Voila la tricolore ! Gelbwesten treiben ihr Unwesen im Garten

4. Februar 2019 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Als Gärtner Emmanuel seinen mittäglichen Kontrollgang im Vorgarten absolvierte, prüfende Blicke auf die Schneeglöckchen warf, die hier und da durch die dünne Schneedecke stießen, mit dem Daumen in die frostkrustige, leicht nachgebende Gartenerde drückte, um festzustellen, wie tief die Kälte bereits ins Erdreich eingedrungen sein mochte, da fiel sie ihm auf: eine blühende Blume, wohlbekannt im Frühjahr und Sommer, auch gelegentlich im Herbst: aber dieses Exemplar blühte jetzt, noch, im Winter. Die zierlichen Blüten erinnerten ihn an ein Gesicht, ein etwas mürrisches Gesicht, ein Gesicht, das ihn entfernt an das blöde Grinsen der zweiten Frau seines verehrten Herrn Papa erinnerte. „Merdemoiselle“, durchfuhr ihn das Schimpfwort, dass er sich einst nur für sie ausgedachte hatte. Er bildete sich ein, das unzufriedene Meckern der Dame aus dem Blütengesicht zu vernehmen. Und, was ihn als gestandenen französischen Nationalisten noch mehr erboste: diese Blume hat die Tricolore geschändet. Statt des heiligen blutigen Rotes der Revolution stand ihr die aggressive Farbe der Gelbwesten ins Gesicht geschrieben ! Blau-weiß-gelb lachte sie ihm ins Gesicht. Emmanuel zog seinen roten Schal fester, und voller Abscheu wandte er sich wieder dem Hause zu, um in seinen alten Gärtnerschwarten zu stöbern. Was er da las, verwirrte ihn vollends:

Um ihren Nachkommen zu großer Beliebtheit in europäischen Vorgärten und Blumenkästen zu verhelfen, hat unser Pflänzchen sich mit einigen ihrer Verwandten eingelassen. Alter Schwede! ein Botaniker beschrieb die Pflanze erstmals im Jahre 1896, gab ihr aber keinen Artnamen, da er ahnte, dass es sich bei der schönen Madame um einen Bastard handelt, zu deren Vorfahren nicht nur unsere dreifarbige Gesuchte gehörte, sondern auch noch ein Flittchen aus den Vogesen. Sogar eine Asiatin aus dem Altai-Gebirge soll hier ihre Gene mit eingemischt haben, so munkeln jedenfalls die geschwätzigen Schöngesichter untereinander.

Aber nun zu unseren Fragen: was für ein zartes Pflänzchen hat unseren Gärtner so geärgert?
Es gibt schon einen halben Punkt, wenn Ihr uns den deutschen „Trivialnamen“ verratet, unter dem eigentlich jedermann vor allem die schöngezüchteten, großblumigen Nachfahren kennt.

Mehr Punkte gibt es hierfür:

Wie heißt die gesuchte Pflanze mit Artnamen?

Und wie die gezüchteten Zierformen?

Welche Arten stecken – mindestens, vermutlich – noch darinnen?

Und wie hieß der alte Schwede?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Aufwendige Zierde barocker Gärten“) Citrus × sinensis , Orange.

 Es galt, die Orange, auch als Apfelsine bezeichnet, zu erraten. Entgegen landläufiger Meinung sind nicht nur die orangefarbenen Früchte wirklich reif. Auch grüne Orangen können reif und süß sein. Die verkaufen sich aber nicht gut. Grün gilt in Europa und Nordamerika als Hinweis für Unreife. Deshalb entgrünt man sie. Damit die Orangen die gewünschte Farbe bekommen, behandelt man die grünen Früchte mit Ethylen. Exotische Orangenbäume zierten bereits vor Jahrhunderten barocke Gärten. Man baute große Gewächshäuser, sogenannte Orangerien, um die Bäume erfolgreich bei uns halten zu können. Da der Pflanzenhandel heutzutage kleine Zitrusbäumchen mit Blüten und Früchten anbietet, kann sich jedermann das dekorative Gewächs mit wenig Aufwand daheim halten.

( Hans Ferenz)

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