Er wollte nie Lehrer werden, er wurde ein Lehrer des Glaubens

30. Juni 2018 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Altbischof Leo würdigte den Jubilar

Am 29.06. 2018, dem Festtag „Petrus und Paulus“, lud Hans-Joachim Marchio zum Festgottesdienst anläßlich seines goldenen Priesterjubiläums (50 Jahre) in die Moritzkirche in Halle ein und viele, viele Menschen kamen und davon viele auch ohne „katholischen Stallgeruch“. Denn der Priester, Philosoph und Akademiedirektor (a.D.) Marchio ist alles andere als ein „Wald- und Wiesenpriester“ der katholischen Kirche. Für mich persönlich kommt Hans-Joachim Marchio gleich nach Don Camillo. Wobei der erstere den Vorteil hat, man kann ihm lebendig begegnen. Ich habe keine Ahnung, ob Don Marchio auch mit Jesus redet, auf jeden Fall redete Jesus aus ihm.  Gleich dem streitbaren Priester aus den Erzählungen von Giovanni Guareschi war Hans-Joachim Marchio immer ganz nahe bei den Menschen ohne seinen Standpunkt als katholischer Priester zu verleugnen. Er ging auch oft Menschen auf die Nerven. Mit Auto und Telefon konnte er ganz viel anstellen und rief auch mal spontan an, um zu fragen, ob man am Abend Zeit für eine wichtige Veranstaltung hat. Hatte er ein „Ja“ bekommen, war ganz rasch wieder aus der Leitung. Und dennoch wirkte er höchst erfreut, wenn man am Abend wirklich zu Stelle war. Fast, als hätte er es nicht erwartet. Immerhin lief man mit ihm zusammen nie Gefahr, in eine Schlägerei mit Kommunisten zu geraten. Er vertraute auf die Kraft der Argumente. Und die waren bei ihm genauso mächtig wie Don Camillos Fäuste.

Hans-Joachim Marchio (links) bedankte sich, tief bewegt, bei den zahlreichen Gästen

Altbischof Leo, der in Vertretung von Bischof Gerhard Feige kam, würdigte die Leistungen des Jubilars beim Aufbau des katholischen Schulwesens in Sachsen-Anhalt,  die Gründung der katholischen Gymnasien in Halle, Magdeburg und Dessau sind sein Werk,  den Aufbau einer katholischen Akademie, den Aufbau einer „Offenen Kirche“ mit Feier des Valentinstages in St. Moritz. Vieles davon setzte er gegen den „Widerstand in der eigenen Kirche“ durch, wie der Altbischof betonte. Er schätzte die Arbeit von Hans-Joachim Marchio sehr, wie er mir vor Jahren in einem persönlichen Gespräch versicherte. Besonders der Tatkraft und der Lebendigkeit des Jubilars konnte man nichts entgegen setzen. Besonders am Herzen liegen Hans-Joachim Marchio die Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen und der Arbeit mit Nichtchristen. Dabei trieb ihn kein missionarischer Eifer, ich hatte das Gefühl, er wollte auch für diese Menschen da sein. Er selbst sagte an diesem Tag von sich, dass er nie Lehrer werden wollte. Eine Zeitlang war er doch Lehrer, aber zeitlebens war er „ein Lehrer des Glaubens“, wie er von sich sagte. An eines glaubte er jedoch nie, das diskutierten wir auf einer gemeinsamen Autofahrt, und das waren die Engel. Da konnte ich noch so sehr mit der katholischen Glaubenslehre kommen. Dem Philosophen Marchio sind Engel einfach zu sehr esoterisch. Aber ich denke, das sehen ihm die Engel nach.

Festgottesdienst mit Dankrede von Hans-Joachim Marchio

Gesundheitlich bedingt, muß Hans-Joachim Marchio bereits seit längerer Zeit kürzer treten. Doch wenn er ruft, kommen die Menschen immer noch zu ihm, die volle Moritzkirche und die muntere Kaffeerunde im „Paradiesgarten“ von St. Moritz haben das bestätigt. Mit einem Gläschen Wein klang die Runde im Beisein des Jubilars am Abend aus.

PP

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