Teurer Weihnachtsbaum aus dem Jurassic Park

18. Dezember 2018 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Warum immer nur Nordmanntannen oder Blaufichten als Weihnachtsbaum? Wer etwas Besonderes sucht und nicht auf den Preis achten muss, der sollte unsere Rätselpflanze in Betracht ziehen. Die hat garantiert noch kein Nachbar. Ein garantierter Hingucker! Nadelt nicht! Sie ist ein lebendes Fossil. Die Conifere, die hölzerne Zapfen bildet, zählt zu den Nacktsamern. Sie erschien also lange vor den Blütenpflanzen. Vor über 300 Millionen Jahren, in der Karbonzeit, bildete die gesuchte Pflanze jene Sumpfwälder, aus denen später Kohle wurde. In der Jurazeit gab es die größte Vielfalt, wovon die Saurier profitierten. Katastrophale Ereignisse vor ca. 65 Millionen Jahren löschten die Saurier und viele Pflanzen aus. Auch unsere Rätselpflanze galt seitdem als ausgestorben und schien nur als Fossil überliefert.
Es war die große botanische Sensation des 20. Jahrhunderts, als unsere Rätselpflanze wieder entdeckt wurde. 1994 fand der Park-Ranger David Noble im australischen New South Wales in einer geschützten Sandsteinschlucht eine baumartige Pflanze, die bereits seit über 65 Millionen Jahren als ausgestorben galt. Sie war zur Zeit der Dinosaurier rund um den Globus verbreitet, ihre nadelförmigen Blätter dienten den Urzeitriesen als Nahrung. Sie gehört zu der Familie der Araukariengewächse (Araucariaceae) zu. Nur wenige Exemplare wurden gefunden, weshalb man sie als akut bedrohte Arte einstufte und auf die Rote Liste der Internationalen Naturschutzunion (IUCN Red List) setzte. Bis heute werden die Standorte der einzelnen Exemplare geheim gehalten. Aus Samen und Stecklingen wurden 300 Exemplare nachgezüchtet und an verschiedene botanische Gärten rund um den Globus versteigert. Ein Großteil des Auktionserlöses kam dem Schutz dieser außergewöhnlichen Art zugute. Inzwischen bieten verschiedene Gärtnereien die Pflanze auch für Hobbygärtner an. 200€ muss man für ein 50cm hohes Exemplar hinblättern. Sie ist sehr robust und pflegeleicht. An hellen Standorten kann sie ein erstaunliches Wachstum von bis zu 40 cm im Jahr erreichen. Wenn man Staunässe und extreme Kälte vermeidet, kann die Urzeitpflanze dem Hobbygärtner viel Freude bereiten. Die Weihnachtslieder über Tannenbäume passen und ergänzend kann man ja die Enkel mit Geschichten über das Leben der Saurier (sofern sie Vegetarier waren) in authentischer Umgebung erfreuen.
(H.J.Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Tote Omas im Himmel und unter der Erde): Apfel, Kulturapfel, Malus domestica.

Rati war so dicht dran: Das gesuchte Gericht war „Himmel un Ääd“, eine Mischung aus zusammengestampften Kartoffeln (Erdäpfeln) und Äpfeln, im Rheinland gerne gereicht zu gebratener Blutwurst (Blootwoosch, Flönz).  Die Geschichte mit dem Preußenkönig Friedrich dem Großen war natürlich etwas gemein, denn Rati tappste in die Falle: Allgemein bekannt ist, dass der alte Fritz den Anbau von Erdäpfeln (Kartoffeln) gefördert und propagiert hatte. In sehr ähnlicher Weise förderte er aber auch den Anbau von Obstbäumen, insbesondere von Äpfeln. Schon 1743 wurden in Preußen Dörfer mit Strafe belegt, wenn sie nicht sämtliche geeigneten Flächen mit Obstbäumen bepflanzten, und 1758 erging die Order, sämtliche Landstraßen zu Obstalleen zu gestalten(Literaturempfehlung: Äpfel fürs Volk. Postdamer pomologische Geschichten).

Was den Apfel von der Kartoffel unterscheidet, ist abgesehen von der Botanik (letzterer ein Nachtschattengewächs, ersterer ein Kernobst) natürlich die Herkunft und die Zeit der Invasion nach Europa. Während die Kartoffel erst im 17. Jahrhundert langsam Fuß fasste, tat dies der Apfel schon weitaus früher. Die Griechen und Römer kannten ihn selbstverständlich schon, aber seine ursprüngliche Herkunft liegt in Zentralasien. Heute hat man mittels molekulargenetischen Analysen seine Stammväter betimmt: die Hauptlinie geht von Malus sieversii aus, in den sich aber noch andere Arten eingekreuzt haben, so etwa der Kaukasische Apfel (Malus orientalis). Europäische Stammväter hat unser deutscher Apfel nicht, wenngleich sich in einzelnen Sorten der Holzapfel (Malus sylvestris) eingekreuzt haben soll. Vor etwa 4000 Jahren soll der Apfel erstmals in Kultur genommen sein. Seitdem ist die Vielfalt der Sorten zunächst rasant angestiegen: Um 1880 gab es mehr als 20.000 Apfelsorten weltweit, davon allein in Preußen über 2.300 Sorten. Heute sind nur noch wenige, meist stark gezüchtete, moderne Sorten im Handel, man spricht etwa von 30-40  gängigen Sorten, viele alte Sorten sind in ihrem Bestand bedroht oder gar ausgestorben. Äpfel sind immer wieder ein Symbol menschlicher Konflikte und Schuld: Bekannt ist die Rolle des Apfels im Sündenfall, der Zankapfel (Apfel des Paris), aber auch die Rolle des Apfels im Zuge de Russlandboykotts in Zusammenhang mit der Ukraine-Krise.

 

 

 

 

 

 

 

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