Bischofferode – „Das Treuhand-Trauma“

2. Juli 2018 | Nachrichten | 2 Kommentare

Der Sommer 1993 verändert Deutschland. In diesem Sommer wird ein kleiner Ort im katholisch geprägten Eichsfeld im Norden Thüringens weltberühmt – Bischofferode. Das MDR-Fernsehen lässt die Ereignisse von damals noch einmal Revue passieren: Die Dokumentation „Bischofferode – Das Treuhand-Trauma“ ist zu sehen am Donnerstag, 5. Juli, um 20.15 Uhr.

 Vor 25 Jahren, am 1. Juli 1993, beginnen zwölf Kalikumpel im Kalibergwerk „Thomas Müntzer“ einen Hungerstreik für den Erhalt ihres Bergwerkes. Aus zwölf werden schnell 23, schließlich mehr als 40 Menschen, die aus Protest gegen die mögliche Schließung des Werkes über Wochen hungern, es war das letzte Mittel.

 Der Hungerstreik wird zum Symbol für den Kampf gegen die Privatisierungspolitik der Treuhand.

 Die Bilder gehen um die Welt. Die internationale Presse fragt sich, ob jetzt die Deutsche Einheit auf dem Spiel steht. Menschen in ganz Europa solidarisieren sich, Urlauber von der Ostsee schicken Solidaritäts-Ansichtskarten, sogar die Puhdys kommen nach Bischofferode. Fernsehteams aus aller Welt berichten.

 Der epische Kampf der Kumpel dauert bis Ende 1993 und ist doch erfolglos. Die Kalikumpel sehen sich als Bauernopfer einer im Geheimen orchestrierten Neuordnung der deutschen Kaliindustrie, die schon lange während ihrer Proteste ein eingefädelter Deal war – sie konnten nicht gewinnen. Die Kalifusion war der größte Wirtschaftsdeal der Deutschen Einheit, der den Steuerzahler bis heute fast zwei Milliarden Euro gekostet hat.

 Der Freistaat Thüringen – das Bundesland mit den besten Kalivorkommen Deutschlands – ist bis heute der große Verlierer des Mega-Deals. Thüringen könnte reich sein, verliert aber neben Bischofferode fast alle Kaligruben und muss heute für die Sanierung und Sicherung der Bergwerke Jahr für Jahr Millionenbeträge einsetzen.

 Der Film „Bischofferode – Das Treuhand-Trauma“ zeichnet die Ereignisse des Jahres 1993 nach. Er verbindet Hungerstreik, Wut, Verhandlungen und Demonstrationen mit einem Panorama der Nachwendezeit – und mit der Rekonstruktion des Mega-Deals in einem der wichtigsten Rohstoffmärkte der Welt.

 Zu Wort kommen im Film die Hungerstreikenden selbst, Bergleute und Arbeiter, dazu Politiker wie Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Rita Süssmuth, Kirchenvertreter und Bürgermeister, nicht zuletzt Wirtschaftsmanager, die Einblick hatten in die Verhandlungen. Und schließlich Kali-Experten sowie der damalige Investor, der letztlich gehindert wurde, die Grube zu übernehmen

 

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