Wenn sich der Spinat am Hinterausgang meldet

4. September 2023 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Heino hatte die rettende Tür mit Müh und Not erreicht, er schoss auf die Schüssel und ein scharfer Strahl donnerte in den alles verschlingenden Schlund. Explodierende Gasblasen ließen das geräusch zeitweise wie Gewehrsalven erklingen, das dumpfe Knattern hallte aus der Porzellanschüssseln und wurde hallend von den Badkacheln zrückgeworfen.

Elfriede trommelte an die Tür von außen. „Geht es Dir gut, Schatz?“ rief sie. Das war nicht nur von Sorge um Heinos Gesundheit bestimmt. Denn sie fühlte mit Heino, genau gesagt; sie fühlte das selbe wie er, und wollte auch da sein, wo er jetzt saß. „Geh aufs Gästeklo, ich kann nicht“, kam zurück. Heino hatte die Pose des Denkers von Rodin eingenommen und wiegte seinen Oberkörper vor und zurück.

An dem Ausflug und Lehrgang zum Thema „Essbare Unkräuter“ hätten sie vielleicht doch nicht teilnehmen sollen. Sie hatten da zwar viel erfahren, was man als angebliche „Ukräuter“ (die Seminarleiterin legte Wert darauf, die Vorsilbe „Un“ nicht zu benutzen) essen könne.

Das hässliche graue Kraut, das nun wirklich überall in der Stadt herumstand, und ihnen auch jedes Jahr zur Plage im Garten wurde. Das Mistzeug, wenn es denn blühte, braucht man gar nicht erst rauszureißen, schön spürte man, wie etwas aus den vermeintlichen Blüten herausrieselte, feine Streusel, die sich über die Arme auf den Weg zum Kompost spürbar bemerkbar machten. Im Mai des Folgejahres waren sie dann wieder überall: dichte Rasen von Keimlingen mit lanzettlichen Blättchen, die irre schnell zu stattlichen Pflanzen heran gewachsen waren.

„Im Himalya wird das als Gemüse gegeessen“, dozierte die ökologisch beseelte Umwelttante, “ man kann das zubereiten wie Spinat. „Und die Samen sind ein Pseudogetreiede, das wird im Himalaya sogar zu Brot gebacken“. „Und die Blütenknospen kann man so ähnlich verwenden wir Brokoli“. Als Heino so nun da saß, und sich das Innerste nach außen ergoss, fand er kaum noch feine Gedanken die Dame. So eine alternative Pissnelke.

Tatsächlich hatte das zu „Spinat“ gekockte Gemüse geschmeckt. Man solle jedoch nur die Blätter und jungen Triebe nehmen, hatte die Umwelthexe empfohlen, und die jungen Leute hatten sich daran auch gehalten. Heino ließ das Grünzeug in etwas siedendem Wasser langsam zusmmenfallen, und Elfriede war erstaunt, wie sehr das Zeug zu einer braungrünen Masse zusammenschrumpfte. Heino hatte auch noch zwei geräucherte Mettwürste in dem Brei mitziehen lassen, dann hatten sie auch zum Schluß ein kleines Stück Butter untergehoben, um „das Mundgefühl zu verbessern“, wie Heino sich ausdrückte.

Man muss schon wissen, dass unser experimentierfreudiges Redakteurspaar viellicht etwas zu viel von dem Zeug gegessen hatten. „Gesund ist gesund“, hatte Elfriede gesagt, und sich beiden nochmal eine ordentliche Kelle Grünzeug aufgetan. In der Tat soll das Grünzeug jede Menge Vitamin C enthalten. Allerdings auch noch andere Substanzen, und die bewirken, im Übermaß genossen, dann schon mal einen „flotten Otto“.

Und das sind die Fragen an die Leser:

-Was für eine Pflanze wurde hier gegessen?

-und welche Substanz kann zu den etwas unangenehmen Begleiterscheinu gen geführt haben?

-Im Volksmund gibt es einige Bezeichnungen der sehr weit verbreiteten Pflanze, die auf diese Nebenwirkungen hinweisen. Beispiele?

-Ist dieser Spinat Teil des Meldewesens?

-Mombach ist ein Ortsteil von Mainz. Zu Karnevalsdienstag gibt es dort einen Umzug, der etwas mit unserer Pflanze zu tun hat. Wie nennt sich der?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Armstrongs Tüten“) Amerikanische Klettertrompete, Campsis radicans

Da war unser Rateteufel Nhu-Deng schnell:In der Tat suchten wir die amerikanische Klettertrompete, Campsis radicans.
Bei der Lampe dürfte es sich um eines der bekanntesten und begehrftesten Werk der Tiffany Studios handeln, die Glasmosaik-Lampe „Trumpet Creeper“, die in abstrahierender Jugendstil-Manier Motive einer blühenden Klettertrompete aufnimmt (Link zu einem Bild hier, Auktionshaus Sothebys). Ein Exempkar erzielte bei einer Auktion bei „Sothebys“ über 2 Millionen $.
Was sollte die Frage, ob man Glas löten kann? Dies war ein Hinweis auf die Spezielle Technik der Tiffany-Studios, die einezlnen farbigen Gläser miteinander zu verbinden. Man tat dies nicht, wie in mittelelterlichen Glasfenstern, mit Bleiruten. Die wären nämlich zu weich gewesen, und hätten die kunstfvollen Lamnpebnschirme mit der zeit jämmerlich in sich zusammen rutschen lassen. Die Technik Tiffanys bestand darin, die Ränder des Glases zunächst mit düber, flexibler Kupferfolie einzuschlagen, die eingeschlagenen Ränder wurden dann über der Kupferfolie mit Zinn verlötet.

Dann haben wir noch gefragt, ob die Haftwurzeln den Putz schädigen können. Wissen wir selber nicht. Sicher ist jedoch, dass die nicht in den Putz eindringen können. Aber die Fassadenfarbe kann schon beschädigt werden. Was ja nichts macht, solange die Pflanze drüber wächst. Die zinnoberroten Blüten im Sommer entschädigen auf jeden Fall für ein par kleine kleine Macken an der Fassade.

Neugierig auf mehr rätselhafte Gewächse? Alle vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr bei uns im Archiv.

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