Fünf Kurfürstinnen und fünf KZ-Insassinnen

7. Oktober 2023 | Rezensionen | Keine Kommentare

Das Schloss Lichtenburg ist ein im 16. Jahrhundert erbautes Renaissanceschloss in Prettin. Es wurde an der Stelle eines früheren Klosters errichtet und diente als Witwensitz für die Kurfürstinnen von Sachsen. Ab 1812 war die Lichtenburg dann kursächsisches Gefängnis und später preußische Strafanstalt. Unter den Nationalsozialisten war hier das Konzentrationslager Lichtenburg von 1933 bis 1937 für Männer, danach bis 1939 für Frauen eingerichtet.

Die mdv-Neuerscheinung „Starke Frauen in der Lichtenburg“ beschäftigt sich ausführlich und mit umfangreichem Bildmaterial mit der wechselhaften Nutzung der weitläufigen Anlage in Prettin. In dem essayistischen Bildband treten fünf Kurfürstinnen, die im Schloss Lichtenburg Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts residierten – Elisabeth von Brandenburg, Anna von Sachsen, Hedwig von Sachsen, Anna Sophie von Sachsen und Wilhelmine Ernestine von der Pfalz –, und fünf Gefangene des Frauen-Konzentrationslagers Lichtenburg aus der Zeit von Dezember 1937 bis Mai 1939 – Amalie Pellin, Lina Haag, Olga Benario, Lotti Huber und Wald-Frieda Weiss – in einen imaginären Dialog über Motive der Ausgrenzung Andersdenkender. Die zehn Frauenschicksale aus der Vergangenheit zeigen, dass Diskriminierung und Verfolgung zu allen Zeiten ein relevantes Thema war und bis heute ist.

Die Porträts werden durch Illustrationen und Beiträge verschiedener Autor*innen wie (Kunst)-Historiker*innen, Hinterbliebener u. a. ergänzt und vertieft. Mehrseitige großformatige Fotostrecken des Fotografen Matthias Ritzmann dokumentieren die Diskrepanz zwischen Renaissanceschloss und KZ-Gedenkstätte.

Petra Reichenbach (Hg): „Starke Frauen in der Lichtenburg“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2023, 30,00 €, 160 S., ISBN 978-3-96311-817-3

 

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