Keine Ernte in Sicht

16. April 2018 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Keine Ernte in Sicht

Mit besorgtem Gesicht kam Georg Bauer von seiner heutigen Gartenschau zurück in die Wohnung. Vieles entwickelte sich gut. Aber eine seiner Lieblingspflanzen zeigte das dritte Jahr in Folge ein negatives Wachstum, wie es so schön oder so schlecht im Neusprech hieß. Nur einige vereinzelte Knospen schienen austreiben zu wollen. Mit welcher Hoffnung und Freude hatte er die Pflanze einst gekauft und gepflanzt.

Pflanze der Woche: Wer treibt hier seine zarten Blättchen aus?

Und nun dies. Was hatte er nur falsch gemacht? Wo die einzelnen Formen der Pflanze auch immer wuchsen – man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, das sie unglaublich robust sein müssten. Gepflanzt hatte er sie aber nicht aus Bahndammromantik, sondern als Schattenspender für die Terrasse. Drei bis fünf Meter Wuchshöhe standen im Katalog. Ja, und die Ernte war bisher auch dürftig, dürftig geblieben. Der Gedanke an die Ernte war dann aber doch auch mit ein wenig Romantik verbunden – einst hatte ihn eine Freundin auf die Pflanze aufmerksam gemacht. Und der erste Weinjahrgang, den er hergestellt hatte, war auch der beste geblieben. Er musste lächeln – wohl wahr, man musste die Dinge eben mit Liebe tun. Oder einfach Glück mit dem Erntezeitpunkt und dem Jahrgang haben. Damals hatte er auch eine medizinische Wirkung für sich entdeckt. Zwar half der Wein nicht gegen alles (wie so mancher Sänger es vom seinem Crambambuli behauptet), aber doch gegen einige Widrigkeiten des Lebens (alkoholunabhängig!). Über die Jahre war er dann immer zur Erntezeit „sammelnd und jagend“ durch die Lande gezogen und eigentlich hatte er auf seine alten Tage nun „seßhaft“ werden wollen. Aber auch dieses Jahr würde er sich nicht auf die eigene Ernte verlassen können …

Welche Pflanze grämt Georg?

Welche Standortbedingungen sollte er sicherstellen?

Ist die medizinische Wirkung belegt oder „Plazebo“?

(F.H.)

Auflösung der letzten Pfanze der Woche („Ende der Eiszeit“) : Da haben wir den Salat. Lactuca sativa var. capitata

Eissalat (Lactuca sativa var. capitata) – Knackiges Frischgemüse, gerade im Frühling zum Anbeißen!

Zuerst einmal müssen wir den Autor enttäuschen: Das Ende der „Eiszeit“ ist nicht in Sicht: Den hier gesuchten Eis(berg)salat finden wir nicht nur den gesamten Winter im Angebot unseres Lieblingsdiscounters, meist als einzige Salatsorte – nein, die einheimische Freilandsaison beginnt gerade jetzt! Jedoch kann der Grünkostgourmet nun auch auf andere, gesündere und wohlschmeckendere Salatsorten ausweichen.

Bei manchen führt der Eisbergsalat trotzdem die Hitliste an: Es ist ein unkomplizierter, stets knackiger Salat, den man v.a. auch kaum von knirschenden Feinsandkörnern befreien muss (- daher ist er mein Favorit!). Neben dem Mundgefühl gibt er geschmacklich jedoch nicht viel her, vergleicht man mit intensiver schmeckenden Salatsorten wie Feldsalat, Rucola, Eichblattsalat. Oder? Geschmack ist ja bekanntlich individuell und non est disputandum. Unsere Großeltern kannten den Salat übrigens noch kaum, seinen Siegeszug aus ursprünglich Kalifornien begann er in den späten 70er Jahren. Nicht nur dank McDonald’s. Rudolf Behr war der Pionier. Wie schwierig die Anzucht ist, und dass Norddeutschland dem Eissalat ein ideales Klima bildet, zeigt dieser kurze Film: https://www.galileo.tv/food/eisbergsalat-daher-kommt-der-name-des-sensibelchen/

Gezüchtet wurde der Eissalat (Lactuca sativa var. capitata) aus dem Gartensalat bzw. grünen Salat, Lactuca sativa. Sie gehören zur Gattung der Lattiche (Lactuca) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Familientechnisch ist das alles sehr kompliziert. Alle Lactuca-Arten bilden Pfahlwurzeln mit Laubblättern in grundständigen Rosetten oder wechselständiger Anordnung am Stängel. In Europa gibt es 17 Arten, v.a. im Mittelmeerraum wachsend. Nun werden diese Arten aber in mehrere Sektionen und Untersektionen eingeteilt – und schon haben wir den unüberblickbaren Salat, und die schöne Blumenblüte des stacheligen Zaun-Lattich ist plötzlich des Bataviasalates Bruder.

Eisbergsalat besteht überwiegend aus Wasser, daher schmeckt der „Krachsalat“ so frisch. Vom Aussehen her ist er meist hellgrün, es gibt aber auch rötliche Varianten (z.B. Winnetou) und die niederländischen, intensiver grünen Crisp-Züchtungen mit gekräuselten Außenblättern (z.B. Stylist). Der gewöhnliche Eisbergsalat hat etwas dunklere Außenblätter, die sich aufbiegen. Darunter liegen eingeschlossen die hellen, dickeren, wasserreicheren Blätter, die aufgrund der Enge runzlig ineinander gefaltet sind. Der Strunk soll beim Kauf schön weiß sein, alles andere weist auf fehlende Frische hin. Wenn man diesen Strunk entfernt, lässt er sich sogar länger lagern (- dazu den Salatkopf beidhändig auf der Küchenarbeitsplatte hart am Strunk aufschlagen lassen, oder gleich auf die Tischecke). Ein Vorteil des dickblättrigen, kompakten Eissalates ist es, dass er die Lagerung im Kühlschrank mag, sogar 1 oder bis zu 2 Wochen unbeschadet übersteht, wenn man ihn in Folie verpackt. In den Zeiten, als es für den Transport noch keine Kühlmöglichkeiten gab, wurde der v.a. an der Westküste der USA kultivierte Salat mittels Waggons bis an die weit entfernte Ostküste transportiert und knackig angeliefert, indem man ihn auf großen Eisblöcken gelagert hatte. Daher sein Name (und nicht daher, dass manch einer behauptet, seine knackigen Blätter wirken wie gefroren). Wie ein Eisberg sieht die recht kompakte Kugel nun wirklich nicht aus. Eher wie ein…. richtiges Bummerl, das ist in Süddeutschland und Österreich ein „Mann wie ein Stier“, ein „kräftiger Riesenkerl“ – Bummerlsalat heißt er dort.

Ist Eissalat gesund? Als kalorienarmes Nahrungsmittel enthält er mäßig Vitamin C, gesunde Folsäure und Kalium, aber auch viel ungesundes Nitrat. Als Mitglied der sogenannten Lattich-Gruppe der Salate (Lactuca – das ist die Milch namentlich schon enthalten) enthält er milchigen Saft. Sein Bitterstoffgehalt ist gering, daher ist der Eigengeschmack so unspektakulär. Wer mag, kann die Salatviertel auch anbraten und würzen und als heißen Eissalat genießen. Zur Resteverwertung die äußeren Salatblätter nicht wegwerfen, sondern in einer Schüssel mit Wasser bewurzeln lassen und zur Weiterzucht im Garten auspflanzen!

Übrigens auch auf Mond und Mars soll Eisbergsalat zukünftig wachsen. In der antarktischen Forschungsstation Eden-ISS wurden letzte Woche die ersten Exemplare geerntet – echter Eissalat, bei minus 20 Grad Außentemperaturen, die erste Anbauhürde ist also genommen. Wer noch mehr über den Salat wissen will, kann sich in eine halbstündige NDR-Doku über 60 Millionen Eisbergköpfe vertiefen (- damit ist nicht die ehemalige Bundesrepublik vor 1990 gemeint!). Hier, bitteschön: https://www.youtube.com/watch?v=wH2Zp41JtBo

(A.S.)

 

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