Viel Spaß mit Hasi: Eine bunte Parade mit 50 lustigen Teilnehmern und ganz viel Polizei

2. Juni 2018 | Rezensionen | Keine Kommentare

Es hätte auch alles schief gehen können, doch die Gewitterfront war gerade vorübergezogen, als sich etwa 50 Aktivisten sich, teils in bunter Verkleidung, heute gegen 17:00 Uhr vor der Hafenstraße versammelten. Der Demonstrationszug, der eher an einen versprengte Karnevalstruppe  erinnerte, vielleicht mit Anklängen an Christopher-Street-Day, setzte sich in Bewegung. Nur wenige Eingeweihte wissen, dass das folgende Programm ein Teil der Händel-Festspiele ist.  Zur orchestralen Besetzung der Equipage gehören unter anderem drei „Lauties“, die im Publikum in dieser sehr gehörigen und seltenen Dichte schon allein für Begeisterung sorgten, und auch für einige Dezibel fröhlicher Tanzmusik. In der rundum stilecht barocken Inszenierung  ging es darum, den immer wieder Beschwerde führenden Anwohnern klar zu machen, was wirklich Anlass einer Beschwerde sein könnte, konnte man im Programmheft lesen .Und so regte man sich durchaus in den Hauseingängen auf , es wurde lauthals auf hallisch gemeckert, man könne ja nicht Schlafen bei dem Lärm, „was Meine, um die Uhrzeit willste schlafen jehn“ rief der nächste aus dem Hauseingang, während es aus den oberen Etagen der Häuser auch Beifallsrufe ob des lustigen Umzugs gab. Auftritt des Deus ex Machina:  nach Informationen aus dem Innenministerium handelt es sich bei den Umzüglern um staatsgefährdende Linksterroristen. Eine knappe Hundertschaft angereister Polizisten bereichert nun den  Demonstrationszug, mit ihren strengen Gesichtern und dem einstudierten martialischen Schritt unterstrichen sie sehr überzeugend das ernste Anliegen der Inszenierung. Insgesamtbesonders überzeugend waren aber auch die Statisten: sie gaben die  ansässigen Hafenstraßenbewohner, die nicht nur Linksterroristen zu befürchten haben, die ihr gewohntes Leben stören könnten. Eine Investorengruppe setzt gerade Hochhäuser in ökonomischer Dichte ( Kulisse: wunderbar, sehr minimalistisch, die Idee mit den Pappkartons war ein wunderbarer Einfall) in das ehemals idyllisch am Saaleufer gelegene Stadtviertel. Hörbare Proteste dagegen regten sich  nicht, das darf man dem Chor der Hafensträßler anlasten, es ist ausbaufähig. Alles in Allem: eine wunderbare Inszenierung, die sicher nicht von jedermann verstanden wird, auch wenn er Teil ihrer selbst ist.

 

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben