Geschichte der ostdeutschen Familienunternehmen

24. Juni 2023 | Rezensionen | Ein Kommentar

 

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Kleine und mittlere Unternehmen leisten den wichtigsten Beitrag zu Wohlstand, Ausbildung und Beschäftigung sowie Steuereinnahmen. Darunter sind viele Familienunternehmen, die in Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ein Auf und Ab erlebten. In der Neuerscheinung des Mitteldeutschen Verlages wird ihre Geschichte von 1945 bis heute beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen dabei Familienunternehmen des produzierenden Gewerbes aus den verschiedenen Branchen.

Nicht wenige der in diesem Buch vorgestellten industriellen Familienunternehmen sind bereits im 19. Jahrhundert oder noch früher gegründet worden. Wichtige Zentren waren dabei Chemnitz, Leipzig und Dresden in Sachsen und Ballungsräume im sächsisch-thüringischen Raum sowie im südlichen Sachsen-Anhalt. Bereits mit Kriegsende 1945 wurden in der sowjetischen Besatzungszone zahlreiche Familienunternehmen entweder ganz ausgelöscht oder sie wanderten in den Westen ab. Einen weiteren Einschnitt markierte das Jahr 1972, in dem die letzten noch in privater Hand befindlichen Betriebe des produzierenden Gewerbes, Betriebe mit staatlicher Beteiligung sowie Produktionsgenossenschaften des Handwerks verstaatlicht wurden. Nach der politischen Wende von 1989/90 machten sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer aus Ost und West wieder daran, alte Traditionen wiederzubeleben. Heute sind über 90 Prozent der ostdeutschen Betriebe Familienunternehmen.

Der Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch widmet sich in der reich illustrierten Neuerscheinung den unterschiedlichsten Branchen. Viele davon sind Erfolgsgeschichten trotz widriger Umstände. Die breitgefächerte Palette der vorgestellten Unternehmen reicht von den TT-Modelleisenbahnen der Firma Zeuke & Wegwerth über die Teemarke „Teekanne“, Spreewald-Konserven, die Kösener Spielzeug Manufaktur, Wurzener Nahrungsmittel, das Saatgut-Unternehmen Chrestensen, den Comic-Unternehmer Johannes Hegenbarth bis zur KATHI Rainer Thiele GmbH.

Es ist an der Zeit, die in allen ostdeutschen Bundesländern zu findenden Erfolgsgeschichten mehr in den Blick zu nehmen und zu würdigen. Die mdv-Neuerscheinung ist äußerst informatives und aufschlussreiches Beispiel.

Rainer Karlsch: „Familienunternehmen in Ostdeutschland – Niedergang und Neuanfang von 1945 bis heute“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2023, 34,00 €, 360 S., ISBN 978-3-96311-714-5, Hg. Von der Stiftung Familienunternehmen

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