Ausbau des Wasserstoff-Verteilnetzes in Mitteldeutschland geplant

24. Juli 2024 | Umwelt + Verkehr | Ein Kommentar

Mitteldeutschland setzt auf eine grüne Zukunft: Ein umfassendes Verteilnetz für grünen Wasserstoff soll in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen entstehen. Die heute in Leipzig vorgestellte Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ sieht die Errichtung eines etwa 1.100 Kilometer langen Netzwerks vor, um die steigende Nachfrage nach diesem umweltfreundlichen Energieträger zu bedienen. Die Nachfrage wird laut Studie bis 2040 auf bis zu 88 Terawattstunden (TWh) anwachsen. Besonders die Industrie und die Energiewirtschaft werden große Abnehmer sein.

Die Untersuchung, an der 54 Partner aus der Region beteiligt waren, darunter Unternehmen, Netzbetreiber und öffentliche Verwaltungen, prognostiziert eine signifikante Zunahme der Produktion von grünem Wasserstoff. Bis 2030 soll die Elektrolyseleistung in der Region auf bis zu 3,7 Gigawatt (GW) steigen, während für 2040 eine Leistung von bis zu 11 GW angestrebt wird. Die Realisierung dieser Kapazitäten wird durch den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, unterstützt.

Ein zentraler Bestandteil der Planung ist die Nutzung bestehender Erdgasinfrastrukturen. So sollen rund 565 Kilometer des neuen Wasserstoffnetzes durch die Umstellung bestehender Gasleitungen realisiert werden, was sowohl Kosten als auch Zeit spart. Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt, was eine Ersparnis von 720 Millionen Euro im Vergleich zu einem kompletten Neubau bedeutet.

Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, betonte die Vorreiterrolle der Region: „Mitteldeutschland ist H2-ready. Die Studie zeigt deutlich, dass wir sowohl bei der Produktion als auch beim Verbrauch von grünem Wasserstoff große Potenziale haben.“ Dr. Joachim Wicke, Vorstandsvorsitzender des Wasserstoff-Netzwerks HYPOS e.V., ergänzte: „Für weitere Investitionsentscheidungen brauchen wir jetzt eine leitungsgebundene, großflächige Infrastruktur.“ Gert Müller-Syring von der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH hob die wirtschaftlichen Vorteile hervor, die durch die neue Wasserstoffbranche entstehen können.

Die Studie bildet die Grundlage für eine nachhaltige und zukunftsweisende Energieinfrastruktur in Mitteldeutschland, die über 30 Landkreise umfasst. Sie wurde von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, dem HYPOS-Netzwerk, der DBI-Gruppe und INFRACON durchgeführt und ist die größte privatwirtschaftlich finanzierte Untersuchung dieser Art in Deutschland. Die Umsetzung des Projekts soll in mehreren Stufen bis 2045 erfolgen, beginnend mit der Anbindung an das nationale Wasserstoffkernnetz ab 2027.

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