Merkel nimmt Regelungen zu Osterruhetagen zurück – Handwerk erfreut: Perspektiven statt Eindämmung
24. März 2021 | Politik, Wirtschaft | 7 KommentareGestern erst hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Länderchefs und -chefinnen nach ihrer 15-stündigen Sitzung zum weiteren gemeinsamen Vorgehen in der Corona-Pandemie verkündet, erstmals und einmalig auch den kommenden Gründonnerstag und Karsamstag zu Ruhetagen erklären zu wollen. Dadurch wollten die Politiker einen nahezu kompletten Lockdown für die kurze Zeit über Ostern erreichen und so das Infektionsgeschehen deutlich reduzieren.
Nun verkündete die Bundeskanzlerin jedoch, diese Beschlüsse doch nicht auf den Weg zu bringen. Massive Kritik und Verwirrung seitens der Wirtschaft und Opposition hätten ihr vor Auen geführt, dass die von ihr und den Ministerpräsidenten und -präsidentinnen getroffene Entscheidung zu zu vielen Folgeproblemen führen würde. Der Aufwand und Nutzen stünden in keinem guten Verhältnis, sagte Merkel und erklärte weiter, sie übernähme die Verantwortung, da dieser Fehler ihr Fehler sei.
Die Handwerkskammer in Halle begrüßte sogleich die Entscheidung der Bundeskanzlerin, die Osterfeiertage doch nicht auszudehnen. Und auch Betriebsinhaber aus der Region befürworten die Rücknahme der Einschränkungspläne:
„Für mich sind das zwei wichtige Tage, nachdem unser Unternehmen über mehrere Wochen aufgrund der Lockdown-Einschränkungen kaum Fahrzeuge verkaufen durfte. Gerade in einer Ferienwoche oder vor einem Feiertag kommen erfahrungsgemäß viele Kunden.“, erläutert etwa Lothar Bebber, Geschäftsführer der Autopark Roßlau GmbH & Co. KG aus Dessau-Roßlau. „Aus meiner Sicht rechtfertigt allein die Fokussierung auf Statistiken nicht die umfassenden Eindämmungen bis in den April hinein. Wir brauchen wieder Normalität, auch im Umgang miteinander. Das Coronavirus wird uns, wie andere Krankheiten, noch lange begleiten. Was fehlt, ist ein politisches
Umdenken bei der Bewertung.“
Bauunternehmer Dieter Gremmer von der Leinetaler Hochbau GmbH aus Wallhausen sagt: „Als Unternehmer plane ich den Einsatz meiner Mitarbeiter natürlich voraus. Am Gründonnerstag wird ein größerer Auftrag in Halle
vorangebracht. Bei einer Umsetzung der geplanten Einschränkungen hätten andere Kunden, die ich für die kommende Woche eingeplant hatte, leider warten müssen. Unternehmerisches Denken gehört leider nicht zu den Stärken der Bundespolitik.“
Dass die allgemeine Lockdown-Verlängerung aber dennoch bis zum 18.4. beschlossen bleibt, sogt etwa beim halleschen Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbetrieb, der Dieringer GmbH, für Kopfschütteln. „Allein die Orientierung auf einen weiterhin perspektivlosen Lockdown-Modus stößt uns bitter auf. Mit Impfungen, Testungen und umfassenden Hygienekonzepten haben wir jetzt mehr Instrumente zur Verfügung, als zu Beginn der Pandemie. Schon aus Selbstschutz und zur Sicherheit der Kunden testen viele Berufskollegen ihre Beschäftigten. Und dass obwohl die Betriebe klein sind und naturgemäß nicht im Home-Office arbeiten können. Hier bedarf es eines radikalen Umdenkens.“, meint Betriebsinhaber Lothar Dieringer.
Die Reaktionen auf die jüngsten Beschlüsse der Bundespolitik fasst Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer in Halle wie folgt zusammen: „Unternehmer brauchen einen verlässlichen Planungshorizont und klare Perspektiven. Wirtschaft ist auch Psychologie. Wenn die Politik nicht umdenkt, werden viele Betriebe die kommende Zeit nicht überstehen können. Daher begrüßen wir die Rücknahme der geplanten Corona-Osterruhetage.“
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P.S. : Das Wort „Perspektiven“ kann ich in dieser Diskussion über Corona nicht mehr hören. Was soll es denn bedeuten? Hinter „Perspektiven“ verbirgt sich in der Regel doch ein unrealistisches Wunschdenken und viel Propaganda aus interessierten Kreisen.
Erstens bin ich der Meinung, dass Merkel bezüglich der „Osterruhe“ keinen wirklichen Fehler gemacht hat. Zumindest Idee und Absicht waren goldrichtig.
Und Merkel mit Kohl zu vergleichen, halte ich schlichtweg für eine Beleidigung. Das sage ich als eingefleischter Sozialdemokrat. Merkels Corona-Politik war rational in den meisten Fällen gut begründet, leider haben ihr sowohl kreuzdämliche Landesfürsten und Wirtschaftslobbyisten mit ihren egoistischen Forderungen ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Ich glaube, sie legt gar keinen Wert auf Denkmäler. Wichtig ist ihr das Wandern, der Garten und etwas Kultur. Darauf wird sie sich am meisten nach ihrer Amtszeit freuen.
Nach der ersten Wut muss ich einräumen, die tritt nicht zurück, aber sie reißt ihr Denkmal genauso ein wie Kohl, den sie entmachtet hat.
Wolli, du wirst Merkel noch nachtrauern. Die anderen CDU-Häuptlinge sind alle zusammen so schlau wie Merkels linke Hirnhälfte.
Hast Du vergessen, dass sie aus freien Stücken nicht mehr kandidiert? Ihr Sessel scheint ihr nicht so wichtig zu sein, wie einigen von Dir geschätzten Gestalten von Gestern, die sich wieder nach vorne drängeln.
Sie klammert sich noch an ihren Sessel, aber das Ende rückt schnell näher. Immer mehr Getreue rücken von ihr ab.