Die Wirtschaft, bevor Corona kam: Positives Wachstum in Sachsen-Anhalt 2019

30. März 2020 | Nachrichten, Wirtschaft | Keine Kommentare

Das Bruttoinlandsprodukt, umfassendster Ausdruck für die volkswirtschaftliche Gesamtleistung einer Region, erhöhte sich in Sachsen-Anhalt 2019 gegen über dem Vorjahr preisbereinigt um 0,2 %. Damit erreichte Sachsen-Anhalt das 6. Jahr in Folge ein positives Wirtschaftswachstum. In Deutschland sowie in den Neuen Bundesländern ohne Berlin wuchs das Bruttoinlandsprodukt im gleichen Zeitraum um 0,6 %.

Nominal, d. h. unter Einbeziehung der Preisentwicklung, wies Sachsen-Anhalt ein Bruttoinlandsprodukt von 63,5 Mrd. EUR aus, was einer Erhöhung um 2,9 % gegenüber dem Vorjahr entsprach. Deutschland und die neuen Bundesländer ohne Berlin verzeichneten Zunahmen von 2,7 bzw. 3,1 %. An der Gesamtwirtschaft Deutschlands hatte Sachsen-Anhalt im Jahr 2019 einen Anteil von 1,8 %.
Der Beitrag der einzelnen Wirtschaftsbereiche zur positiven preisbereinigten Wirt-schaftsentwicklung in Sachsen-Anhalt war im vergangenen Jahr unterschiedlich.

Das Baugewerbe erreichte einen Wertschöpfungszuwachs von 6,2 %, der deutlich über dem der neuen Bundesländer ohne Berlin (3,7 %) und dem bundesdeutschen Durchschnitt (3,9 %) lag. Im Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei konnte in Sachsen-Anhalt ein preisbereinigtes Wachstum von 1,0 % gegenüber dem Vorjahr erzielt werden, das höher als für Deutschland (0,4 %) aber geringer als in den neuen Bundesländern ohne Berlin (1,9 %) ausfiel.
Als größter Wirtschaftsbereich in Sachsen-Anhalt erbrachte der Dienstleistungssektor 2/3 der Wirtschaftsleistung. Hier betrug das preisbereinigte Wachstum 0,7 % und war damit geringer als im Bundesdurchschnitt (1,7 %) und in den neuen Bundesländern ohne Berlin (1,3 %). Viele Teilbereiche des Dienstleistungssektors erreichten hierbei positive Ergebnisse, blieben jedoch in ihrem Wachstum hinter der Entwicklung in Deutschland zurück. So erreichte der Teilbereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe ein Wachstum von 1,5 %, welches unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (2,4 %) lag. Auch im Teilbereich Information und Kommunikation musste mit einem Wachstum von 1,9 % ein Ergebnis unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (2,9 %) ausgewiesen werden. Für den Teilbereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit, der in Sachsen-Anhalt einen Anteil von 1/4 an der Gesamtwirtschaft hatte, wurde mit einer Zunahme von 0,3 % ebenfalls ein positives Ergebnis ausgewiesen. Dieses lag unter der bundesdeutschen Entwicklung (1,6 %).
Für das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe mit einem Anteil von knapp 1/4 an der Gesamtwirtschaft Sachsen-Anhalts musste ein preisbereinigter Rückgang (-3,4 %) ausgewiesen werden, der im Rahmen der Ergebnisse für Deutschland (-3,7 %) und für die neuen Bundesländer ohne Berlin (-3,3 %) lag. Das im Produzierenden Gewerbe ohne Bau-gewerbe enthaltene Verarbeitende Gewerbe hatte 2019 einen preisbereinigten Rückgang ge-genüber dem Vorjahr um -2,0 %. Deutschland und die neuen Bundesländer ohne Berlin muss-ten hier ebenfalls Rückgänge (-3,7 bzw. -2,8 %) ausweisen. Hauptursache für die Verringerung der Wertschöpfung in Sachsen-Anhalts Industrie waren dabei Umsatzrückgänge. Für die Er-mittlung der preisbereinigten Ergebnisse wurden zusätzlich die in den Umsätzen enthaltenen Preissteigerungen nicht berücksichtigt, womit die Rückgänge weiter verstärkt wurden.
Die Entwicklung der Gesamtwirtschaft war neben den Entwicklungen der einzelnen Bereiche auch von der Wirtschaftsstruktur, also den Anteilen dieser Bereiche innerhalb der Gesamtwirt-schaft abhängig. So verlief in Sachsen-Anhalt im Dienstleistungsbereich die Entwicklung ge-genüber dem Vorjahr zwar positiv aber schlechter als in Deutschland und dieser Bereich hatte gleichzeitig in Sachsen-Anhalt mit 66,1 % einen geringeren Anteil an der Gesamtwirtschaft als in Deutschland (69,3 %). Damit lieferte der Dienstleistungsbereich für Sachsen-Anhalt insge-samt einen geringeren Beitrag zur positiven Wirtschaftsentwicklung als in Deutschland, so dass für Sachsen-Anhalt der Rückgang aus dem Produzierenden Gewerbe durch den Dienstleistungsbereich weniger gut aufgefangen werden konnte als in Deutschland.
Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, die so genannte Arbeitsproduktivi-tät, wuchs 2019 gegenüber dem Vorjahr in Sachsen-Anhalt um 0,4 % und erhöhte sich damit im gleichen Maße wie in den neuen Bundesländern ohne Berlin. In Deutschland musste ein Rückgang von -0,3 % ausgewiesen werden.
Die Wirtschaftsleistung, das nominale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, betrug 2019 in Sachsen-Anhalt 63,2 Tsd. EUR. Der Zuwachs fiel für Sachsen-Anhalt mit 3,0 % höher aus als in Deutschland (1,8 %) und in den neuen Bundesländern ohne Berlin (2,9 %). Im Vergleich zum Durchschnitt des Bundes erreichte die Wirtschaftsleistung in Sachsen-Anhalt 83,3 %, der Abstand zum Bund hat sich gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt verringert.
Die vorliegenden Berechnungsergebnisse resultieren aus der Gemeinschaftsarbeit aller Statistischen Landesämter im Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, dem auch das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt angehört. Die Berechnungsergeb-nisse des Jahres 2019 haben vorläufigen Charakter. Sie wurden auf Grundlage kurzfristig verfügbarer Wirtschaftsdaten des gesamten Jahres 2019 erstellt.

Und Corona?

Bis Ende des Jahres 2019 war die derzeitige Corona-Pandemie regional auf China begrenzt und hatte keine direkte Auswirkung auf das Wirtschaftsgeschehen in Sachsen-Anhalt. Mögliche indirekte Auswirkungen, z. B. durch Umsatzrückgänge aufgrund von unterbrochenen Lie-ferketten sind durch die Nutzung von Konjunkturstatistiken zur Berechnung der Ergebnisse für 2019 dagegen enthalten. Damit werden neben ersten Ergebnissen für 2019 auch erste detaillierte Ergebnisse der Revision 2019 zur Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen sowie zur Höhe des regionalen Bruttoinlandsprodukts auf Länderebene vorgestellt. Im Rahmen der VGR-Revision 2019 gab es keine maßgeblichen konzeptionellen Änderungen, vielmehr wurden insbesondere neue Datenquellen, geänderte Bezugs- und Basisdaten und Berechnungsmethoden berücksichtigt. So haben die geänderten Bezugszahlen durch die Revision in der regionalen Erwerbstätigenrechnung Auswirkungen auf die Arbeitnehmerentgeltberechnung, welche wiederum in die Berechnung der Bruttowertschöpfung einfließt. Um Brüche in den Zeitreihen zu vermeiden und den Datennutzern weiterhin methodisch konsistente Zeitreihen zur Verfügung zu stellen, wurden die Ergebnisse bis 1991 zurück neu berechnet. Zudem wurden im Rahmen der Revision 2019 die preisbereinigten Ergebnisse auf das neue Referenzjahr 2015 umgestellt. Die Revisionsergebnisse sind grundsätzlich nur eingeschränkt vergleichbar mit den bisher veröf-fentlichten Daten.


Details zu den Ergebnissen für das Bruttoinlandsprodukt und die Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen für Sachsen-Anhalt können den nachfolgenden Tabellen und der Internetseite des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt entnommen werden. Informatio-en des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ zu den Ergebnissen der Bundesländer sowie zur Revision 2019 in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder finden Sie unter www.vgrdl.de.

 

(Quelle: StaLa LSA)

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