Grasartiger Warmzeit-Lover

20. März 2023 | Bild der Woche | Keine Kommentare

Unser unbekanntes Spargelgewächs wird außerhalb der Blütezeit – also die meiste Zeit des Jahres – leicht für ein Gras gehalten. Wenn sich zwischen Juni und August ihre strahlendweißen Blüten zeigen, wird der Irrtum aber offensichtlich. Eine einzelne, ca. 50cm hohe Pflanze trägt viele Einzelblüten. 

Die sommergrüne Staude mit den langen, schmal-linearen Blättern ist genügsam. Sie mag es vor allem trocken und warm. Dabei bevorzugt sie halbsonnige, kalkhaltige bzw. basenreiche Standorte, die sie in lichten Halbtrocken- bis Trockenrasen sowie Trockengebüschen und Trockenwäldern  findet. In Deutschland ist sie vor allem in Süd-, Mittel- und Ostdeutschland zu finden, schwerpunktmäßig natürlich in kalkreichen Gebieten. Im Nordwesten Deutschlands ist sie selten. Die Art ist in Deutschland besonders geschützt. Man kennt sie aber auch als Zierpflanze. In Wildkräuterwiesen bieten ihre Blüten Wildbienen und anderen heimischen bestäubenden Insekten wie Käfer, Schwebfliegen und Wespen Nektar und Pollen. Die  Raupen eines Nachtfalters ernähren sich vorzugsweise von dieser Pflanze.

An geeigneten Standorten, die der konkurrenzschwachen Halblichtpflanze geeignete Vegetationsstrukturen bieten, mangelt es leider zunehmend. Wachsen ihre Standorte immer mehr zu, fällt zu wenig Licht auf den Boden. Steigende Nährstoffgehalte im Boden, etwa durch Stickstoffeinträge aus verschmutzter Luft oder industrieller Landwirtschaft und Tierhaltung, beschleunigen diesen Prozess. Zur Wiederherstellung lichter Verhältnisse muss man schattenwerfende Gehölze beseitigen. Die Pflanze wurzelt sehr tief und ist daher enorm trocken­heits­verträg­lich. An passablen Stand­orten akzeptiert sie daher so einiges an Hitze- und Trockenperioden, solange diese nicht ganz im Schatten liegen oder ständig feucht sind. Angesichts des Klimawandels gehört die Pflanze daher sicherlich zu den Gewinnerinnen, die sich in sonnigen, trockenen Arealen auch zukünftig sehr gut behaupten. Trotz ihrer filigranen und edlen Erscheinung glänzt diese anmutige Schönheit mit robuster Winterhärte. Heilende Wirkungen werden von dieser Pflanze nicht berichtet.

Wie heißt die Blume mit dem gräsernem Erscheinungsbild?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Ob Lauterbachs Liebling wirklich so gesund ist?)  Echter Spinat, spinacea oleracea.

 

Das Video mit dem kurzen Interviewausschnitt von Karl Lauterbach ist schon seit einigen Monaten ein Blockbuster, und so war es denn wirklich nicht schwer, auf die Lösung zu kommen. „Ich esse gerne Lachsfich und andere fichvegetarische Gerischte“, erklärt Lauterbach etwas umständlich und mit dem ihm eigenen klassischen Rheinisch-Aachener Singsang. Korrekt übrigens: die Bezeichnung „Lachsfisch“. Denn Lachs ist nicht gleich Lachs. Nicht nur in Hawwaad weiß man:  Lachsfische (Salmonidae) bilden  eine Familie von Fischen, die viele Gattungen und Arten wertvoller Speisefische umfasst. Darunter auch die so genannten Lachse, die wiederum als Gattung einige Arten enthält, die mitunter untereinander auch gerne verwechselt werden. Aber wir sind ja hier im Pflanzenreich. Um es nicht so einfach zu machen, hattenn wir uns etliche Zusatzfragen ausgedacht, die unser Freund „Rati“ allesamt richtig beantwortet hat.

Der Name „Spinat“ leitet sich nicht aus dem Spanischen ab, sondern gelangte über die Araber nach Spanien. Sie brachten den persischen „ispanāğ“ als „isbanāh“ nach Spanien. Von dort verbreite sich das Gemüse nach Mitteleuropa, wo ihn unter anderem auch Leonhard Fuchs in seinem Kreuterbuch beschrieb. „Isbanak“ klang ihm sehr nach „Hispanien“, so kann man sich halt irren. Im frühen Mittelalter kannte man den Spinat noch nicht in Mitteleuropa, und so findet man ihn auch nicht im Aachener Karlsgarten (https://de.wikipedia.org/wiki/Karlsgarten)

Mit dem „Blubb“ wurde damals Verona Feldbusch (heute Pooth)  in der Iglo-Werbung berühmt, die hier ein ausgemachtes Doofchen spielte. Eine mutige Rolle. Würde wahrscheinlich heute nicht mehr durchgehen lassen können.

Mit dem „blubb“ war der Schuss Sahne gemeint, der in dem Iglo-Tiefkühlprodukt enthalten ist, und den man sonst üblicherweise erst mit der bei Zubereitung des Spinats hinzufügt. Wozu die Sahne? sie macht natürlich mit ihrem Fett zunächst einmal das fade Gemüse schmack- und nahrhafter, erfüllt aber noch einen weiteren wichtigen Zweck: das enthaltene Calcium bindet die gesundheitsschädliche Oxalsäure, aber auch die Gerbstoffe, die den Spinat sonst so bitter und adstringierend schmecken lassen (was besonders Kinder nicht mögen, und die Zähne so rauh macht).

Das Schwermetall, über das es so viele falsche Angabe gab, ist natürlich das Eisen. Nicht alle Schwermetalle sind giftig, genau @Rati. Eisen jedenfalls nicht, es ist ein wichtiges Spurenelement, aber es ist auch ein Schwermetall, weil es ein spezifisches Gewicht von über 5 g /cm² aufweist.

Über den Eisengehalt hatte man sich lange Zeit geirrt, und viele Kinder mit dem angeblich so gesunden, eisenhaltigen Spinat gequält. Der Irrtum über den angeblich hohen Eisengehalts rührt daher, dass 1890 der Lebensmittelchemiker Gustav von Bunge den Eisengehalt in getrocknetem Spinat gemessen hatte, und ihn auch so korrekt veröffentlichte. Zeitgenossen übertrugen den Wert dann auf frischen Spinat, nicht bedenkend, dass der aus über 90 % aus Wasser besteht.

Genug der Theorie: hier kommt das Rezept für Lauterbachs Lachsfisch auf Spinat, verfeinert in der Hallespektrum-Versuchsküche:

Rezept: Lachsfisch Lauterbach (für 3-4 Personen)

(HW)

 

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