Gentechnik-Entscheidung des EuGH: Landes-FDP beklagt, Gericht sei der Empfehlung der Leopoldina nicht gefolgt
26. Juli 2018 | Wirtschaft | 5 KommentareDer Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass Organismen, deren DNA an gezielten Stelllen durch so genannte „Gen-Scheren“ zum Mutationen gezwungen wurden, als genetisch veränderte Organismen (GVO) anzusehen sind. Deshalb sollen sie in der GVO-Richtlinie vorgesehenen Verpflichtungen unterliegen. Die entsprechende Technologie „CRISPR“ wird damit als Gentechnik eingeordnet. Wichtig ist dabei zu wissen, dass in den Orgamnismus keine artfremde DNA eingeschleust wird. Im Unterschied zu natürlich ablaufenden Mutationen können jedoch Gentechniker den Ort der Mutation bestimmen, während bei natürlichen Mutationen (beispielsweise ausgelöst durch Strahlung) der Ort des Geschehens auf dem DNA-Strang zufällig ist. Gegenüber traditioneller Zucht durch Auslese natürlicher Mutationen sind Gentechniker hier also im Vorteil, die Zucht kann gezielter und schneller von statten gehen.
Deshalb ist seit einiger Zeit umstritten, ob es sich bei der Methode um Gentechnik oder nur um die Beschleunigung natürlicher Prozesse handelt. Wissenschaftliche Politikberater wie etwa die in Halle ansässige Leopoldina empfehlen seit längerem, dabei das Ergebnis und nicht das Verfahren in den Focus zu nehmen. Dem sei der EuGH nicht gefolgt, beschwert sich Lydia Hüskens, stellvertretende FDP-Landesvorsitzende. Sie erklärt dazu: „Dadurch wird nicht nur die Bewältigung landwirtschaftlicher Herausforderungen etwa durch den Klimawandel deutlich schwieriger. Zugleich sorgt das zukünftig bürokratische und teure Verfahren dafür, dass nur noch wenige Unternehmen und Einrichtungen es sich leisten können, dazu zu forschen. Die beste Chance, um einer Monopolisierung des Saatguts entgegenzuwirken, ist vertan.“
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ich wollte nur darauf verweisen, das das CRISP/CAS ein qualitativ deutlich anderes Verfahren darstellen, als die bisherigen konventionellen Zuchtverfahren. Sonst bräuchte man das Verfahren ja auch nicht. Aus diesem Grunde ist eine Debatte um den Sinn und Unsinn des kommerziellen Einsatz von CRISP/CAS erforderlich. Ansonsten lesen sich so manche Befürwortungen von CRISP/CAS wie Werbetexte von Bayer/Monsanto.
Das stimmt schon , wenn auch die Fundamentalisten von Genforschunggegner bis Veggie ja wohl eindeutig im
bürgerlich-linken Lager zu suchen .
jaja , die Sojamilch u. der Dinkel……
Und die Begründungslage ist da schon eher traurig,
man denke nur an die schönen Ökoprodukte aus Afrika u. Südamerika, die ja mit Fairtradesiegel versehen sind.
Ich freue mich Morgen schon auf meinen Lachs von den Eskimos…..
„Der Spiegelartikel verweist ja darauf, dass dieses Verfahren auch gentechnisch zum einbau artfremder Gene verwendet werden kann “
Kann. Aber dann ist es verboten.
Ich finde eher die Begründung der FDP-Frau erbärmlich. Sie behauptet, mit einer Freigabe der CRISPR/CAS würde der Monopolisierung des Saatgutes entgegengewirkt. Das Gegenteil ist ja wohl eher zu befürchten. Dann greift sie geschickt die allgemeine Wetterlage auf: „Dadurch wird nicht nur die Bewältigung landwirtschaftlicher Herausforderungen etwa durch den Klimawandel deutlich schwieriger.“
Es gibt schon längst Hitze/Trockenheitsbeständigere Getreidesorten. Dazu sei einfach nur ein Blick auf die Äcker südlich der Alpen empfohlen.
Man kann auch eine vernünftige Position derart blödsinnig begründen, dass sie nur deshalb nicht überzeugt.
[quote] „Wissenschaftliche Politikberater wie etwa die in Halle ansässige Leopoldina empfehlen seit längerem, dabei das Ergebnis und nicht das Verfahren in den Focus zu nehmen.“[/quote]
Das wird natürlich von denen geäußert, welche elementares Eigeninteresse am juristischen Ergebnis haben und insofern nicht objektiv sondern Partei sind.
Insofern bin ich dem so geäußerten Standpunkt gegenüber sehr skeptisch und halte diesen für technokratisch. Der Spiegelartikel verweist ja darauf, dass dieses Verfahren auch gentechnisch zum einbau artfremder Gene verwendet werden kann (im Gegensatz zu den Behauptung der Leopoldina-Professoren).
Grundsätzlich ist aber ein Gericht nicht die richtige Instanz für diese Entscheidung. Insofern bin ich froh, dass das Gericht restriktiv entschieden hat, weil nun eine entsprechende Aufhebung sich dem politischen Diskurs zu stellen hat (und damit auch der öffentlichen Kritik). Beslang fehlte eine öffentliche und gesellschaftliche Diskussion. Das wird nun sicher passieren.
Einen – wie ich gfinde – klugen Kommentar zuu der entscheidet findet man hier: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/europaeischer-gerichtshof-zu-gentechnik-abschied-von-den-fakten-a-1219933.html
Das Gericht habe gegen Fakten entschieden, der Kommentator befürchtet eine Abkehr der Rechtsprechung von rationalen Erkenntnissen.