Stadttauben: Die 11.Plage?

28. Oktober 2021 | Vermischtes | 2 Kommentare

Stadttauben. Foto: Katja Mittag

Die Taubenplagen in unseren Städten sind nicht vom Himmel gefallen. Sie sind menschengemacht. Vor Jahrtausenden begann der seßhaft gewordene Mensch, im Mittelmeerraum heimische Felsentauben zu züchten, die ihm Dünger (bei den Ägyptern) Eier  und Fleisch  (bei den Römern) lieferten. Das geniale Heimfindevermögen der Tauben nutzte man sogar für die Zustellung von Feldpost. Der Mensch optimierte die Lebenszyklen der Haustauben für seine Zwecke, so wie er es mit anderen Nutztieren auch machte: kurze Reproduktionsintervalle und schnelles Wachstum. Stadttauben werden bereits nach 5 Monaten geschlechtsreif. Es werden immer 2 Eier gelegt und gut 2 Wochen bebrütet. Da es zu 4 und mehr Bruten kommen kann, ist ein rapides Wachstum der Taubenpopulation vorprogrammiert. 

Tauben bilden während der Brutzeit eine sogenannte Kropfmilch, mit der die Jungvögel gefüttert werden. Die Nestlinge wachsen daher sehr schnell heran und sind bereits nach ca. 2 Wochen flügge. Bei den Taubeneltern setzt kurz vor dem Schlüpfen der Jungvögel die Bildung der sehr nahrhaften Kropfmilch ein. Diese Kraftnahrung saugen die Jungvögel aus dem Schlund ihrer Eltern. Dieses „Stillen“ ermöglicht den Tauben, ihre Küken unabhängig vom allgemeinen Futterangebot optimal zu ernähren.

Etliche ihrer Wildtiereigenschaften wurden ihnen weggezüchtet. Für die Haus- und Brieftauben wurden sogar große Taubenschläge, sogenannte Columbarien, schon im Altertum aufgestellt oder in Felsen gehauen, um Wohnraum für die domestizierten, standorttreuen Flattertiere bereitzustellen. Die Haustauben waren und sind sehr anspruchslose und anpassungsfähige Kulturfolger des Menschen, waren nützliche Fleischlieferanten wie in einem Schlaraffenland, wo einem „die gebratenen Tauben in den Mund fliegen“. 

Haustauben braucht und will man aber nicht mehr. Sie verwilderten zu den lästigen aufdringlich bettelnden Stadttauben. In unseren Städten und Dörfern überleben die Abkömmlinge von Felsentauben so leidlich, brüten beengt in felsenähnlichen städtischen Gemäuern und fressen häufig ungeeignetes Futter, um nicht zu verhungern. Davon bekommen sie meist Durchfall, wodurch ihre Ruheorte ziemlich verunreinigt werden. Direkt verätzend wirkt der Kot nicht. Er ist aber Nährboden für Mikroorganismen und Pilze die Gestein verätzen können. Wer den darbenden Tauben mit Füttern helfen will, tut ihnen und Gebäuden nichts Gutes. Dicht gedrängt nisten sie auf knapp gewordenen Flächen, wodurch sich leicht Krankheiten und Parasitenbefall ausbreiten können und manchmal bis zum Menschen gelangen.

Tierlieb: Kranke Stadttauben werden in Thessaloniki von einem Obdachlosen in Käfigen auf der Straße gehalten und gesund gepflegt.

Ihre Friedfertigkeit ist ein Mythos. Im täglichen Kampf ums Überleben sind Tauben keineswegs zimperlich gegenüber Artgenossen. Dennoch gelten Tauben im Gegensatz zu Falken als Friedenssymbol, weiß und mit einem Ölzweig im Schnabel. Aber Falken und andere Greifvögel haben Kirchtürme und ähnliche Bauten inzwischen als ein Futterparadies entdeckt, in dem sich Tauben leicht erbeuten lassen. Turm- und Wanderfalken dezimieren neuerdings die Taubenpopulation an solchen Bauwerken und vergrämen wohnungssuchende Tauben.

Stadttauben gehören inzwischen wie Amseln, Elstern u.a. zum Stadtbild. Probleme entstehen, wenn sie in Massen auftreten. Deshalb sollte alles unterlassen werden, was eine Massenvermehrung fördert. Fütterungsverbote sind richtig und tragen zu einer maßvollen Populationsregelung bei. Eine „Pille“ zur Unterbindung der angezüchteten raschen wiederholten Brutbereitschaft wäre hilfreich. Natürliche Feinde der Stadttauben sind hilfreich, lösen aber nicht das Problem mit den Stadttauben. 

Den oft besungenen„weißen Friedenstauben“ geht es da bereits bedeutend schlechter, so der Sänger Hans Hartz. Auf das bedrohliche Erstarken der „Falken“ spielt sein nach wie vor aktueller Schlager von 1982 an: 

Die weißen Tauben sind müde

Die weißen Tauben sind müde, 

sie fliegen lange schon nicht mehr. 

Sie haben viel zu schwere Flügel, 

und ihre Schnäbel sind längst leer. 

Jedoch die Falken fliegen weiter, 

sie sind so stark wie nie vorher, 

und ihre Flügel werden breiter, 

und täglich kommen immer mehr, 

nur weiße Tauben fliegen nicht mehr.

(https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwi_jY314-vzAhURHuwKHZ_fDssQyCl6BAgHEAM&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DUidf02kNE0I&usg=AOvVaw36ix5eJicsEbofY6ExVOlR)

(H.J. Ferenz)

 

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