Neue Studie enthüllt universelles Muster der Artenhäufigkeit in der Natur

6. September 2023 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Eine neue Studie unter Mitwirkung der MLU in Halle, die über ein Jahrhundert Naturbeobachtungen analysierte, hat ein potenziell universelles Muster der Artenhäufigkeit in der Tier- und Pflanzenwelt enthüllt. Die Ergebnisse könnten unser Verständnis für die Verteilung von Arten in der Natur revolutionieren und haben wichtige Auswirkungen auf die Biodiversitätsforschung weltweit.

Über 100 Jahre Naturbeobachtungen haben ein faszinierendes Muster ans Licht gebracht: Die meisten Tier- und Pflanzenarten sind selten, aber nicht sehr selten, während nur wenige Arten als sehr häufig gelten. Diese Entdeckung, bekannt als „globale Artenhäufigkeitsverteilung“ (global species abundance distribution, gSAD), wurde von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der University of Florida (UF) gemacht. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlicht.

Die Forscher analysierten Daten aus der Global Biodiversity Information Facility (GBIF), die über eine Milliarde Artenbeobachtungen zwischen 1900 und 2019 umfassten. Diese Daten wurden in 39 verschiedene Artengruppen unterteilt, darunter Vögel, Insekten und Säugetiere.

Das faszinierende Ergebnis zeigt sich, wenn die Artenhäufigkeitsverteilung vollständig enthüllt ist: Die Mehrheit der Tier- und Pflanzenarten ist selten, aber nicht sehr selten, während nur wenige Arten als sehr häufig gelten. Dies entspricht dem Modell von F. W. Preston, einem Ingenieur und Ökologen, der vor vielen Jahrzehnten postulierte, dass die meisten Arten eine mittlere Häufigkeit aufweisen, während nur wenige extrem selten sind.

Besonders beeindruckend ist, dass dieses Muster erst für einige Artengruppen wie Vögel und Palmfarne vollständig enthüllt wurde, während für andere Artengruppen, darunter Insekten, die Daten noch unvollständig sind.

„Die GBIF-Datenbank ist eine fantastische Ressource für verschiedenste Fragen der Biodiversitätsforschung, vor allem deshalb, weil sie Daten aus der professionellen Forschung mit Daten von Bürgerwissenschaftlern aus der ganzen Welt zusammenführt“, sagt Dr. Corey Callaghan, Erstautor der Studie.

Die Erkenntnisse dieser Studie könnten nicht nur dazu beitragen, die langjährige Frage zu beantworten, wie viele Arten es insgesamt auf der Erde gibt, sondern auch Einblicke in die Mechanismen liefern, die die Artenhäufigkeit in der Natur beeinflussen. Die Forscher sind jedoch der Meinung, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die Frage zu klären, warum einige Arten selten sind und andere häufig vorkommen.

In einer Zeit, in der menschliche Aktivitäten die natürliche Welt immer stärker beeinflussen, unterstreicht diese Studie die Bedeutung des Monitorings der Biodiversität und des Verständnisses der globalen Artenhäufigkeit, um die Erhaltung der Artenvielfalt zu fördern.

Die wissenschaftliche Gemeinschaft hofft, dass diese Erkenntnisse nicht nur Charles Darwins 150 Jahre alte Frage beantworten können, sondern auch dazu beitragen, die Zukunft der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten zu sichern.

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