@meinehood_halle

3. Juli 2019 | Politik | Ein Kommentar

Jugendliche werden in der Kommunalpolitik oft als Störfaktor angesehen. Sie machen Krach, sie machen Dreck, sie benehmen sich nicht so, wie man es von Ihnen erwartet. Das belegen auch Anträge verschiedener Fraktionen im Stadtrat in der Vergangenheit eindrucksvoll, die genau Jugendliche in dieser Rolle sehen. Chancen und Entwicklungen durch Jugendliche werden selten geprüft. Doch genau die Ignoranz der politischen Kaste gegenüber den Bedürfnissen junger Menschen befördert Extremismus, der unterschiedlich ausschlagen kann, ganz nach den Voraussetzungen, die vor Ort vorliegen: Nach rechts, nach links, religiös, esoterisch, oder schlicht kriminell oder gewalttätig. Beteiligung entschärft Extremismus!

Eine Lobby für Jugendliche herstellen, dass möchte das Projekt @meinehood_halle, das von Mai bis November 2019 läuft. Dazu fand am 2. Juli 2019 ein eintägiger Workshops statt, mit dem ein radikaler Perspektivwechsel in der Zusammenarbeit zwischen jungen Menschen und der öffentlichen Verwaltung starten soll. Dafür laden die Franckeschen Stiftungen gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendbeauftragten der Stadt Halle (Saale) und der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt Jugendliche ein, sich in einem mehrteiligen Workshopformat bis November 2019 mit ihren Räumen und Orten im öffentlichen Raum zu beschäftigen. Welchen Raum brauchen sie für ihre Freizeitgestaltung: Wo gehe ich hin, was sind meine Lieblingsorte? Was will ich dort verändern? Wo kann, wo sollte Stadtplanung und Politik agieren? Jugendliche bestimmen Stadtentwicklung mit, das ist das Ziel! Dazu kamen auch Stadtentwickler im Workshop mit den Jugendlichen ins Gespräch.

Nach dem Workshop stellten Anneheide von Biela, stllv. Direktorin der Franckeschen Stiftungen, Mirko Petrick, Kinder- und Jugendbeauftragter der Stadt Halle, Susanna Kovacs, Leiterin des Krokoseum, und Anke Leitzgen, Entwicklerin der App #stadtsache, das Projekt vor.

Für Frau von Biela setzt sich damit die Jugendarbeit der Franckeschen Stiftungen fort, die auch in Ausstellungen mündet, z.B. das aktuelle „hotel global“ oder die zukünftige Ausstellung „Moderne Jugend“. Hier wird Demokratie als Übungsobjekt vermittelt, meinte Herr Petrick. Stadtentwicklungsideen und Bedürfnisse der Jugendliche sollen in die App #Stadtsache einfließen. Für Frau Leitzgen liegt in Halle die besondere Herausforderung darin, dass sich das Projekt als gesamtstädisch sieht, d.h. auch die Ränder sollen miteinbezogen werden. Dazu werden 5 Sozialräume definiert, die mit Jugendlichen arbeiten.

Wir hoffen, dass es zum Stadtrat durchdringt

Wie sollen nun die Inhalte in die App kommen, damit diese an Stadtverwaltung und Stadtrat weitergegeben werden können? Bis Ende September werden die Inhalte von den Jugendlichen in die App hochgeladen. Eine Jury aus Jugendlichen entscheidet dann, welche Ideen weiterkommuniziert werden. Eine Umsetzung durch die Gremien der Stadt Halle können bereits 2020 erfolgen. Der Optimismus der Beteiligten war ansteckend.

Die Jugendlichen selbst, eine Gruppe aus einer 6. Klasse, Oberstufenschüler, Stadtschülerrat, sehen Schulen als Übermittler und Weiterverbreiter des Projektes @meinehood_halle an. Auch die Jugendeinrichtungen sind Weiterverbreiter, da war die Motivation zur Teilnahme am Projekt groß. Dazu wird @meinehood_halle dorthin kommen, um mit den Jugendlichen zu arbeiten.

Außerdem gibt es ein begleitendes Programm. Am 7. November haben die Franckeschen Stiftungen einen „Kommunikationszauberer“ eingeladen, um mit den Jugendlichen zu arbeiten. Am 20. November gibt es dann die Abschlußpräsentation im Freylinghausen-Saal, zu der auch Stadtverwaltung und Stadträte eingeladen werden.

„Wir hoffen, dass es zum Stadtrat durchdringt“, schloss Mirko Petrick die Vorstellung des Projektes.

ToK

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