Mit „Böse Katze“ und Dicke Zicke“ auf Francois Villons Spuren

17. August 2016 | Rezensionen, Veranstaltungen | Keine Kommentare
Klaus Adolphi singt Villon

Klaus Adolphi singt Villon

Da hatte sich Klaus Adolphi was ziemlich Gewaltiges vorgenommen: Mit Balladen und Lieder des bedeutenden französischen Dichters Francois Villon, der von 1431 bis mindestens 1463 lebte, versuchte er am 16.8.2016 im nt Halle dessen abenteuerliches Leben nachzuzeichnen. Zitierend, erzählend, singend oder instrumental malte Adolphi auf seine Art ein musikalisches Bild von der schillernden Dichterpersönlichkeit.

Villon glitt nach guter Schulbildung in Paris ab in das akademische Proletariat der Stadt und schloss sich einer der kriminellen Banden, der Gaunermafia der Coquillards an. Obwohl wiederholt verhaftet und verurteilt wurde ihm aus der Patsche geholfen. Aber eine Rückkehr ins bürgerliche Leben misslang. Schließlich schon in der Todeszelle sitzend schrieb er einige Balladen mit „Galgenhumor“, wurde aber begnadigt und verschwand in der Verbannung.

In den ersten Jahrzehnten nach Villons Verschwinden wurden einige seiner Werke durch Literaturliebhaber erhalten und verbreitet. Nach ca. 1550 geriet Villon weitgehend in Vergessenheit. Als Autor von Bedeutung wiederentdeckt wurde Villon zur Zeit der Romantik. Die verschiedenen deutschen Übersetzungen tun sich häufig schwer mit der Wiedergabe des Gaunerjargons, gehen recht freizügig mit den Originaltexten um oder dichten sogar was hinzu. Man muss betonen: Interpretationen und Vertonungen sind frei erfunden. Dass Villon selbst gedichtete Lieder vorgetragen habe, ist weder durch entsprechende Aussagen Villons noch durch erhaltene Texte oder sonstige Zeugnisse belegt. Die rund 25 Balladen, die von ihm bekannt sind, eignen sich vom Inhalt her eigentlich nicht für eine Vertonung. Klaus Adolphi, Kopf der Bands „HORCH“ und „ABERLOUR´S“, setzte seine Stimme, diverse Gitarren und Lauten sowie Aufnahmetechnik gekonnt ein, um diverse Balladen auf seine Art erklingen zu lassen. Es gelang ihm auch, das zahlreich erschienene Publikum zum Mitsummen und Singen von „Dicke Zicke“ bzw. „Böse Katze“ zu bewegen, so dass mit seiner Loop-Technik richtig füllige Songs entstanden. Wie perfekt man das machen kann, hatten kürzlich im Kultursommer die „Songbirds“ gezeigt.

Hier und da etwas holprig, aber insgesamt sehr ambitioniert und ideenreich zog Klaus Adolphi sein Musikprogramm ohne Pause durch. Er verwendete „entschärfte“ Übersetzungen der Villon-Texte. Ein paar dem Original nahen deftigen Übersetzungen hätten beispielhaft aber den provokanten Ganovenstil Villons vermitteln können. Die Besucher dankten Adolphi für die Premiere seiner bemerkenswerten Solo-Präsentation mit ausgiebigem Beifall.

Adolphi - Stimme und Songs passten

Adolphi – Stimme und Songs passten

Adolphi animiert Publikum zum Mit-Schnipsen

Adolphi animiert Publikum zum
Mit-Schnipsen

Multiinstrumentalist Adolphi begleitete sich u.a. auf dieser Laute

Multiinstrumentalist Adolphi begleitete sich u.a. auf dieser Laute

Publikum klatschte begeistert mit

Publikum klatschte begeistert mit

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