Gefährden Halloweenveranstaltungen das Kindeswohl? Pädagogin zeigt Zoo und Jugendamt an

26. Oktober 2018 | Soziales | 11 Kommentare

Alle Jahre wieder „lockt“ der Zoo zu Halloween mit grundauf gruseligen Veranstaltungen Besucher. Insbesondere und sehr ausdrücklich wirbt er um den Besuch von Kindern: (https://zoo-halle.de/veranstaltungen/halloween-im-zoo/) Dass die teils kitschigen, teils fürchterlichen und brutalen Inszenierungen nicht nur eine Frage ist, über die man geschmacklich streiten kann, findet eine Diplompädogogin, deren Schreiben an die Staatsanwaltschaft der Redaktion vorliegt. Nachdem sie offenbar vergeblich das Jugendamt der Stadt Halle versucht hat, zum Einschreiten zu bewegen, wendet sie sich nun an die Staatsanwaltschaft mit einer Strafanzeige. Angezeigt sind der Direktor des Zoos, Dr. Denis Müller, und der Fachbereichsleiter des Jugendamtes, Jörg Baus.

Neben dem Schreiben an die Staatsanwaltschaft hat sie den Medien außerdem einige Fotos zur Verfügung gestellt, die hier gezeigten Fotos stammen aus dem besagten Schreiben.

Auszüge aus dem Schreiben an die Staatsanwaltschaft:

„Seit 2012 werden im Zoo Halle alljährlich rund um den 31. Oktober sogenannte „Halloweennächte“  veranstaltet. Auch in diesem Jahr findet vom 27.-31.10.  eine derartige Veranstaltung statt, bei der der Zoos „gruselig“ umdrapiert wird.  Laut Ankündigung  des Zoos werden die Besucher durch „aufwendige Halloweendekoration sowie die Ausgestaltung mit Spezialeffekten in eine gruselig-mystische Welt entführt“. Tatsächlich hängen überall im Zoo „lebensecht“ wirkende Pappmaschee-Zombies herum, Kunstnebel wabert durch das gespenstisch illuminierte nächtliche Gelände und schaurige Geräusche schallen aus den Lautsprechern. Auf einem eigens aufgebauten „Friedhof“ erhebt sich wiederkehrend ein Vampir aus seinem Sarg, während auf einem „Pfad der Angst“ in Leichentücher gewickelte Totengerippe ihre dürren Hände nach den Besuchern ausstrecken. In einem der Tierhäuser, in dem Krokodile gehalten werden, hängen abgebissene Köpfe und Gliedmassen von der Decke, aus einem zerfetzten Torso quellen die Eingeweide heraus. Im Raubtierhaus sind die Scheiben vor den Löwen- und Tigerkäfigen mit Blut verschmiert, an den Wänden hängen menschliche Skelette und Totenköpfe.

 Neben den Horrorgestalten aus Kunststoff und Pappmaschee läuft entsprechend verkleidetes Zoopersonal durch das Gelände, mit dem Auftrag, den Besuchern „live“ einen Schauer über den Rücken zu jagen. Dabei wird auf junge Besucher, viele im Kindergarten- oder Grundschulalter, keinerlei Rücksicht genommen: immer wieder blickt man in verstörte oder weinende Kindergesichter, wenn versteckt hinter einem Baum eine Hexe steht oder aus einem Gebüsch plötzlich ein  halbverwester Untoter hervorspringt.  Für nicht wenige Kinder dürfte der Zoobesuch an Halloween zu womöglich länger anhaltenden Angst- und Panikzuständen führen (mit Herzrasen, Atemnot, Schlaflosigkeit, Albträumen, Einnässen, Stottern etc.). Die möglichen  Spätfolgen solcher Horrorerlebnisse sind überhaupt nicht absehbar.“

Mit Schreiben vom 10.m.c. hat Fachbereichsleiter Bildung-51Baus geantwortet, es werde eine „Abstimmung zwischen dem Bereich Sicherheit, dem Leiter des Zoos Herrn Müller sowie dem Fachbereich Bildung (Jugendamt)“ geben, von deren Ergebnis ich „unaufgefordert und zeitnah“ unterrichtet werde.  

Bis heute habe ich nichts weiter gehört, so dass zu befürchten steht, dass die für dieses Jahr geplanten „Halloweennächte“ im Zoo Halle in unveränderter Forum und insofern massiv kindeswohlgefährdend durchgeführt werden. Ich fordere Sie auf, der möglichen Kindeswohlgefährdung im Zoo Halle im Rahmen Ihrer gesetzlichen Verpflichtung präventiv entgegenzutreten.

 Ich habe mit Schreiben vom 5.m.c. das Jugendamt aufgefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, Kinder, die von ignoranten oder verantwortungslosen Eltern oder sonstig Sorgeberechtigten an Halloween in den Zoo Halle geführt werden, vor möglichen Schäden zu bewahren. Kindern unter acht Jahren sei zu ihrem Schutz der Zutritt zum Zoo an diesen Tagen kategorisch zu untersagen.

Bis heute habe ich nichts weiter gehört, so dass zu befürchten steht, dass die für dieses Jahr geplanten „Halloweennächte“ im Zoo Halle in unveränderter Forum und insofern massiv kindeswohlgefährdend durchgeführt werden. Ich fordere Sie auf, der möglichen Kindeswohlgefährdung im Zoo Halle im Rahmen Ihrer gesetzlichen Verpflichtung präventiv entgegenzutreten.

 

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