Herausforderungen bei der Gleichberechtigung: Neue Umfrage enthüllt tief verwurzelte Rollenbilder

7. August 2023 | Soziales | Keine Kommentare

Trotz fortschreitender gesetzlicher Veränderungen in den letzten Jahrzehnten zeigt eine aktuelle Umfrage alarmierende traditionelle Ansichten bei jungen Männern in Deutschland. Die Umfrage, die von der Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland durchgeführt wurde, gibt Einblicke in die Denkweise junger Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren in Bezug auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung.

Demnach sehen sich immer noch viele junge Männer in der Rolle des Haupternährers der Familie. Bemerkenswerterweise gibt jeder dritte junge Mann zu, physische Gewalt anzuwenden, um Respekt zu erzwingen. Zudem glaubt die Hälfte der befragten Männer, dass das Zeigen von Gefühlen als Schwäche und Verletzlichkeit interpretiert wird.

Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland, äußerte sich besorgt über die Ergebnisse der Umfrage: „Obwohl sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahrzehnten verbessert haben, zeigen diese Ergebnisse, dass traditionelle Geschlechterrollen und Denkmuster unter jungen Männern immer noch tief verwurzelt sind. Es liegt in der Verantwortung von uns allen, diesen Wandel hin zu einer gerechteren und gleichberechtigten Gesellschaft voranzutreiben.“

Die Umfrage ergab auch, dass viele junge Männer traditionelle Vorstellungen von Hausarbeit und Entscheidungsfindung in Beziehungen unterstützen. Über 50 Prozent der Befragten glauben demnach, dass ihre Partnerin für die Hausarbeit und Erziehung zuständig sein sollte, während fast ebenso viele das letzte Wort bei Entscheidungen haben wollen.

Besorgniserregend ist zudem die Akzeptanz von Gewalt in Partnerschaften. Ein Drittel der Befragten hält physische Gewalt gegenüber der Partnerin für akzeptabel, während 34 Prozent der befragten Männer bereits physische Gewalt anwenden, um Respekt zu erlangen.

Zu den Auswirkungen traditioneller Rollenbilder auf das Wohlbefinden der jungen Männer zeigt sich ferner, dass viele Männer persönliche Probleme lieber selbst lösen und über ihre Gefühle nicht sprechen wollen. Dies führt oft zu negativen emotionalen Zuständen wie Traurigkeit, Einsamkeit und Isolation.

Trotz dieser Erkenntnisse empfinden sich 88 Prozent der befragten Männer als im Einklang mit traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit. Dennoch erleben 95 Prozent Veränderungsdruck, der offenbar von den Erwartungen der Frauen herrührt.

Die Umfrage zeigt, dass die Bemühungen um Gleichberechtigung nicht nur die Emanzipation von Frauen beinhalten sollten, sondern auch die kritische Auseinandersetzung junger Männer mit traditionellen Männlichkeitsbildern erfordern, um eine gerechtere Gesellschaft für alle zu schaffen.

Der vollständige Bericht ist hier zu lesen.

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