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„Blümchensex“ im Regen aus heiterem Himmel

Sie hatte schon genau hingesehen. Eine Pflanze, wie sie überall am Straßenrand, in der Gosse zwischen den Pflastersteinen, auf trockenen Trampelpfaden und auf dem Acker vorkommt. Besonders da, wo mal Menschen oder Hunde hingemacht hatten oder sonstwie kräftig gedüngt wurde. Weiß Gott keine Seltenheit und auch keine Schönheit, jedenfalls dann nicht, wenn man sie aus normalem Abstand betrachtet. Elfriede war beim Stöbern in einer alten Schwarte darauf gekommen. Darin war die Rede davon, dass die Pflanze ruckartige Bewegungen vollführe, wenn sich das Wetter ändere, es also feucht werde oder trockener. Merkwürdig eigentlich, dachte sie so. Einer ihrer Leser, so ein merkwürdiger Unternehmensberater, behauptet ja immer, dass die Rolle des Wassers bei Pflanzen regelmäßig überschätzt werde. Aber manche unserer Leser glauben merkwürdige Dinge. Jedenfalls, als sie genauer hinsah auf das Pflänzchen und ihre „Blütenköpfe“ betrachtete (sie musste eine starke Lesebrille dazu aufsetzen), bemerkte sie kein Zucken. Also würde der strahlend blaue Himmel und Sonnenschein über Pfingsten so bleiben. Sie machte sich los. Heino war mit seinen Burschen ins Pfingstwochenende gefahren. Sie hingegen zog es an den Pfingsanger um ein wenig spazieren zu gehen. Dort, wo es gerade so schön ist, in den Auenwäldern, genoss sie es, unter den alten Eichen und Weiden zu wandeln, bis hin zur Saale, die dort so unglaublich naturbelassen mäandert. Und als sie nun so verträumt über den Waldweg spazierte, durch das Dach der Weiden den blauen Himmel besah und sich über die Sonnenkringel am Boden freute, bekam sie einen Tropfen ab. Huch?

Es war keine Täuschung, denn es begann zu regnen. Durch die Blätter hindurch tropfte es durch die Weidenzweige hinab, und schon hatten sich kleine Pfützen in den erdigen Fahrspuren gebildet. Glücklicherweise hatte sie einen Schirm dabei, was aber nicht verhindern konnte, dass sie ordentlich Wasser abbekam. Aber der Himmel war blau und trocken. Sie rannte los. Ein ekliger Verdacht kam über sie. Doch nicht etwa? Das war auch der Grund, weshalb sie keinen Waldhonig mochte. Aber sie prüfte die Tropfen auf ihrer Haut: sie klebten nicht. Flüssig und klar wie Wasser. Auch die Pfützen hatten so gewackelt, wie sonst bei Regen auch. Zuhause angelangt, begann sie zu recherchieren…

Auch Ihr, liebe Leser, müsst wahrscheinlich recherchieren. Nach der Weide und anderen Bäumen, unter denen Elfriede spazierte und ordentliche Tropfen abbekam, suchen wir nicht. Die war schon mal dran.

  1. Aber wir wollen doch etwas genauer wissen, woher der Regen kam, der Elfriede so feucht erwischte und sogar richtige Pfützen auf dem Weg hinterließ.
  2. Kann dieser Regen ungesund oder sogar giftig sein? Würdet Ihr Eure Haut davon ablecken, um zu probieren, wie er schmeckt?
  3. Die Pflanze, die wir suchen, ist der eingangs erwähnte Wetteranzeiger. Im Prinzip funktioniert sie wie ein Hygrometer (allerdings nicht elektronisch) und heißt deshalb auch so im wissenschaftlichen Namen.
  4. Im englischen Namen für die Pflanze schwingt etwas Lagerfeuerromantik mit. Warum eigentlich?
  5. Diese Köpfchen, die die Pflanze da hin und herschwingt: sind das eigentlich die Blüten oder schon die Früchte?
  6. Lass uns über Sex reden: den macht unsere Pflanze, wie viele in ihrer großen Verwandtschaft, nur dann, wenn es ordentlich tropft und nass ist. Dann schwimmt gewissermaßen das Sperma zur Eizelle. Aber was entsteht dann daraus?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: (Pawlowsche Glocken an der Peißnitzbrücke )

Richtig, NhuDeng:  wir suchten den Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa). NhuDeng schrieb: „Der Baum trägt während der Blüte herrliche blaue Kerzen von Glockenblüten. Mit dem Verhaltensforscher Iwan Petrowitsch Pawlow hat der Name nichts zu tun. Der Würzburger Naturforscher Philipp Franz von Siebold brachte den Blauglockenbaum im 19. Jahrhundert nach Europa. Siebold stand in niederländischen Diensten und benannte den Baum nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin Anna (Pawlowna), die eine Tochter des russischen Zaren Paul I. war.“

Dank an NhuDeng für die aktuelle Information zur Lage in der  Schweiz: „Der Blauglockenbaum ist ein Neophyt und wurde in der Schweiz auf die „Liste der potenziell invasiven gebietsfremden Arten“ gesetzt, wodurch ihr Verkauf, ihr Verschenken oder ihre Einfuhr in der Schweiz ab 1. September 2024 als „invasive gebietsfremde Pflanze“ verboten ist.“

Was die Katzen betrifft: die hat der Erzähler nur eingefügt, weil der Baum an der Stelle steht, wo letztes Jahr die Geschichte mit dem „Catcall“ und der Katzenminze handelte. Und vielleicht auch eine Thematische Anspielung an Pawlow, der allerdings vorwiegend Hunde für seine Experimente benutz (Katzen sind zu intelligent für solche blöden Spiele). Ob allerdings Pawlow Glocken benutzt haben soll, ist witzigerweise in der Fachwelt umstritten.

Iwan Pawlow in einer seltenen Darstellung bei Versuchen mit Katzen

Und es stimmt auch (s. Anmerkung HeiWu), dass Katzen gerne in weiches Holz kratzen. Das Holz ist schon wegen des schnellen Wachstums sehr leicht. Es wird vielseitig genutzt. Sein Holz ist leicht, aber dennoch robust und wird häufig im Möbelbau, für Musikinstrumente und in der Bauindustrie verwendet. In der traditionellen chinesischen Medizin finden verschiedene Teile des Baumes Anwendung. Zudem wird er aufgrund seines schnellen Wachstums und seiner Fähigkeit, große Mengen CO2 zu binden, in Aufforstungsprojekten eingesetzt.

Alle seit 2016 vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr hier im Archiv.

 

10 comments on “„Blümchensex“ im Regen aus heiterem Himmel”

  1. Das ist schon alles irre. KI kann lesen, schreiben, rechnen, singen, malen, organsiere, befunden, unterhalten usw. Habe.mal gelesen, dass die ganze Musikbranche schon zu 50 Prozent mit KI textet. Auch aufwāndige Werbefotografie und Filme kann sie. Wohin soll das eigentlich führen ?

  2. Das sehe ich sehr ambivalent. Gerade im „künstlerischen“ Bereich wird KI immer überzeugender, aber natürlich, wie Du sagst, auch bedrohlicher. Bislang haben viele Menschen gedacht, zumindest eines hätten künstliche Rechenprozesse nicht: „Kreativität“.
    Und anfangs scheiterte sie ja auch an Einem, nämlich Hände zu zeichnen, die irgendetwas greifen. Das können die meisten Menschen, die nur halbwegs gut zeichnen können, auch nicht. Aber die KI verbessert sich rasant.

    Neulich habe ich mit einem Künstler ein Streitgespräch geführt. Er war der Ansicht, die KI -Firmen sollten GEMA-Gebühren zahlen, so wie wir ja auch für Bürokopierer und sogar internetfähige Rechner solche Abgaben abführen müssen. Sein Argument war, dass die KI ja fremde Werke kopiere . Das tut sie aber nicht. Die KI (AI) arbeitet nicht mit Papier und Schere und macht keine Collagen aus den gefundenen Bildern. Sondern sie sieht, vergleicht und lernt. So wie jeder Künstler das auch tut. Und Künstler zahlen auch keine Gebühren, wenn sie durch die Stadt laufen und Menschen beobachten. Sie lernen, wie Menschen aussehen. Und dann zeichnen sie sie. Gewissermaßen aus dem Unbewussten.

    Und dann hat mein Gegenpart noch etwas gesagt: Rechner hätten keine Emotionen, das sei der Unterschied. Das ließ mich etwas ratlos zurück. Man hat lange in der europäischen Kulturgeschichte behauptet, Tiere hätten keine Emotionen (weshalb man sie schlachten darf). Heute finden wir eine solche Ansicht mehrheitlich doch absurd.

  3. Ja. Danke für den Link. Sehe ich mir morgen genauer an, hab mich da gerade mal so durchgescrollt. Abba mochte ich früher, also mit 16, aber heute kopieren die sich ja selber schon ohne KI, weil die Sülze einfach kopierbare Parameter hat.

    Und wenn man so eine Kacke macht, kann man das auch gleich der KI überlassen.
    Also sowas meine ich:I Still Have Faith In You https://g.co/kgs/12JAg6n

  4. Ich bezweifle, dass Elfriede einen Regenschirm gebraucht hat und durch Pfützen gelaufen ist, kann mir aber vorstellen, dass sie Tropfen an den Pflanzen gesehen hat. Ich denke an das Große Springkraut, welches in Europa heimisch ist. Vielleicht liege ich mit meiner Vermutung völlig falsch. In diesem Fall wären die Flüssigkeitströpfen nicht giftig.

  5. Korrektur:
    Ich bezweifle, dass Elfriede einen Regenschirm gebraucht hat und durch Pfützen gelaufen ist, kann mir aber vorstellen, dass sie Tropfen an den Pflanzen gesehen hat. Ich denke an das Große Springkraut, welches in Europa heimisch ist, die Flüssigkeitströpfen sind nicht giftig. Vielleicht liege ich mit meiner Vermutung völlig falsch.

  6. Es könnten auch tierische Ausscheidungen sein. Allerdings klebt der Saft von Blattläusen erheblich und bildet auch keine Pfützen.

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