Massive Kritik am Netzanschlussgipfel: Handelsverband warnt vor neuen Verpflichtungen für E-Ladesäulen

17. April 2024 | Wirtschaft | Ein Kommentar

Der heute stattfindende Netzanschlussgipfel im Bundeswirtschaftsministerium sorgt für hitzige Diskussionen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat nun vor immer neuen Verpflichtungen zum Ausbau von Ladeinfrastruktur für Elektroautos gewarnt. Der Verband warnt vor den Folgen, sollten die Vorgaben nicht realistisch umsetzbar sein.

In der Praxis sehen viele Handelsunternehmen die Umsetzung der Vorgaben als kaum machbar an. Der Grund: Die notwendigen Netzkapazitäten seien nicht vorhanden, und die Netzanschlüsse stünden nicht rechtzeitig zur Verfügung. Sollten die Unternehmen diesen Verpflichtungen nicht nachkommen können, drohen ihnen Bußgelder, obwohl sie unverschuldet nicht in der Lage seien, die erforderlichen Ladestandorte ans Netz zu bringen. Insbesondere kritisiert der HDE die Novelle der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie (EPBD), die zusätzliche Anforderungen an die Handelsunternehmen stellt.

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, äußerte sich deutlich zu dieser Problematik: „Die ständige Verschärfung der Ausbaupflichten für Elektroladesäulen ist schlichtweg realitätsfern. Diese Art Regulierung muss dringend neu gedacht werden. Wenn Verteilnetzbetreiber nicht die nötigen Netzkapazitäten zur Verfügung stellen können, dürfen Handelsunternehmen nicht mit einer Verschärfung der Ausbaupflichten belastet und schon gar nicht mit Bußgeldern bestraft werden.“

Ein weiteres Problem ist die massive Verzögerung bei der Bearbeitung der Netzanschlussanfragen durch die Verteilnetzbetreiber. Anträge aus dem Handel warten aktuell bis zu 18 Monate auf Bearbeitung, und immer häufiger verweigern die Betreiber einen Netzanschluss vollständig oder verschieben ihn auf unbestimmte Zeit. Genth betont: „Die Beschleunigung bei der Genehmigung und beim Schaffen der Netzanschlüsse ist eine Mammutaufgabe. Problematisch ist aber, dass der Einzelhandel trotz bekannter Engpässe bei den Netzanschlüssen immer wieder zum weiteren Ausbau seiner Ladeinfrastruktur verpflichtet wird. Jeder weiß, dass die Handelsunternehmen das trotz allen guten Willens nicht leisten können.“

Die erneute Verschärfung der Ausbaupflichten in der Novelle der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie ist auch vor dem Hintergrund des stagnierenden Bedarfs problematisch. Es gibt zu wenig Elektroautos, und bereits gebaute Ladestandorte sind vielerorts nicht wirtschaftlich. Der HDE fordert daher deutliche technische Weiterentwicklungen der Elektroautos, um den Bedarf an Ladesäulen zu steigern. „Der Umstieg auf E-Mobilität kann nur erfolgreich sein, wenn mehr E-Autos gekauft werden und der Bedarf an Ladesäulen steigt. Gleichzeitig müssen die Netzanschlussverfahren für die Handelsunternehmen planbarer werden, und die Antragsbearbeitung darf nicht mehr mehrere Monate in Anspruch nehmen.“, so Genth abschließend.

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