„Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt“

Sachsen-Anhalt kann auf eine der ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands zurückblicken. Seit der ersten nachweislichen Niederlassung von Juden in Magdeburg im Jahre 965 kam es in der Folgezeit zu zahlreichen jüdischen Ansiedlungen, deren Fortbestand jedoch immer wieder Brüchen und Verwerfungen ausgesetzt war. Erst mit der Aufklärung im 18. Und später im 19. Jahrhundert stabilisierte sich das jüdische Leben in der Region und es entwickelte sich eine blühende jüdische Kultur- und Bildungslandschaft. Die Shoa in den 1940er Jahren führte jedoch zur Vernichtung dieses jüdischen Kulturraums und beendete damit auch eine Periode jüdisch-christlichen Miteinanders in der Region. Inzwischen ist das jüdische Leben nach Mitteldeutschland zurückgekehrt.

Am 18. und 19. November 2021 fand in Halle die Tagung „Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt. Kultur – Musik – Gelehrsamkeit“ statt. Die Veranstalter wollten nicht nur auf Defizite in der jüdischen Forschung und der kollektiven Erinnerung aufmerksam machen, sondern zugleich religiöse und intellektuelle Strömungen aufzeigen und anhand von Erinnerungsorten aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen mit neuen Forschungsprojekten bekanntmachen.

Der umfangreiche Tagungsband ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen und versammelt sämtliche 14 Vorträge und Beiträge von Vertretern der Architekturgeschichte, Geschichtswissenschaft, Jüdische Studien, Musikwissenschaft, Pädagogik, Philosophie und Theologie. So widmen sich einige Beiträge z.B. der synagogalen Musik in Sachsen-Anhalt, der Halberstädter Austrittsorthodoxie, dem jüdischen Philosophen Emil Ludwig Fackenheim oder Dessau als Zentrum der jüdischen Aufklärungs- und Reformbewegung im frühen 19. Jahrhundert.

Ergänzt wird der Tagungsband durch eine Dokumentations-CD, die einen Videomitschnitt des Konzerts „Klezmer und mehr …“ aus der Aula der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg präsentiert.

Regina Randhofer / Carsten Lange / Kathrin Eberl-Ruf (Hg.): „Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2023, 54,00 €, 376 S., ISBN 978-3-96311-698-8