Vergifteter Klerus am Baum

2. Dezember 2019 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Das Wort, das einst einen katholischen Geistlichen bezeichnete, und war durchaus respektvoll gemeint. Zumindest in jener Zeit des Mittelalters, wo niemand es wagte, hohen geistlichen luxuriöse Prachtentfaltung anzukreiden. Denen war es gestattet, sich in teure, farbige Gewänder zu kleiden, selbst blutiges Rot, sonst nur Kaisern und Königen vorbehalten, war ihnen erlaubt. Doch mit ihrem zur Schau getragenen Prunk fielen sie mit dem Aufkommen der Reformation in Ungnade, die ehrenvolle Berufsbezeichnung geriet zum Schimpfwort, das Kirchenkritiker bis heute gerne gebrauchen. Gegen die knallroten Mützen hatte Martin Luther das bescheidene, schwarze Barett getauscht. Seitdem herrscht in der evangelischen Kirche stille Einfalt und Bescheidenheit, und die Reformatoren haben die Klerikermützen samt Schimpfwort an den Baum bzw. Strauch gehängt. Es sind eigentlich die aufgeplatzten Fruchthülsen, die im Spätherbst die imposanten Sträucher noch schmücken, während das Laub schon langsam gelb färbt und abfällt. So prunkvoll, wie Hochwürdens Mützen im Baum erscheinen, so gefährlich sind sie. Wenn wir als Kinder vor ihnen gewarnt wurden, hatte das nichts mit antikatholischer Erziehung zu tun: der Strauch hat schon das Leben vieler Kinder auf dem Gewissen. Alle Teile des Strauches sind stark giftig, auch die so lecker aussehenden orangen Früchte in ihrem Bonbon-rosafarbenem „Einwickelpapier“.

Vorsicht Kinder, vor diesen Würdenträgern nehmt Euch in acht! Bei den Giftstoffen handelt es sich um hochwirksame Herzglykoside (Cardenolide), die leider nicht nur die Kinderherzen höher schlagen lassen, sondern tödlich wirken. “ Bis zu 3 Samen werden in der Regel problemlos vertragen“, schreibt die Giftnotrufzentrale in Bonn. Um fortzuführen: “ Nach Literaturangaben sind Kreislaufstörungen, Leber- und Nierenschäden sowie tödlicher Ausgang möglich. Die beschriebenen Krankheitszeichen können noch bis zu 18 Stunden nach dem Verzehr von Pflanzenteilen auftreten. “

Deshalb wurde unsere gesuchte Pflanze auch vor einigen Jahren zur „Giftpflanze des Jahres“ gewählt. Dabei enthält sie nicht nur die gefährlichen Herzglykoside, sondern – man höre und staune: Substanzen, die wir eher als Genussmittel gebrauchen, und deren Vorkommen man nicht in Europa vermutet.  Eine davon ist sogar in Süßigkeiten für Kinder enthalten.

  • Wie heißt unsere Pflanze? (Wissenschaftlicher und, deutscher Name?)
  • Was sind die beiden „Genussmittelgifte“, die neben den gefährlichen Herzglykosiden auch in ihr vorkommen?
  • und welcher davon kommt im Adventskalender für Kinder vor ?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: „Pollen statt Nektar“ : Akeleiblättrige Wiesenraute
(Thalictrum aquilegifolium). Sie wurde früher als Heilkraut gegen Wechselfieber angewendet. Weitere Volksnamen dieser Pflanzenart sind Kaisertee, Brusttee und Lungenkraut

Glückwunsch geht an @Rati.

H. Ferenz

 

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