By the rivers of Babylon…

27. März 2023 | Bild der Woche | Ein Kommentar

..sangen „Boney M“ in den 1978 und landeten damit einen ihren größten Hits. Eine Million Singles verkaufte die deutsche Pop-Gruppe allein in jenem Jahr. Gerne verwandte die populäre Gruppe für ihre zuweilen ziemlich kitschigen Arrangements oberflächlich historische Hintergrundthemen. „By the Rivers auf Babylon“ geht dabei auf das alte Testament zurück: „there we sat down Yeah, we wept, when we remembered Zion“. Die eingängige Schlagermelodie täuscht vollkommen darüber hinweg,  dass es sich eigentlich um ein jüdisches Klagelied handelt. Es ist der biblischen Psalm 137, der die Trauer des jüdischen Volkes im Exil nach der Eroberung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar im Jahr 586 v. Chr. ausdrückt. Der Psalm vermittelt die Sehnsucht nach Jerusalem und den Hass auf die Babylonier aus, die das jüdische Volk versklavt hatten. Die hasserfüllten Verse am Ende des Psalms werden oft aus musikalischen Vertonungen weggelassen.

1 An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.

Denn dort hießen uns singen, die uns gefangen hielten, und in unserm Heulen fröhlich sein: „Singet uns ein Lied von Zion!“

Wie sollten wir des HERRN Lied singen in fremden Landen?

Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde ich meiner Rechten vergessen.

Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wo ich nicht dein gedenke, wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.

HERR, gedenke der Kinder Edom den Tag Jerusalems, die da sagten: „Rein ab, rein ab bis auf ihren Boden!“

Du verstörte Tochter Babel, wohl dem, der dir vergilt, wie du uns getan hast!

Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie an dem Stein!

 

Die trauernden Juden im Exil. Eduard Bendemann, 1832. Das in Düsseldorf entstandene Gemälde gehört zu den Schlüsselwerken der frühen Düsseldorfer Malerschule.

 

Was diese Geschichte in der Pflanze der Woche zu suchen hat? Offenbar eine ganze Menge. Aus Babylon stammt sie nicht, das ist sicher, auch wenn der wissenschaftliche Name, den ihr Linne verpasst hat, das suggeriert. Vielmehr kommt sie wohl aus dem ostasiatischen Raum. Die Pflanze lässt sich aber gerne am Wasser nieder, auch ist sie durchaus ein Kind von Traurigkeit. Wahrscheinlich wurde sie aus England nach Deutschland eingeführt. Eine Legende besagt, die Mönche vom Berge Sinai hätten dem Kaiser Franz Joseph Südfrüchte in einem Körbchen senden wollen, das Körbchengeflecht habe bei der Ankunft ausgeschlagen, also habe man sie gerettet und in den Kaiserlichen Garten gepflanzt.  Eine wissenschaftliche Quelle aus dem 19. Jahrhundert vermutet, habe es sich wohl um eine Verwechslung gehandelt. An den Ufern des Euphrat sei vielmehr die euphratensische Pappel namens Gharab gewachsen. So viel babylonische Sprachverwirrung.  Hinzu kommt, dass auch die Artbestimmung dadurch erschwert wird, dass das zugewanderte Gewächs mit einer ganzen Reihe einheimischer, als auch anderer zugewanderter Arten bastardisiert.

Beliebt sind die „Bastarde“, weil sie winterfester sind als ihre reinerbigen asiatischen Eltern.  Gerne verwendet man sie als Ziergehölz in großen Parks und Gartenanlagen. Auch an den Wassern der Fontäne auf der Ziegelwiese haben sie sich niedergelassen. Allerdings: hier handelt es sich wohl auch um einen Mischling. Der sogar einen eigenen botanischen Namen verpasst bekommen hat, mit einem „x“ zwischen Vor-und Zunamen.

Unsere Fragen:

Welche Pflanze suchen wir?

Warum haben wir  Vers 2 im Psalm 137 weggelassen?

Und wie heißt der Fontainenbastard auf der Ziegelwiese?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Grasartiger Warmzeitlover „) Ästige Graslilie (Anthericum ramosum)

Gesucht war die Ästige Graslilie Anthericum ramosum L., ein Spargelgewächs. Sie gedeiht gut an trockenen, sonnigen Standorten dank ihrer tiefreichenden Wurzeln. Optisch gibt sie vielleicht nicht so viel her. Für viele Insekten kann sie aber lebenswichtig sein. Das gilt insbesondere für die Gebänderte Graslilieneule (Noctuidae). Aufgelassene Weinberge und Steppenheiden mit Graslilien bieten den seltenen Nachtfaltern idealen Lebensraum. 

(H. Ferenz)

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