lebten oder (weniger wahrscheinlich) um Priester der persischen „Kirche des Zoroaster“ (Zarathustra).
Seit dem 4. Jahrhundert wird in den ältesten christlichen Kirchen, zu denen die koptische und die armenische Kirche gehören, die Geburt Christi und das Fest „Epiphanie“ zusammen an einem Tag, dem 6. Januar gefeiert. In der römischen Kirche wurde das Fest auf den 25. Dezember verlegt, wobei bis zur Kalenderreform 1582 der 25. Dezember im Westen und der 6. Januar im Osten auf den gleichen Tag fielen. Es gab also nur ein „Weihnachtsfest“, während es heute zwei gibt.
Zweimal Weihnachten
Frau D., eine aus Griechenland stammende Hallenserin, erzählte HalleSpektrum von den Bräuchen ihrer Heimat: „In der griechisch-orthodoxen Kirche wird Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wie in Deutschland. Geschenke gibt es allerdings erst am 1. Januar, dem Fest des Heiligen Basilius, der (ähnlich unserem Nikolaus – d. Red.) die Armen beschenkt hat. Eine Ausnahme bildete meine eigene Familie: Mein Vater, er hieß Christos, hatte am 25. Dezember Namenstag. Und da in Griechenland die Namenstage anstelle der Geburtstage gefeiert wurden, gab es an diesem Tag Geschenke für die ganze Familie. Am 6. Januar feiert man in Griechenland dagegen die Taufe Jesu im Jordan und die erste Erscheinung des Heiligen Geistes auf Erde in Form der Taube, die während der Taufe über dem Jordan flog. Zu Theophania (Erscheinen Gottes) wie die Griechen das Fest am 6. Januar bezeichnen, zieht von der Hauptkirche jedes Ortes eine Prozession zum nächstgelegenen Fluss. Der Fluss wird gesegnet und ein großes Kreuz ins Wasser geworfen. Die Mutigsten unter den jungen Männern stürzen sich in die Fluten, um es herauszuziehen. Städte und Gemeinde ohne Fluss behelfen sich mit Häfen, Seen, zur Not auch mit Zisternen“. Eine Anregung für die Saaleschwimmer für ein „Dreikönigsschwimmen“?
Auch in der russisch-orthodoxen Kirche, in der die Weihnachtszeit die 12 Tage vom 6. bis 19. Januar (Taufe Jesu im Jordan) umfasst, gibt es diesen Brauch der „Wasserweihe“ in Erinnerung an die Taufe Jesu.
Drei Magier in den iberischen Ländern
Eine andere Leserin berichtete über eine Spanienreise vor einigen Jahren: „Wir verbrachten die Weihnachtsferien in einer Stadt in Galicia (Nordspanien). Dort öffnete der Weihnachtsmarkt als Kunst- und Spezialitätenmarkt am 23. Dezember und ging bis zum 6. Januar. Es herrschte eine entspannte Festatmosphäre ohne die bei uns übliche Hektik. Hier war das Hauptfest tatsächlich das Fest der „tres magos“ (drei Magier) am 6. Januar. In der galizischen Hauptstadt Á Coruna begegneten uns die „Heiligen drei Könige“ (Reyes magos) in prächtigen Kostümen auf zu Kamelen umgestalteten Quads. In einer Weihnachtsumfrage des spanischen Fernsehens zur Bedeutung des Festes kamen auf den wichtigsten Platz die „tres magos“, gefolgt von der spanischen Weihnachtslotterie.“
Für die Zeit von Weihnachten bis Dreikönig gibt es verschiedene Bezeichnungen: es ist die „Zeit zwischen den Jahren“, auch „Zwölfnächte“ oder „Rauhnächte“ genannt. In früheren Zeiten wurden Arbeitsverhältnisse gelöst und neu begonnen. Davon erzählen auch die Geschichten um „Krabat“, den sorbischen Zauberer, der zum Dreikönigstag seinen Dienst in der magischen Mühle in Schwarzkollm beginnt (wunderbar erzählt von Otfried Preußler). So erklären sich wohl auch solche Traditionen wie „zwischen den Jahren“ keine Wäsche zu waschen. Es war schlicht niemand da, der hätte waschen können.
Die Menschen in Sachsen-Anhalt nutzen die „Zeit zwischen den Jahren“ gern für eine Auszeit, wenn sie es sich denn leisten können. Viele haben Urlaub bis nach dem 6. Januar, oft gehen auch die Schulferien bis zum 6. Januar. Persönlich bin ich der damaligen Landesregierung sehr dankbar für die Einführung dieses Feiertages.
In der Geschichte im Matthäusevangelium werden Maria, Josef und das Kind übrigens tatsächlich noch zu Flüchtlingen: „Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.“
Hintergrund: Tres Culturas
Unter dem Titel „tres culturas“ (drei Kulturen) stellt Hallespektrum in Anlehnung an die „Stadt der drei Kulturen – Toledo“ die kulturellen Wurzeln Europas vor, bestehend aus Judentum, Christentum und Islam.
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In anderen Erdteilen hat man den westlichen Humanismus sicher nicht so als kulturelle Errungenschaft wahrgenommen, besonders nicht den von 1933.
Ein Beitrag zur abendländischen Kultur und deren Wurzeln vom bekannten Humanisten aus Halle an der Saale @farbspektrum!
Auf Budenzauber verstanden sich schon die Priester von vor tausenden Jahren. Sie säten nicht, sie ernteten nicht, aber das Volk ernährte sie trotzdem.
In Griechenland feiert man die endgültige Vertreibung der Kalikantsari ( καλλικάντζαροι), bösartiger Gnomen, die in die Häuser kriechen und Unheil stiften. Die wirklich bösen Geister („die Institutionen“) werden wohl mit Weihrauch auch zu Epiphanias nicht zu vertreiben sein.
Wir haben dazu früher alle Räume des Hauses von Keller bis Dachboden, Schuppen… gesegnet. Dazu nahm man ein altes, aufklappbares Eisenbügeleisen, es wurde mit Glut und Weihrauch befüllt (und nachgefüllt), damit wurde jeder Raum „ausgeräuchert“, mit Weihwasser besprengt, und jede Tür mit C+M+B und der Jahreszahl versehen. Rau(c)hnacht sozusagen.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, liebe Elfriede.
🙂 In der DDR hatte man es ja nicht so mit der Religion. In den ersten Jahren nach der Wende sah ich irgendwo mit Kreide über einer Haustür “ C +M+B“. Ahnungslos hielt ich das für einen Vermerk des Schornsteinfegers. 🙂
Mir ist von früher bekannt, dass gesagt wurde, in den 12 Nächten soll man nicht Wäsche waschen. Weiß jemand, welche Begründung es dafür gab?
Sehr interessant, danke dem Redakteur. Zu uns kommen heute die Sternsinger und ich habe eben mittels Internet gelernt , dass die mit Kreide C+M+B und die Jahreszahl über der Haustür nicht die Abkürzungen für die Namen der 3 Weisen aus dem Morgenland Caspar+Melchior+Balthasar sind, wie man annehmen könnte, weil es der Heiligabend vorm Dreikönigstag ist. Es ist vielmehr die Abkürzung für „Christus mansionem benedicat“, auf Lateinisch „Christus segne dieses Haus“.