Wirtschaft der Region baut pessimistische Sicht weiter aus

5. Juni 2024 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Die gemeinsame Konjunkturumfrage der Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Leipzig und Halle (Saale) zeigt ein pessimistisches Stimmungsbild der Unternehmen in Mitteldeutschland. Steigende Kosten und schwierige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen belasten die Unternehmen trotz einer rückläufigen Inflation. Die aktuelle Geschäftslage und Zukunftsaussichten werden schlechter als im Vorjahr bewertet. Der Konjunkturklimaindex ist im Frühjahr 2024 um 12 Punkte auf 31 Punkte gefallen.

Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale), und Kristian Kirpal, Präsident der IHK Leipzig, betonten die Sorgen der Unternehmen, darunter schwache Inlandsnachfrage, Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise. Auch der Export bietet keine Wachstumsimpulse, was die Wettbewerbsfähigkeit der mitteldeutschen Industrie weiter belastet.

Die Einstellungsabsichten der Unternehmen sind rückläufig, doch aufgrund des Fachkräftemangels planen viele Betriebe nur selten Entlassungen. Der Rückgang der Beschäftigung im Handwerk, der bereits 2023 beobachtet wurde, wird sich auch 2024 fortsetzen, teils aus demografischen Gründen. Der Wettbewerb um Arbeitskräfte wird intensiver, besonders mit dem öffentlichen Dienst.

Die Investitionsbereitschaft der mitteldeutschen Wirtschaft bleibt gering. Neben der gesunkenen Nachfrage belasten hohe Standortkosten und ein schwieriges wirtschaftspolitisches Umfeld die Investitionsneigung. Eine sichere und preiswerte Energieversorgung ist entscheidend für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Der geplante Ausstieg aus der Kohleverstromung 2038 sollte nicht infrage gestellt werden, und die Transformation zur wasserstoffbasierten Energieversorgung muss zügig umgesetzt werden. Es sollten Anreize für die Wasserstoffproduktion geschaffen und die Stromsteuer für das produzierende Gewerbe gesenkt werden. Die Netzentgelte sollten gedeckelt werden, und der CO₂-Preis sollte nicht zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber außereuropäischen Firmen führen.

Kristian Kirpal wies auf die niedrige Investitionsbereitschaft hin und betonte die Notwendigkeit für stabile und vorhersehbare politische Rahmenbedingungen. Plötzliche Änderungen wie beim Gebäudeenergiegesetz und Fehler im Klima- und Transformationsfonds schwächen das Vertrauen in die Politik.

Thomas Keindorf betonte die Bedeutung eines unternehmerfreundlichen Klimas für Mitteldeutschland, da viele Betriebsinhaber bald in den Ruhestand gehen und Nachfolger gesucht werden. Es mangelt an gesellschaftlicher Anerkennung für Unternehmertum und an Absolventen technischer Studiengänge, da viele Schulabgänger von einem Überangebot an geisteswissenschaftlichen Studiengängen angezogen werden. Er forderte bessere Bedingungen für Forschung und Entwicklung, Investitionen, Unternehmensnachfolgen und Existenzgründungen sowie eine stärkere Berufsorientierung an Schulen. Die aktuell diskutierte Erhöhung der Rentenbeiträge würde die Arbeitskosten weiter erhöhen.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben