Beziehungsgeschichte der Universitäten Halle und Wittenberg

Die Wittenberger Universität LEUCOREA wurde 1502 gegründet und erlebte danach bis 1580 (und noch einmal von 1605 bis 1615) eine Blütezeit. Sie gehörte damals zu den am meisten frequentierten deutschen Universitäten. Doch ab 1720 verlor die LEUCOREA ihre Beliebtheit. 1817 wurde sie dann mit der 1694 gegründeten Friedrichs-Universität in Halle vereint. Als Zentrum von Pietismus und Aufklärung wurde diese bald eine der bedeutendsten Universitäten ganz Deutschland. Zum 450. Geburtstag des Reformators Martin Luther erhielt die Universität 1933 ihren heutigen Namen: Martin-Luther-Universität.

In der mdv-Neuerscheinung „Lose gekoppelt“ untersucht der Sozialwissenschaftler und Zeithistoriker Peer Pasternack (und als Mitautor der Historiker und Sozialwissenschaftler Daniel Watermann) die Beziehungsgeschichte der beiden Universitäten in Halle und Wittenberg seit 1817. Diese Beziehungen waren bisher noch nie Gegenstand einer systematischen Untersuchung. Die Autoren beleuchten die Folgen und Nichtfolgen der Universitätsvereinigung, die zum Teil bis heute noch wirksam sind.

Die Doppelgeschichte der beiden Universitäten und ihre Auswirkungen werden in sechs umfangreichen Kapiteln unter besonderer Berücksichtigung der jeweils herrschenden politischen Verhältnisse beleuchtet. Über die zwei Jahrhunderte gab es jedoch eine Schräglage zwischen den Partnern – mit eindeutigem Vorrang der Universität in Halle. Der gesellschaftliche Aufbruch 1990 hatte in Wittenberg Hoffnungen erzeugt, es könnte zu einer Wiedereinrichtung des alten Universitätsstandortes kommen. Die euphorischen Hoffnungen erfüllten sich jedoch nicht. Breiten Raum nehmen auch die Universitätsjubiläen der Vergangenheit oder das 500. Reformationsjubiläum 2017 ein. Neben einigen historischen Abbildungen und einer ausführlichen Bibliographie wird die interessante Neuerscheinung durch eine umfangreiche (28 Seiten) Zeittafel ergänzt, die die Daten zur Beziehungsgeschichte von hallescher Universität und Wittenberg von 1817 bis 2023 auflistet.

Peer Pasternack: „Lose gekoppelt – Die Universität Halle-Wittenberg und die Stadt Wittenberg seit 1817: eine Beziehungsgeschichte“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2023, 32,00 €, 328 S., ISBN 978-3-96311-874-6