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Fossile Brennstoffe : Erwachen aus einem feuchten Sommernachtstraum

Sie hatten sich am Feldrand etwas ausgeruht, müde war Elfriede in der grünen Unkrautflur sogar eingeschlafen, die Halme der Pflanzen rieben, vom Winde bewegt, über ihr Gesicht. Heino wunderte sich, dass sie das nicht merkte, das müsse doch ganz schön kitzeln, so rauh, wie sich die Halme und Ästlein der kleinen Pflanzen anfühlten. „Elfriede“? Sie zuckte zusammen, „huch“, stieß sie verwirrt aus, „ich war gerade woanders“.
„Du hast geträumt?“
„Ja , irgendwann wurden diese Kratzehalme ganz groß, und ich stand im Wald, mit Dir. Die Halme haben sich in einen riesigen Wald verwandelt, und ich hatte das Gefühl, hunderte Millionen Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt worden zu sein“.
„und wo war ich“, fragte Heino.
„Wie das immer beim Pilzesammeln ist. Du bist weitab von mir auf dem Waldboden umhergestapft und hast rumgenörgelt“.
„Hab ich das? Wieso?“
„Weil du gesagt hast, es sei vollkommen unmöglich, in dieser Zeit Pilze zu finden.“
„Und? Gab es welche?“
„ich glaube nein. Und dann fielen einige Bäume um, mit einem riesigen Donner und Geplatsche in den Sumpf“.
„Und dann?“
„Nix, bin ich aufgewacht“.
„Und sonst ist Dir nichts aufgefallen?“
„Na ja, die Bäume sahen anders aus als die, die wir kennen. So wie das da in groß“. Elfriede deute auf die grasgrünen Pflänzchen die sich um sie versammelt hatten.
„Und: selbst wenn die umgekippt waren, wie ein Haufen riesiger Streichölzer in der feuchtwarmen Nebelsuppe – sie schienen nicht zu verfaulen“, „da lagen Hundere übereinander, wie Riesen-Mikado“

„Ich glaube, Dein Traum hat eine ganz realistische Grundlage“. Heino hatte wieder diesen oberlehrerhafen Ton, den Elfriede nicht ausstehen konnte. „Bäume, die nicht verfaulen, und keine Pilze “, bemerkte Heino. „Du musst Dir mal vorstellen: das, was da 250 tausend Jahre lang umgefallen, in den Sumpf gekippt ist, und dreihundert Millionen Jahre liegen geblieben ist, nicht verfault ist, unter die Erde gekommen ist – das graben wir aus, und verfeuern es in nur einem Jahr“

„Ja, ich weiß, was Du meinst. Die CO2-Geschichte mal wieder.“ Elfriede ging dieses ganze alarmistischen Klimagetue von Heino vermehrt auf den Keks. Also wich sie aus:
„Ach so, noch was: Wo ich da so auf Dich wartete, wollte ich mir eine Zigarette anzünden. Die ging sofort in Flammen auf, geradezu explodiert ist die“
„Dann lass auch mal die Scheiß Qualmerei endlich sein“
Heino dachte, seie Freundin habe schlichtweg nur etwas zu lange in der Sonne gelegen, und schlug zur Ablenkung vor:
„Wir könnten von dem Zeug hier was mitnehmen, du wolltest doch immer schon Deine Zinnteller putzen, dann hätten die auch mal einen Sinn?
„Wieso Sinn? Zinn?“
„Mein Gott, Elfriede, um zu testen, ob das wirklich funktioniert, mit der Kieselsäure, nach alter Mütter Sitte, Putzen ohne Chemie“.

Die merkwürdige Unterhaltung wollen wir nicht stören. Denn es tauchten schon viele Fragen auf, die alle irgendwie mit der Pflanze zu tun haben, in die sich Elfriede zum Träumen gelegt hat. Es sind dieses mal furchtbar viele Fragen.

-Um welche Pflanze handelt es sich?

-In welche Zeit hat sich Elfriede geträumt?

-Was können das für Bäume gewesen sein?

-Und warum meinte Heino, es gäbe da keine Pilze?

-Warum verfaulten die Bäume nicht?

Gibt es das heute auch noch: riesengroße Wälder, wo die Bäume umkippen, und nicht verfaulen? Als gigantische CO2-Senke?  

-Und warum verbrannte Elfriedes Zigarette fast explosionsartig, statt zur zu glimmen?

-Von Kohlendioxid war die Rede, von Kieselsäure und Zinn. Was verbindet diese Stoffe untereinander?

-Und was hat unsere Pflanze mit Elsterglanz gemeinsam?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Lass mich beweinen mein grausames Schicksal) : Die Hundsrose, Rosa canina

Unser User Rugby war schnell und hatte alle Antworten parat:

Wir suchten die Hundsrose (rosa canina). Der „1000 –jährige Rosenstock“ ist etwa 700 Jahre alt und steht neben dem (wiederaufgebauten) romanischen Dom. Er überlebte den Bombenangriff auf die Stadt unterirdisch und trieb wieder neu aus.

Die „ lascia la spina cogli la rosa“, (lasse die Dornen pflücke die Rose) “ , man soll die Rose pflücken, erklang 1707 in dem von Händel im Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno. (Sieg der Zeit und der „Ernücherung“) Die Melodie verwendet er dann später in der 1711 aufgeführten Oper Rinaldo fürmeine Arie wieder, dieses mal als Klagegesang der Almirena

https://www.youtube.com/watch?v=hHrfSV4NmIc

Und die Frucht: das war einfach, die Hagebutte.

Neugierig auf mehr rätselhafte Gewächse? Alle vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr bei uns im Archiv.

(HW)

2 comments on “Fossile Brennstoffe : Erwachen aus einem feuchten Sommernachtstraum”

  1. Aus meinem Garten kenne ich Schachtelhalme, zierliche, hübsche, aber widerstandsfähige Pflanzen. Eine Eigenart der Schachtelhalme ist die Einlagerung von Silicaten in die Zellwand.
    Elfriede träumte sich ins Karbon-Zeitalter zurück, bekannt als die Steinkohlezeit. Da wuchsen die bekannten riesigen Wälder mit den Bärlapp-, Farn- und Schachtelhalmbäumen in einem günstigen feuchten und tropischen Klima. Wegen des feuchten Klimas zersetzte sich die Biomasse häufig nach dem Absterben der Pflanzen nicht, sondern „verkohlte“ unter Wasser und Luftabschluss. Erst gegen Ende des Karbons treten erste Vorläufer der Weißfäulepilze auf, mit der Fähigkeit, Lignin abzubauen. Ligninen, ein wichtiger Bestandteil pflanzlicher Zellwände. Die festen Biopolymere verleihen Holz seine Härte und seine Festigkeit, ohne Lignin wären größere Pflanzen generell nicht sehr stabil.
    Zur Zeit des Karbons betrug der Anteil von Sauerstoff in der Luft 35 %, heute etwa 21 %., deshalb brannte Elfriedes Zigarette explosionsartig.
    Seinen volkstümlichen Namen Zinnkraut erhielt der Ackerschachtelhalm, weil er früher häufig zum Putzen von Metall verwendet wurde. Die Pflanze besitzt einen hohen Gehalt an mineralischen Bestandteilen, die dafür sorgen, dass verschmutztes Zinn wieder blitzblank wird.
    Elsterglanz bestand vor der Rezepturumstellung im Jahr 2000 zu einem gewissen Teil aus den Schalen fossiler Kieselalgen. Die Schalen bestehen zum größten Teil aus amorphem Siliciumdioxid. Jetzt wird nur noch der Name genutzt.

  2. Nhu Deng bekommt noch die Goldmedaille im Pflanzenrätsellösen. Eine kleine Frage hat er noch offengelassen..
    Kiesel“säure“, Kohlen“säure“ und Zinn….

    Fragt der Oberlehrer mal so in die Runde. Was meinen die Anderen dazu ? (Nhu-Dheng: nicht mit den Fingern schmippsen:) )

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