Alte Direktorenvilla am Holzplatz soll Intensiv-Pflegestation für Kinder und Jugendliche werden

15. März 2023 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Seit Ende der 1970er Jahre steht die alte Fabrikantenvilla am Holzplatz leer. Das einst stolze Gebäude im repräsentativen Neo-Renaissance-Stil, errichtet Ende der 1880er Jahre, diente einst dem Direktor der Halleschen Gasanstalt als Wohnung. Die Gasanstalt hatte sich zu jener Zeit von der alten Hafenstraße in Richtung Holzplatz mit dem markanten Gasometer, der jetzt als Planetarium wieder eröffnet werden soll, erweitert. Auch zuvor hatte es schon eine Direktorenvilla gegeben: Das vergleichsweise schlichte Gebäude aus den 1850er Jahren steht noch heute – es verfällt zunehmends, trotz großspuriger Erklärungen der stadteigenen Wohnbaugesellschaft HWG, die es schon vor 5 Jahren sanieren wollte. Bekannt ist das Objekt mittlerweile als „Hasi 7“.

Ein besseres Schicksal wurde der „neuen“ Fabrikantenvilla am Holzplatz zuteil: umgebaut von der auf denkmalgerechte Sanierungsprojekte  spezialisierten Baufirma Prof. Schuh, gehen die Sanierungsarbeiten jetzt einem vorläufigen Höhepunkt entgegen: am 23. März ist Richtfest. Das ringsum mit stabilisierenden Stahlgerüsten umrahmte Bauwerk lässt den Sanierungsfortschritt erkennen: denkmalgerecht wurde der hölzerne Dachstuhl erneuert, mitsamt den zeittypischen hölzernen Zierelementen, den „Knaggen“, die damals ein beliebtes Stilmittel des „Schweizer Landhausstils“ waren.

Intensiv-Pflegestation für lebensbedrohlich erkrankte junge Menschen

Die Villa, die einst von einer elitären Direktorenfamilie bewohnt wurde, hat nun einem wichtigen sozialen Projekt Platz gemacht: Eine Intensiv-Pflegestation für lebensbedrohlich erkrankte junge Menschen. In Deutschland leben etwa 80.000 Kinder und junge Erwachsene mit solchen Krankheiten, und in den letzten 20 Jahren hat auch Sachsen-Anhalt einen steigenden Bedarf an außerklinischer intensivpflegerischer Betreuung gezeigt. Doch bisher gab es keine Möglichkeit für eine Kurzzeit- oder Verhinderungspflegeeinrichtung für diese Patienten in Sachsen-Anhalt. Stattdessen mussten sie in andere Bundesländer verlegt werden, was für die betroffenen Kinder und Eltern oft weitere Trennungen und Schwierigkeiten bedeutete.

Doch das wird sich nun ändern: Margrit Ilse, die seit 27 Jahren den einzigen ambulanten Kinderintensivpflegedienst in Halle/Saale leitet, hat die Genehmigung erhalten, eine Einrichtung zur Unterbringung und Versorgung von Kindern und jungen Erwachsenen mit intensivpflegerischem Bedarf zu eröffnen. Zusammen mit ihrem Sohn führt sie den Pflegedienst MedConcret und hat die Villa erworben, um dort bis zu zehn Patienten kurz- oder langfristig wohnen und leben zu lassen. Die Villa soll mit zehn Einbettzimmern, Gemeinschaftsräumen, einem Snoozleraum zur Entspannung und Therapieräumen ausgestattet werden. Die geplante Eröffnung soll im Frühjahr 2024 stattfinden, und das Bauvorhaben wird von der Saalesparkasse begleitet.

Allerdings benötigt das Projekt auch finanzielle Unterstützung, weshalb Margrit Ilse den gemeinnützigen Verein Froschkinder e.V. gegründet hat und um Spenden bittet. Jeder Betrag, auch der kleinste, ist willkommen und kommt den Kindern und jungen Erwachsenen zugute, die in der Villa leben werden. Darüber hinaus ist Ilse auf der Suche nach gut geschulten und interessierten Schwestern und Pflegern für diese nicht alltägliche Aufgabe.

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