Sorge um zunehmenden Fachkräftemangel im Einzelhandel

12. April 2024 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Im Rahmen eines in dieser Woche stattgefundenen Expertengesprächs im Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages wurde der Handelsverband Deutschland (HDE) vor den wachsenden Herausforderungen bei der Besetzung von Stellen auf dem Ausbildungsmarkt und den damit verbundenen Auswirkungen des Fachkräftemangels gewarnt. Die Diskussion bezog sich dabei auf den aktuellen OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“.

So zählt der Einzelhandel insgesamt zu den größten Ausbildern in Deutschland und erweitert kontinuierlich sein Ausbildungsangebot. Allerdings betonte der HDE, dass langfristige politische Entscheidungen erforderlich sind, um diesen Bedarf an Fachkräften decken zu können. Katharina Weinert, Abteilungsleiterin für Bildungspolitik und Berufsbildung beim HDE, unterstrich zudem die Bedeutung des bestehenden Systems der Beruflichen Bildung im Handel. Sie betonte, dass Handelsunternehmen verschiedene Ausbildungsberufe, Abiturientenprogramme, duale Studiengänge und Weiterbildungsformate nutzen, um ihren Bedarf an Fachkräften zu decken. Dennoch seien geeignete politische Rahmenbedingungen erforderlich, um das steigende Ausbildungsangebot auch besetzen zu können.

Besonders betont wurde zudem auch die Notwendigkeit einer verlässlichen Berufsorientierung an allen Schulen, einschließlich Gymnasien, um die Chancen und Möglichkeiten einer Ausbildung stärker herauszustellen. Weinert hob die Bedeutung von Eltern und Lehrkräften als Einflussfaktoren hervor und betonte die Notwendigkeit, diese stärker anzusprechen.

Der HDE unterstützt bereits die Berufsorientierung mit der Website www.karriere-handel.de und fordert eine Ausweitung digitaler Beratungsangebote durch Arbeitsagenturen. Zusätzlich sollten berufliche Schulen attraktiver gestaltet und Lehrkräfte besser auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet werden.

Weinert kritisierte eine mögliche Verrechtlichung der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung sowie eine Ausbildungsumlage als nicht zielführend. Eine Ausbildungsumlage würde Unternehmen bestrafen, die Ausbildungsplätze anbieten, aber keine Bewerber finden.

Im Hinblick auf die Attraktivität der Ausbildung im Einzelhandel werden neue Standards im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung integriert. Zudem werden Berufe modernisiert oder neue Berufe wie Kaufleute im E-Commerce geschaffen. Weinert betonte jedoch, dass mehr politische Aufmerksamkeit für die Berufliche Bildung und ihre Attraktivität erforderlich sei.

Trotz der hohen Beschäftigungszahlen in der Branche sei der branchenübergreifende Fachkräftemangel auch im Einzelhandel spürbar und hemme das Wirtschaftswachstum in Deutschland, warnte Weinert abschließend.

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