Versorgungslücke: Sachsen-Anhalts Krankenhäuser schlagen Alarm

7. September 2022 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt leiden unter extremen Preissteigerungen und viele Kliniken geraten zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Unter dem Motto “Alarmstufe Rot” veranstaltete die Krankenhaus Gesellschaft Sachsen-Anhalt deshalb heute eine Pressekonferenz und forderte gemeinsam mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft sofortige Hilfen.

“Wir haben schlicht keine Reserven mehr!”, so etwa Prof. Dr. med. Wolfgang Schütte, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Martha-Maria in Halle-Dölau und Vorstandsvorsitzender der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt. “Wir können die Preissteigerungen deshalb nicht mehr verkraften.”

Laut einer Umfrage der Gesellschaft hat ein durchschnittliches Krankenhaus in Sachsen-Anhalt mit etwa 500 Betten nach aktuellen Berechnungen im Jahr 2023 mit Mehrkosten von rund 3 Millionen Euro für Gas und Strom zu rechnen.  Allein das mache hochgerechnet auf alle Kliniken im Land einen Fehlbetrag von rund 100 Millionen Euro.

Dr. Gösta Heelemann, der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft forderte deshalb nun eine Krankenhausreform. Diese müsse sowohl struktureller als auch finanzieller Art sein. Denn auch der Bürokratieaufwand steige jeder Orts spürbar an. Heelemann sprach gerade mit Blick auf die für den Herbst prognostizierte Corona-Lage von düsteren Aussichten und kritisierte: „Ende Juni sind alle Corona-Hilfen des Bundes für die Krankenhäuser ausgelaufen. Es gibt derzeit keinen einzigen Euro, um den Mehraufwand für Hygiene, Isolierung und Behandlung zu refinanzieren. Und während der Bundesminister in den Medien über die verheerenden Auswirkungen von Corona spricht, werden gleichzeitig die Krankenhäuser alleine stehengelassen.“

Er gab weiterhin zu bedenken, dass die Jahre der Pandemie die Krankenhäuser bereits wirtschaftlich und personell extrem herausgefordert haben. Mit der nun bevorstehenden neuen Infektionswelle im Herbst und Winter, sei mit einer Entlastung daher nicht zu rechnen. – Im Gegenteil – nun komme auch noch die Inflation on top.

Und das ist ein Problem. Denn die meisten Krankenhäuser haben Gas als Hauptenergieträger!

“Ein Krankenhaus hat keine wirklichen Möglichkeiten Energie zu sparen.”, erklärte auch Prof. Dr. med. Wolfgang Schütte vom Krankenhauses Martha-Maria in Halle-Dölau. “Wir können die Zimmer nicht auf 15 Grad runterkühlen.” Durch die aktuelle Lage sei es extrem schwierig, Wirtschaftspläne für das kommende Jahr aufzustellen. Den Krankenhäusern mache gerade die Teuerung besonders zu schaffen. In der Konsequenz bliebe daher oft nur noch die Möglichkeit, die  Verluste durch Personalabbau einzugrenzen. Damit setze man jedoch weitere Probleme in Gang -Etwa die Bettensperrungen oder sogar Standortschließungen.

„Wir benötigen jetzt so schnell wie möglich einen Inflationsausgleich und das Wiederanlaufen der Corona-Hilfen. Die Krankenhäuser dürfen mit den gestiegenen Kosten nicht mehr allein gelassen werden. Wir erwarten, dass Frau Ministerin Grimm-Benne im Interesse unserer Patientinnen und Patienten für Sachsen-Anhalt gegenüber dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die nötigen Hilfen einfordert.“, so Schütte abschließend.

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