Digitalisierungsprojekt zur Sicherung des kulturellen Erbes erfolgreich

3. Dezember 2018 | Bildung und Wissenschaft, Nachrichten | Keine Kommentare

 

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In über 35 Millionen Archivalien ist das kulturelle Gedächtnis des Landes Sachsen-Anhalt festgehalten. Und täglich werden es mehr. Neue Archivierungsverfahren sollen sie sichern, leichter zugänglich machen und für die wissenschaftliche Auswertung besser erschließen. Kulturminister Rainer Robra bekannte sich als Regierungsvertreter ausdrücklich zu dieser Verantwortung. Dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle (LDA) wurden am 24.Mai 2017 in einer Sondervereinbarung Projektmittel in Höhe von 1.579.300 € zur Realisierung des Projekts „Digital Heritage 2017/2018“ zur Verfügung gestellt. Damit sollten zentrale Bestände aus den Archiven und Sammlungen des LDA Sachsen-Anhalt systematisch und in zeitgemäßer Form digital gesichert und strukturiert für die hausinterne Nutzung erschlossen werden.
Nicht ohne Stolz berichteten alle Beteiligten zum Abschluss des zeitlich begrenzten Vorhabens über die überaus positiven Ergebnisse des Digitalisierungsprojektes „Digital Heritage 2017/2018“, darunter der Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, Rainer Robra, Dr. Dirk Berndt (Leiter der Abteilung Mess- und Prüftechnik) und Dr.-Ing. Christian Teutsch vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) Magdeburg, der Direktor des LDA und Landesarchäologe, Prof. Dr. Harald Meller sowie der Abteilungsleiter Übergreifende Fachdienste am LDA, Dr. Veit Dresely.
„Zu den vielfältigen Daten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie kann jetzt ein sehr viel schnellerer und effizienterer Zugang gewährleistet werden“, berichtete Prof. Meller. „Aber nicht nur für die Wissenschaft sollen die Ergebnisse von „Digital Heritage“ einen Mehrwert darstellen. Gerade auch der Öffentlichkeit wird eine breitere und lebendigere Teilhabe an der spannenden Geschichte von archäologischen Exponaten verschafft“, betonte Prof. Meller.
In drei Teilprojekten wurden die Kernbestände der zentralen Informationsquellen des archäologischen Erbes erschlossen. Das erste Teilprojekt umfasste die Digitalisierung und Erschließung des Hauptkatalogs, des zentralen Informationsinstruments zum archäologischen Fundgut im Land. Er entstand über einen Zeitraum von rund 120 Jahren und besteht aus 185.862 Karteikarten. Ihre Bedeutung erhalten archäolo

Minister Robra und Prof. Meller lassen sich die Digitalisierung von Münzen zeigen

gische Funde erst aus dem Kontext. Daher sind die Informationen zu den einzelnen Stücken, die im Hauptkatalog festgehalten wurden, unverzichtbar. Durch die Digitalisierung wurden diese Daten, die bislang nur in einfacher Ausfertigung vorliegen, nachhaltig gesichert und sind ortsunabhängig recherchierbar und leicht abrufbar.

Das zweite Teilprojekt widmete sich einem sehr komplexen, aber äußerst wichtigen Thema. Es galt ein Verfahren zu entwickeln, mit dem archäologische Sammlungsbestände effizient digital erfasst und Einzelstücke mit einem individuellen „digitalen Fingerabdruck“ versehen werden können. In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) Magdeburg wurde erstmals ein Verfahren entwickelt, archäologische Fundmünzen digital zu erfassen und gleichzeitig mit Hilfe eines „digitalen Fingerabdrucks“ eindeutig und unverwechselbar zu katalogisieren. Von Interesse ist dieses Verfahren besonders für Objekte, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht einzeln mit Inventarnummern beschriftet werden können und die daher nur schwer auseinanderzuhalten sind. Im Projektzeitraum wurden über 10.000 Münzen erfasst und davon 6.000 numismatisch bestimmt. Über das Internetportal KENOM sind die Resultate bereits öffentlich zugänglich. Das neue digitale Kennzeichnungsverfahren ist nicht nur für die Identifizierung und Organisation innerhalb der Sammlung von Interesse, sondern besonders auch im Leihverkehr mit anderen Museen und Institutionen hilfreich.

In  Ergebnis der Münz-Digitalisierung

In einem dritten Teilprojekt galt es, fotografische Dokumente zu Bodendenkmalen sowie Bau- und Kunstdenkmalen zu digitalisieren. Ein fast unüberschaubarer, zumindest in Teilen äußerst wertvoller Bestand an Fotodokumenten liegt auf allen denkbaren Trägermaterialien vor. Aus diesem Bestand wurden diejenigen zur Digitalisierung ausgewählt, die bereits geschädigt oder gefährdet sind. Zunächst konzentrierte man sich auf die Glasplatten, die besonders empfindliche Unikate von historischem Wert sind. Über 423.000 wertvolle Aufnahmen wurden erfasst. Der Gesamtbestand ist nun durch die Digitalisierung für eine effiziente Nutzung erstmals zugänglich.

Minister Robra digitalisiert eine antike Münze

Diese drei Teilprojekte erschließen wichtige Teile des Bestandes des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. Mit ihrem Abschluss Ende 2018 ist ein weiterer Meilenstein in der Modernisierung der Archiv- und Sammlungslandschaft des Landesamtes erreicht. Die zeitgemäße Sicherung der Sammlungsbestände steht dennoch erst am Anfang. Das Projekt „Digital Heritage“ hat hierfür die Grundlagen geschaffen.

(H.J. Ferenz)

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