Bookcrossing auf dem Weihnachtsmarkt

Bereits im vorigen Jahr hatte Stadtmarketing einen Büchertauschcontainer aufgestellt, was ich kritisiert habe.
Auf mich hört ja aber keiner, Voß ist beratungsresistent, die Marktleute lassen sich von Fachleuten der Stadtbibliothek auch nicht beraten und das zuständige Dezernat für Bildung, Bücher, Lesen ist offenbar nicht eingebunden.
Und so steht er nun wieder da der Büchertauschcontainer mit seinen alten Schinken. Das ist keine Werbung für das Lesen!
Allein in diesem Jahr wurden in unserer Stadtbibliothek für 186 000 Euro neue Bücher und andere Medien angeschafft, die auf Leser warten.
Stadtmarketing ist aber nach wie vor von seinem Büchertauschcontainer überzeugt und schreibt:
„Bring eins, nimm eins!“ lautet das Motto. Das Büchertauschen war im letzten Jahr (300 Leseratten pro Tag schmökerten und tauschten Bücher) ein echter Renner und wird deshalb von der Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH wieder angeboten.

Mir schrieb dagegen jemand:
„Ich habe den Büchercontainer auf dem Weihnachtsmarkt besucht und in die „Abgründe“ geschaut. Mit mir waren 2 junge Frauen und eine Familie da. Die Regale waren voller DDR-Literatur, Herr Sodann hätte seine helle Freude daran gehabt. Zur Auswahl standen u.a. Erik Neutschs „Spur der Steine“, Kants „Aula“ … auch DDR-Werksbibliotheksbestände waren auszumachen – alle im kleidsamen „Latex-Gewand“ und ungeliebte Schulbücher aus der Neuzeit. Als Bibliothekar stehe ich vor dieser „Bücheransammlung“ etwas fassungslos und verstehe den Sinn des Ganzen nicht so recht. Geht es nur um das Tauschen einer „Alt-Trophäe“ gegen eine Andere und wird damit lediglich der Jagdinstinkt des Menschen bedient? Neugierig auf Bücher und Lesen macht diese Aktion auf jeden Fall nicht!“

Wenn für das Lesen auch auf dem Weihnachtsmarkt geworben werden soll, ist dringend ein neues Konzept notwendig.